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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah
Autoren: Jacquelyn Frank
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ließ. Es war gehaltvoll und trug die Kraft in sich, die sie besaßen. Aber obwohl sie manchmal mehr Bestie war als Frau, brauchte sie kein Blut, um zu überleben, wie die Vampire. Sie war die Stärkste aus ihrem Volk, und dieses Verlangen konnte sie überwinden.
    Wenn nur nicht so viel davon in ihre Sinne gedrungen wäre.
    Sie musste jetzt klar denken, musste handeln. Als sie sich in das hohe Gras kniete und versuchte, ihre animalische Natur unter Kontrolle zu halten, lag der Kriegerdämon, den sie als Elijah kannte, im Sterben. – Ja, er war schon fast tot. Es war ein erschütternder Anblick. Vor sechs Monaten noch hatte sie Seite an Seite mit diesem Krieger gekämpft und sein Können, seine Kraft und seine unleugbare Stärke erlebt. Wie hatte so etwas nur geschehen können?
    Siena streckte zögernd die Hand aus, und ihre Finger fuhren durch die goldgelben Locken, die etwas heller waren als ihre und nur schulterlang, während ihre bis über die Hüften fielen. Dann griff sie sich ins Haar, nahm eine lange Strähne zwischen die Zähne und riss mit den Eckzähnen eine über zwei Zentimeter dicke Locke aus seidigem Gold ab. Die Locke wand sich um ihr Handgelenk und um ihren Unterarm, als wolle sie sich nicht vom Körper lösen. Sie warf den Kopf zurück, ohne auf die kleinen Blutstropfen zu achten, die von den abgerissenen Haaren an ihrem Kopf spritzten. Sie beugte sich über den Dämon und öffnete sein einst so feines Seidenhemd. Sie leckte sich langsam über die vollen Lippen, während sie die gelockte Strähne aus goldenem Haar nahm und sie kreisförmig auf die Wunde legte wie ein festes Gewebe, bis sie ganz bedeckt war.
    Blut sickerte in die goldenen Fasern und vermischte sich mit den Tröpfchen, die aus den abgetrennten Enden quollen. Sofort bildete sich Schorf auf der Wunde, und die Haare wurden zu einem rot-goldenen Verband, der fest auf dem klaffenden Loch haftete und es wirkungsvoll verschloss.
    Im Moment konnte sie nichts gegen seinen Blutverlust tun. Aber sie konnte ihn auch nicht da lassen, wo er war, falls seine Angreifer beschlossen, zurückzukommen und ihm den Rest zu geben. Sein Atem war so flach, dass sie ihn nur dank ihres scharfen Gehörs wahrnahm. Zum Glück kannte sie sich gut aus in diesen Wäldern und wusste, wo sich eine passende Zuflucht befand. Wenn sie dort war, würde sie sehen, was sie tun konnte, um ihm zu helfen.
    Was der Dämon auf dem Territorium der Lykanthropen gemacht hatte, musste sie später herausfinden. Jetzt galt es, ihn erst einmal vor der einsetzenden Morgendämmerung in Sicherheit bringen. Obwohl das Sonnenlicht keine ihrer beiden Arten unter solchen todbringenden Qualen versengte wie die Vampire, war es auch für Schattenwandler nicht angenehm. Auf Dämonen hatte es die gleiche Wirkung wie auf nachtaktive Katzen: Es machte sie träge, faul und lethargisch. Viele Dämonen liebten die Wärme der Sonne und fanden, dass am Tag die beste Zeit war, um es sich gemütlich zu machen und zu schlafen. Leider stellte sich dieses Verhalten oft ganz unwillkürlich ein und führte dazu, dass sie nur noch schlafen wollten, auch wenn sie sich dadurch verwundbar machten. In diesem Fall jedoch konnte jede weitere Schwächung durch Licht die Prozesse im Körper des Kriegers lähmen und damit das Werk seiner Angreifer zu Ende bringen.
    Für die Lykanthropen war die Sonne ein kleines bisschen schädlicher. Gestaltwandler wurden im hellen Tageslicht krank und bekamen buchstäblich eine Sonnenvergiftung. Da sie eine Spezies waren, die nach den Mondphasen lebte, schien es nur konsequent zu sein, dass die Sonne ihnen unnatürlich vorkam. Und als halbe Raubkatze hatte Siena umso mehr den Drang, aktiv zu sein, wenn die Dunkelheit am tiefsten war, und sich schlafen zu legen, wenn das Tageslicht ihr schaden konnte. Wenn sie sich vorwiegend im Schatten aufhielt, war ihre Widerstandskraft gegen die Sonne größer, aber das mochte sie nicht sehr.
    Siena musste sich für den besten und kürzesten Weg entscheiden, um dorthin zu gelangen, wo sie den Heerführer behandeln konnte. Ihr Volk war zu weit entfernt, als dass sie es bis dorthin schaffen könnte, und es war niemand hier außer ihr. Es wäre gut gewesen, wenn sie Hilfe gehabt hätte, einen Ort, an dem man sie bei seiner Pflege hätte unterstützen können. Aber die Sache war zu dringend. Die ideale Lösung, ihn zu seinem eigenen Volk zu bringen, schied gänzlich aus, da sein Volk noch weiter weg lebte als ihr eigenes. Außerdem hielt sich der
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