Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
der die ewigen Feinde der Zwerge, die Gnome, Kanonen aufgestellt haben. Die Gnome mögen das Meer zwar nicht sonderlich, doch die Liebe zum Gold überwiegt selbst die Abneigung gegen das Salzwasser. Seitdem uns die Burg gegen Feinde vom Meer schützt, haben sich die Miranuächer nicht mehr getraut, ihre Nussschalen in das Feuer von zehn Kanonen zu schicken.
    Bei den drei Sturmangriffen, die man in den letzten dreihundert Jahren auf die Hauptstadt unternommen hat, ist angeblich nicht ein Tor gefallen. Niemand vermag jedoch zu sagen, was geschieht, wenn sich in den Öden Landen die Armee des Unaussprechlichen erhebt und mit ihren Ogern und Riesen gegen unsere Hauptstadt zieht. Das Herzogtum des Krebses dürfte unseren Feinden in diesem Fall wohl zu Hilfe kommen. Doch was soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Wir werden früh genug sehen, was passiert. Ein paar besonders hitzköpfige und verdrehte Burschen wetten allerdings schon heute, wie viele Tore die Schneeoger und Riesen aus der Tundra überrennen werden.
    Auf der äußeren Seite schmiegt sich die Vorstadt an die Mauern. Hunderte winziger Häuser aus Holz und Stein, in die sich all diejenigen zwängen, für die in der Stadt kein Platz war oder die einfach nicht das Geld haben, dort zu leben. Auf der anderen Seite liegen unmittelbar hinter den Mauern die Häuser der Bürger mit mittlerem Geldbeutel, sie bilden die sogenannte Äußere Stadt. An diese schließt die Innere Stadt an, die von einer zusätzlichen Mauer umschlossen wird. Ein paar Mal musste ich schon darüberklettern, wenn eine übereifrige Patrouille es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Schnelligkeit des alten Garrett auf die Probe zu stellen. In der Inneren Stadt leben ausschließlich Aristokraten, hohe Tiere und Magier. Ein beutereiches, wenn auch nicht ganz ungefährliches Pflaster für einen Dieb. In der Inneren Stadt liegt auch der Palast des Königs. Von der Meeresseite her bohren sich das Viertel der Handwerker und jenes der Magier in die Innere Stadt. Schmieden, Gerbereien, Bäckereien, magische Läden, Bibliotheken, Tempel verschiedener Götter und dergleichen mehr. Unmittelbar am Ufer liegt das Hafenviertel mit dem Hafen, den Schiffe aus aller Herren Länder anlaufen. In diesem Teil Awendums gibt es Straßen, die man ohne Kettenhemd und zuverlässigen Schutz besser nicht durchquert. Schon gar nicht nachts.
    Das ist natürlich nur ein Ausschnitt, ein Tropfen Wein in einem Meer aus Schmutz, denn in unserer Hauptstadt gibt es noch hundert weitere Viertel und Orte. An manchen leben nur Magier, an anderen ausschließlich Zwerge, die sich nicht mit den Menschen überworfen haben, nachdem wir mit den Gnomen paktierten. Und dann ist da noch das Geschlossene Viertel, das von einer hohen magischen Mauer umgeben ist. Niemand weiß, was in ihm vor sich geht.
    Das Geschlossene Viertel grenzt ans Hafenviertel an. Es ist die Folge eines Fluchs, der vor rund dreihundert Jahren verhangen wurde und gegen den kein einziger der Erzmagier des Königreichs etwas auszurichten vermochte. Nachdem die Magier eingesehen hatten, dass weder ihre vielgerühmten Feuerkugeln noch sonstiges Blendwerk gegen den schwarzen Schamanenzauber wirkten, rangen sie sich dazu durch, diesen verfluchten Teil mit einer magischen Mauer gegen den Rest der Stadt abzuschirmen. Immer wieder hört man Gerüchte, im Geschlossenen Viertel trieben sich Untote und andere schreckliche Kreaturen herum, doch niemals fand sich jemand, der Manns genug gewesen wäre, diesen Geschichten auf den Grund zu gehen. Zumindest hatte ich nie von jemandem gehört.
    Doch genug damit! Wenn ich erst einmal anfing, die Sehenswürdigkeiten meiner geliebten Stadt aufzuzählen, würde ich bis zum Einbruch der Nacht nicht damit fertig werden.
    Aus einer schmalen Seitenstraße tauchten zwei Schatten auf und kamen auf mich zu. In der Hand des einen funkelte Metall. Das kleine Diebsgesindel wurde immer frecher, jetzt ging es schon in der Dämmerung auf Beutezug. Ich blieb stehen und drehte mich ihnen zu. Die Schatten stockten, der ohne Waffe trat schließlich ins Licht und breitete schuldbewusst die Arme aus. »Tut uns leid, Garrett«, sagte mir dieser Strich in der Landschaft, den ich flüchtig aus dem Messer und Beil kannte. »Wir haben dich nicht erkannt.«
    »Sehe ich vielleicht wie ein reicher Kerl aus?!«, erwiderte ich möglichst finster und lüftete meinen Umhang. Natürlich mit theatralischer Geste, damit er meine Armbrust auch sah. Der verhinderte Räuber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher