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Schattierungen von Weiß

Schattierungen von Weiß

Titel: Schattierungen von Weiß
Autoren: Ki-Ela Stories
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den letzten Tagen hatte er diese Rede schon oft hören müssen.
    Er umarmte noch einmal seine Mutter, klopfte seinem Vater auf die Schulter und schwang sich dann hinters Steuer des Oldtimers, der für die nächsten Wochen sein Zuhause sein würde.
    Als er den Zündschlüssel drehte und das Röhren des Motors hörte, überkam ihn ein ungeheures Glücksgefühl. Was ihn erwartete, das wusste er nicht. Er wollte einfach nur weg und ließ sich überraschen, wohin ihn sein Weg führen würde.
    Endlich mal nichts planen, keine festen Zeitpläne einhalten – keinerlei Verpflichtungen oder Rechtfertigungen. Er würde diese Zeit genießen – und wie!
     
     
     
    Mia trat aus der Praxis der Psychotherapeutin heraus und atmete erst einmal tief durch. Die Therapiestunde war ganz okay gewesen und Frau Müller war nett, aber Mia würde sie trotzdem nicht mehr wieder sehen, geschweige denn die Praxis betreten. Ihr nächster Termin würde in anderthalb Wochen sein, bis dahin war Mia schon lange nicht mehr hier.
    Sie lächelte in sich hinein und schlug dann die Richtung ihres Appartements ein. Sie hatte schon alles gepackt, dafür hatte sie sich extra einen großen Rucksack gekauft. Leider passten nicht all die schönen Bildbände über Marokko hinein, sie musste sich schweren Herzens für einen entscheiden, sonst würde ihr Gepäck auch zu schwer werden.
    Mia räumte den Kühlschrank aus, stopfte ihr en Proviant in den Rucksack und überprüfte noch einmal, ob sie alle Fenster geschlossen hatte. Das Bett hatte sie heute Morgen schon abgezogen, sie hatte ganz gut darin schlafen können, auch wenn die ersten Nächte, die sie hier verbracht hatte, doch recht ungewohnt gewesen waren.
    Mia war das Alleinsein einfach nicht gew öhnt, aber auch das würde schon noch kommen, da war sie ganz zuversichtlich.
    Sie warf noch einen Blick auf das kleine Appartement, das sie zusammen mit der Sozialarbeiterin etwas wohnlicher gemacht hatte. Aber Mia war da schon klar gewesen, dass sie sich dort erst mal nicht länger aufhalten würde.
     
     
    Es war ein schöner Sommertag, die Sonne lachte und schickte ihre wärmenden Strahlen auf die Erde. Kein Wölkchen zeigte si ch am Himmel, Mia nahm es als gutes Omen.
    Als gutes Omen für ihr neues Leben. Sie lachte fröhlich auf, dass sich Passanten nach ihr umdrehten, registrierte sie nur am Rande - dann ging sie einfach los.
     

4
     
    Levin hatte das Fenster hinuntergekurbelt, der Fahrtwind veranstaltete einen Mordslärm in dem alten Hanomag, doch ohne Frischluft ließ es sich in dem Gefährt nicht aushalten, denn eine Klimaanlage besaß es natürlich nicht.
    Levin tuckerte auf der rechten Spur der Autobahn entlang, gerade so schnell, dass ihn nicht alle LKWs überholen konnten. Er hatte es ja nicht eilig, er wusste ja noch nicht einmal, wohin er überhaupt fahren wollte.
    Er hatte beschlossen, alles spontan zu machen, ohne ein festes Ziel, entschied an den Schildern der Autobahn, welche Richtung er einschlagen würde.
    Es war herrlich, so frei in seinen Entscheidungen zu sein.
     
    Er steuerte eine Raststätte an, irgendwie hatte er Hunger auf was Süßes, und die Toilette könnte er auch mal wieder aufsuchen.
    Es war ganz ordentlich was los auf de m Rastplatz, man merkte, dass Ferienzeit war. Als Levin einen Parkplatz gefunden hatte und aus dem Hanomag kletterte, bemerkte er wieder die neugierigen Blicke einiger Passanten. Der alte Hanomag zog schon die Aufmerksamkeit von autobegeisterten Männern auf sich, ein paar Mal war er schon auf ihn angesprochen worden, wenn sein alter Herr das mitbekommen hätte, wäre er wohl vor Stolz geplatzt.
     
    Auf dem Weg zu den Toiletten fiel ihm eine junge Frau auf, sie saß auf einer Bank und wühlte in ihrem Rucksack. Sie war ganz in weiß gekleidet und summte ein Lied vor sich hin, doch Levin schenkte ihr keine weitere Beachtung.
    Als er sich im Restaurant mit Schokolade eingedeckt hatte und wieder nach draußen trat, bemerkte er, dass sie immer noch auf der Bank saß. Levin musterte sie kurz, sie war ganz blass im Gesicht und hatte Ränder unter den Augen, aber sie hatte bemerkenswert schöne blonde Haare.
    Er fragte sich, ob sie wohl eine Ärztin war oder so etwas in der Art, die trugen doch immer weiße Hosen und T-Shirts.
    Levin musste direkt an ihr vorbeilaufen, als er sie passierte, entdeckte er ein Pappschild mit der Aufschrift ‚Marokko’.
     
    Er stutzte, jetzt blieb er vor Verwunderung doch stehen. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken, sondern war
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