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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder
Autoren: Hermann Scherer
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Chancen zu achten, kann die größte Chance darin bestehen, für andere eine Chance zu sein.
    Dazu müssen wir nicht Jesus sein, dazu müssen wir nicht im Palästina vor 2 000 Jahren leben. Das geht auch heute. Zum Beispiel vor dem Computer. Meiner Erfahrung nach kann so ein Computer so faszinierend sein, dass der Benutzer geradezu in dem jeweiligen Medium verschwinden kann, ob das nun Ebay, Facebook oder Minecraft oder sonst irgendein Spiel ist. Dann können wir die Zeit vergessen, vollständig in die virtuelle Welt eintauchen und nur noch selbstvergessener Fokus sein.
    Diese Form der Leidenschaft ist erst einmal neutral. Man kann mit ihr wunderbare Werke tun und eine Mission verfolgen – oder sich verlieren. Ich weiß das, denn an mir ist ein Zocker verloren gegangen. Ich habe einmal ein Spiel auf einer CD geschenkt bekommen, das war die Bombe! Absolut faszinierend. Ich habe mich samstagvormittags hingesetzt, um das Spiel mal auszuprobieren. Das war so sensationell. Ich bin zwischendurch nur mal zum Kühlschrank und mal zur Toilette gewankt, wie schlafwandelnd. Und plötzlich war es Sonntagmorgen 7 Uhr. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich nicht geschlafen hatte. 20 Stunden am Stück hatte ich gespielt. Und die Anziehungskraft war so stark, dass ich sofort weitermachen wollte, es zog mich magisch an.
    Das machte mir dermaßen Angst, dass ich die CD auswarf und sie umgehend meinem Bekannten zurückbrachte. Ich warf sie ihm in den Briefkasten mit einem Zettel daran: »Großartig! Aber zu großartig für mich. Nie mehr wieder!«
    Es war wie eine Besessenheit, die augenblicklich von mir Besitz ergriffen hatte und die ich mir gewaltsam austreiben musste, um nicht mit Haut und Haaren aufgefressen zu werden.
    Wenn Sie etwas Sinnvolles finden, etwas, das für andere einen Nutzen erbringt und für das Sie eine solche Besessenheit entwickeln können, dass es Sie mit Haut und Haaren frisst, dann haben Sie das große Los gezogen!
    Aber genau in diesem Effekt liegt die größte Chance unseres Lebens: Wenn Sie etwas Sinnvolles finden, etwas, das für andere einen Nutzen erbringt und für das Sie eine solche Besessenheit entwickeln können, dass es Sie mit Haut und Haaren frisst, dann haben Sie das große Los gezogen! Dann wissen Sie, wofür Sie leben. Dann können Sie alle Kontroll- und Warnlampen im Kopf ausschalten und sich Ihrer Mission mit größter Leidenschaft hingeben. Dann leben Sie jederzeit mit größter Hingabe. Wie Jesus von Nazareth.
Einen warmen Hasen schenken
    Immer wenn ich meine kleine Tochter abends ins Bett bringe, dann wünscht sie sich, dass ich mich neben ihr Bettchen lege, damit sie mich mit der einen Hand halten kann und mit der anderen Hand ihren warmen Hasen. Ich wusste bis vor Kurzem gar nicht, dass es warme Hasen gibt. Dieser warme Hase ist ein Wärmstofftier, ungefähr 30 cm groß und aus einem samtig weichen Fell. Innen ist eine natürliche Hirse-Lavendel-Füllung, die man entweder 90 Sekunden lang in der Mikrowelle oder einige Minuten bei circa 100 Grad im Backofen aufheizt. Danach verströmt dieser Hase zwei Stunden lang eine angenehme, natürliche Wärme. Und so ist die Forderung meiner Tochter kurz vor dem Bettgehen immer zweierlei – erstens Hand halten und zweitens »Hase warm«. Ich halte das für sensationell, mit einem warmen Hasen in der Hand einzuschlafen und die Wärme und den Lavendelduft zu spüren.
    Ich bin ja eine Heulsuse, ich heule ja sogar bei
Dirty Dancing
und solchen Filmen. Und abends liege ich dann eben am Bettchen meiner Tochter, sehe den warmen Hasen und das Mädchen und heule. Wenn meine Tochter so einschläft, ist das für mich immer ein Augenblick totaler Präsenz, der so echt ist, dass er kaum auszuhalten ist. Oft schlafe ich dann selber ein.
    In diesen Augenblicken stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr. Ich hätte selbst auch gerne einen warmen Hasen. Und darum frage ich Sie: Welchen warmen Hasen haben Sie? Und: Muss unser Lebensauftrag nicht der sein, möglichst vielen Menschen einen warmen Hasen zu schenken? Was auch immer es jeweils ist?
    Jedenfalls kann man aus solchen Momenten – und Sie werden sie in Ihrem Leben auch kennen – doch etwas mitnehmen. Auch auf die Arbeit. Denn Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe.
    »Und wenn ihr nicht mit Liebe, sondern nur mit Widerwillen arbeiten könnt, lasst besser eure Arbeit und setzt euch ans Tor des Tempels und nehmt Almosen von denen, die mit Freude arbeiten«, sagte Khalil Gibran, der
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