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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm
Autoren: Alex Barclay
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Stück Dreck«, sagte er und streckte die Arme aus.
    »Nein«, widersprach Anna und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Überhaupt nicht.«
    »Red keinen Scheiß. Du bist Französin. Du siehst verdammt perfekt aus.«
    Anna wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Du heißt jetzt Anna Lutschisi, hab ich gehört. Schöner Name.«
    »Lucchesi«, verbesserte sie ihn mit einem schwachen Lächeln.
    »Du hast also diesen Cop geheiratet. Der Glückliche. Was für ein verdammt glücklicher Bursche!« Miller grinste. »Haste Lust, mit mir zu vögeln?«
    »Mein Gott, John!«, rief Anna aus und sah sich um. »Was redest du da?«
    »Ich will mit dir vögeln. Ist das so schwer zu begreifen?«
    »Wo ist deine Frau?«
    »Immer noch in Australien. Hat mich rausgeschmissen. Haha! Stell dir vor. Ich wohne wieder hier bei meiner Mutter, oben auf dem Berg. Ist schon verrückt. Ich übernehme jetzt die Leitung der Obstplantage … genau das, was ich mir geschworen hatte, niemals zu tun.«
    »Dein Pech, John.« Anna wandte sich zum Gehen.
    »Du bist ein großartiges Mädchen. Ein wunderbares Mädchen«, rief er ihr hinterher.
    Anna ging weiter. Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht brannte.
    Plötzlich stand Miller hinter ihr, packte sie, drehte sie herum und drückte sie gegen die Wand. Sein Atem stank nach Zwiebeln und Alkohol, und seine Kleidung roch durchdringend nach Fisch. Auf seinem Kinn war ein schmieriger Fleck, und die Mundwinkel waren weiß und verkrustet. Anna stieß den Betrunkenen zurück.
    »John, hör auf ! Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus!«
    »Du warst immer schon ein tolles Weib, Anna … Ich bin scharf auf dich.«
    »Den Eindruck habe ich auch!«, stieß sie hervor und musterte ihn, ohne eine Spur jenes Mannes zu entdecken, den sie einst geliebt hatte.

2. STINGER’S CREEK
     
    North Central Texas, 1978
    »Er beißt dich nicht, Duke. Nicht der Schnabel ist gefährlich, sondern die Krallen. Seine Fänge sind seine Waffen. Ein Wüstenbussard kann so fest zupacken, dass er dir den Arm zerquetscht.«
    Duke sah ängstlich zu seinem Onkel Bill hoch. Bill lächelte.
    »Keine Bange, Solomon tut dir nichts«, sagte er. »Er kennt seine Freunde. Aber wenn er trotzdem nach dir schlägt, erschieß ich ihn.«
    »Das darfst du nicht, Onkel Bill!«, rief Duke.
    Bill kicherte und zerzauste Dukes Haar, bevor er auf den Raubvogel blickte, der auf seinem Unterarm saß, und die Lederriemen löste, mit denen der Bussard festgebunden war. Dann streckte er den Arm aus. Mit kraftvollem Flügelschlag schwang das Tier sich in die Luft. Sie beobachteten, wie es auf einem Baumwollbaum über ihren Köpfen landete.
    »Was ist mit dir, Donnie? Willst du es mal versuchen? Ich glaube, unser Duke hat Angst.«
    Duke kniff wütend die Augen zusammen, rannte an seinem Onkel vorbei, ging auf seinen besten Freund Donnie los, stieß ihn zu Boden und warf sich auf ihn.
    »Ich hab keine Angst!«, zischte Duke.
    »Eh, Dukey, beruhig dich, Junge!«, rief Onkel Bill. »Alles in Ordnung, Donnie?«
    »Klar, Sir.«
    Duke rappelte sich auf, klopfte seine Hose ab und streckte die Arme nach dem Lederhandschuh aus. Bill reichte ihm den Handschuh und nahm ein Stück rohes Fleisch aus dem Ranzen, der über seiner Schulter hing. Er drückte das Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger des Handschuhs und erklärte dem Jungen, was er tun musste.
    »Jetzt streck den Arm aus, an dem du den Handschuh trägst, und dreh die Schulter nach vorn. Dann rufst du den Vogel und wartest, bis er auf deiner Hand landet.«
    Der Junge tat wie geheißen. Solomon stieß aus dem Baum herab, landete auf Dukes Hand und zerrte an dem Fleischbrocken, bis er ihn zu fassen bekam.
    »Jetzt zeig ihm deine geöffnete Hand, damit er weiß, dass du nichts mehr zu fressen für ihn hast.« Duke hielt dem Greifvogel seine zitternde Hand hin.
    »Gut. Jetzt nimmst du die Lederriemen an seinen Beinen und schiebst sie dir zwischen die Finger. Du musst sie gut festhalten, damit er nicht wegfliegen kann.«
    Duke fummelte an den Lederriemen. Solomon schlug mit den Flügeln, blieb aber sitzen, bis Duke die Riemen fest in der Hand hielt.
    »Gut gemacht, Duke. Und jetzt lass ihn fliegen, wie ich ’s dir gezeigt habe.«
    Solomon flog davon.
    Onkel Bill ging zu der gebogenen Stange, auf der sein zweiter Wüstenbussard festgebunden war.
    »So, Sheba, jetzt bist du an der Reihe.« Er ließ den zweiten Vogel frei, der auf einem anderen Baumwollbaum landete und den Kopf von einer Seite auf die andere legte.
    Bill ließ
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