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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon
Autoren: Jacquelyn Frank
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Quecksilber. Gideons Gesichtszüge, alterslos und edel, verrieten nichts darüber, dass er schon seit einem Jahrtausend auf der Welt war. Bei seinen Augen war das anders. Und da Dämonen einen eher dunklen Hautton hatten, wirkten Gideons Augen noch intensiver.
    Der uralte Dämon hatte außerdem Haare, die von einem unglaublich makellosen Silber waren und die ihm bis zu den Schultern reichten. Er hatte sie mit einem dünnen braunen Lederband zurückgebunden. Bei Menschen wäre diese Haarfarbe ein Zeichen des Alters gewesen, aber der Vampir wusste, das Gideon bereits damit geboren worden war und dass er für den Rest seines Lebens kaum älter aussehen würde als fünfunddreißig. Vielleicht ein bisschen mehr Richtung vierzig, wenn man den Blick seiner wissenden Augen in Betracht zog.
    „Falls du dich in irgendeiner Weise beleidigt gefühlt hast, Damien, entschuldige ich mich in aller Form“, erklärte der Dämon höflich, und seine tiefe Stimme erfüllte den großen Raum bis in den letzten Winkel.
    Mit einem Schnalzen seiner Zunge und einer wegwerfenden Handbewegung überging Damien diesen Gedanken.
    „Wir leben schon viele Jahrhunderte lang, Gideon. Wir haben längst gelernt, nicht beleidigt zu sein, wenn einer von uns sich aus irgendeinem Grund in die Einsamkeit zurückzieht.“ Damien sah den Dämon, der ihm gegenübersaß, aus schmalen Augen an. „Aber ich muss gestehen, dass ich neugierig bin, den Grund zu erfahren.“
    „Ich fürchte, der Anlass ist nicht so angenehm, wie ich es mir gewünscht hätte“, erwiderte Gideon. „Ich bin hier, um dich zu warnen.“
    „Um mich zu warnen?“ Damien hob eine elegant geschwungene Braue.
    „Ja. Eine Warnung vom Urältesten meiner Rasse an den Urältesten deiner Rasse.“
    Damien beantwortete Gideons Hinweis mit einem graziösen Nicken.
    „Trotz der enormen Unterschiede zwischen unseren beiden Rassen, Gideon, haben du und ich immer sehr viel gemeinsam gehabt.“
    „Und es sind die Gemeinsamkeiten, die mich heute zu dir führen. Es ist ein gemeinsamer Feind.“
    Bei dieser Enthüllung straffte sich der Vampir plötzlich angespannt.
    „Nekromanten!“ Es war keine Frage. Die beiden lebten schon viel zu lange, als dass sie nicht gewusst hätten, was für den anderen von Wichtigkeit war. „Verdammt“, zischte Damien, sprang auf und ging unruhig in seiner palastartigen Höhle auf und ab. „Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte spüren müssen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist!“
    „Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Gideon mit fragend gehobenen Brauen.
    „Gerard ist verschwunden. Ich hatte gedacht, er sei vielleicht nur abgetaucht, wie meine Leute es von Zeit zu Zeit tun, aber Gerard war gerade aus einem jahrhundertelangen Schlaf aufgewacht, deswegen kam es mir seltsam vor.“
    „Es kann immer noch sein, dass genau das passiert ist.“
    „Möglich“, stimmte der Vampir ihm zu, „aber er ist nicht der Einzige, der vermisst wird. Und du weißt genauso gut wie ich, dass das wahrscheinlich kein Zufall ist. Hast du eine Ahnung, mit wie vielen wir es diesmal zu tun haben?“ Der uralte Vampir blieb stehen, ballte die Fäuste, und in seinen Augen flackerte Wut auf über diese abscheulichen menschlichen Magier, die seit Jahrhunderten die Schattenwandler heimsuchten. „Wie dumm von mir zu hoffen, dass die Nekromanten für immer verschwunden sind, nur weil wir im vergangenen Jahrhundert keine Probleme mit ihnen gehabt haben. Es ist mir auch jetzt noch peinlich, darüber zu sprechen.“
    „Du bist auch nicht dümmer gewesen als wir alle“, erklärte Gideon düster. „Ich bin am lächerlichsten von allen.“
    Der Dämon schwieg einen ganze Weile, und Damiens übernatürliche Sinne brummten geradezu, als er unterbewusst die verstörten Emotionen des Dämons auffing. Aus Respekt würde Damien allerdings niemals versuchen, Gideons Gedanken zu lesen.
    „Und gleichzeitig“, fuhr Gideon mit so unbewegter und emotionsloser Stimme fort wie immer, „haben wir entdeckt, dass es doch noch immer Druiden gibt.“
    „Druiden?“
    Das überraschte Damien nun wirklich. Seit einem ganzen Jahrtausend hatte niemand mehr einen Druiden gesehen. Ihr erneutes Auftauchen war noch viel unwahrscheinlicher als die beunruhigende Nachricht über die Nekromanten. Damien wusste sehr wohl, dass Dämonen und Druiden vor langer Zeit in einen fürchterlichen Krieg verwickelt gewesen waren, in dessen Verlauf die Dämonen alle Druiden ausgelöscht hatten.
    „Woher weißt du das?“,
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