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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon
Autoren: Jacquelyn Frank
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einfach vergeben kann.“
    „Keine Sünde, die eine Seele tausend Jahre mit sich herumgetragen hat, ist so groß, dass man sie nicht vergeben könnte, Gideon.“ Seine blauen Augen wurden noch ein wenig dunkler. „Zumindest ist das meine persönliche Hoffnung.“
    Gideon wies den Vampir nicht noch einmal zurecht. Sie beide hatten genug Schuld auf sich geladen, und keiner von ihnen brachte es über sich, jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer beim anderen zu zerstören. Es war ohnehin recht seltsam, dass sie nach so langer Zeit überhaupt noch einen Funken Hoffnung hegten. Gideon hatte immer vermutet, dass es sich dabei um eine Art Selbstschutz handelte. Er war ein durch und durch zynisches Wesen, und niemand, der ihn auch nur ein wenig kannte, hätte das bestritten. Aber alle wären sicherlich schockiert gewesen zu erfahren, dass es in dem Dämon etwas gab, das auf Vergebung wartete. Gideon war nicht daran gewöhnt zu erklären, was er tat, oder sich dafür zu entschuldigen. Er war der Älteste und Mächtigste seiner Art. Diese Stellung gab ihm das Vorrecht, immer tun und lassen zu können, was er wollte. Man ging davon aus, er sei in seinem hohen Alter so weise, das Richtige zu tun.
    Das beste Beispiel dafür war seine Anwesenheit im Versteck des Vampirs, der ihm gegenübersaß. In seiner eigenen Gattung entsprach seine Position und seine Macht der von Gideon. Auch wenn Vampire und Dämonen keine Feinde waren, so waren sie doch auch keine besonderen Freunde. In beiden Gattungen gab es Leute, die der jeweils anderen wenig Toleranz entgegenbrachten oder die sie sogar bekämpften. Aber das war zwischen unterschiedlichen Gesellschaften schon immer so gewesen. Solange es auf der Welt den freien Willen gab und starrköpfige Ignoranz, würde es nie einen wirklichen Frieden geben, auch nicht zwischen Rassen, die schon so lange lebten, die so mächtig waren und so bekannt für ihre Intelligenz und ihre Vernunft.
    Das waren Schwächen, die die beiden trocken als ihre „eher menschlichen“ Züge bezeichneten.
    „Und was deine andere Frage angeht, Damie n … es ist bis jetzt noch nicht ganz klar, mit wie vielen Nekromanten wir es dieses Mal zu tun haben. Doch die Erfahrungen der Vergangenheit und einige Befragungen zeigen mir, dass es in letzter Zeit erheblich mehr geworden sind. Nur durch ihre letzten Aktionen sind wir überhaupt auf sie aufmerksam geworden.“
    „Hat es Abberufungen gegeben?“, fragte Damien unruhig. Eine Abberufung, wenn ein Nekromant einen Dämon entführte und ihn gefangen hielt, war das schrecklichste Schicksal, das es für einen Dämon gab. Wenn ein Dämon in die Gewalt eines Nekromanten geriet, wurde er mit einem abscheulichen schwarzen Zauber belegt und verwandelte sich, egal, wie intelligent, gebildet oder mächtig er war, in ein widerwärtiges hirnloses Monste r – das genaue Abbild eines Dämons, wie die Menschen ihn sich gemeinhin vorstellten. Das Ergebnis dieser Verwandlung durch die Nekromanten hat zweifellos das Bild der Menschen von den Dämonen im Laufe der Jahrhunderte geprägt. Jeder Mythos enthielt stets auch ein Körnchen Wahrheit.
    Die Schattenwandler waren der lebende Beweis dafür.
    „Ein paar“, erwiderte Gideon grimmig. „Ich kann dir gar nicht sagen, was für Folgen das für meine Rasse gehabt hat.“
    „Das brauchst du mir auch nicht zu sagen. Nekromanten beschränken sich in der Regel ja nicht nur auf Dämonen, wie du weißt. Zweifellos werden wir bald auch die Asche von meinesgleichen finden, die man in der Sonne festgebunden hat. Ganz zu schweigen von blutigen Überresten von Lykanthropen und anderen Schattenwandlern.“
    „Der einzige Trost, den ich im Moment für dich habe, ist die Tatsache, dass seit der Entführung der Schwester unseres Königs keine weiteren Abberufungen mehr stattgefunden haben“, sagte Gideon. „Seitdem haben die Nekromanten geschwiegen.“
    „Schweigen kann genauso bedrohlich sein wie die Tat“, bemerkte Damien. Die Ringe an seinen Fingern schlugen mit einem hellen Ton gegen den Rand des Kristallglases.
    „Da gebe ich dir recht. Sie sind eine arrogante Spezies, diese schwarzen Magier. Sie werde nicht lange schweigen. Höchstens so lange, bis sie sich neu formiert haben. Deswegen bin ich gekommen, um dich zu warnen, Damien. Ich weiß, dass sie zurückkehren werden, und wir müssen alle darauf vorbereitet sein.“
    „Ich weiß das sehr zu schätzen. Ich werde meine Leute alarmieren.“

1
    „S iddah! Siddah Legna!“
    Magdelegna wandte
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