Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
fragte der Schankwirt erschrocken zurück und blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Er hat gesagt, er gehöre zu Euch …«
    »Wer hat das gesagt, Meister Pito?«, fiel ihm Graf Alistan ins Wort.
    »Ich, Mylord Markhouse!« Schandmaul trat mit einem Krug Bier aus der Tür.
    »Du bist ja schnell wie der Blitz!«, staunte Arnch. »Ich habe erst am Abend mit dir gerechnet.«
    »Wie geht’s deiner Freundin?« Lämpler ging an Schandmaul vorbei und verschwand in der Schenke, ohne die Antwort abzuwarten.
    »Ich bin nicht bei meiner Freundin gewesen!«, verteidigte sich Schandmaul halbherzig.
    »Natürlich nicht!«, sagte Marmotte, der Mumr ins Haus folgte. »Du warst in den Pilzen!«
    »Tretet ein, meine Herren! Bitte sehr!« Pito zeigte sich jetzt wieder als Herr der Lage. »Die Zimmer sind bereits vorbereitet!«
    Kli-Kli bedachte unsere Gruppe mit einem Blick aus seinen blauen Augen. »Hat jemand etwas dagegen, wenn ich mit Garrett und Lämpler das Zimmer teile?«, wollte er wissen.
    Natürlich hatte niemand etwas dagegen, denn alle in unserer Gruppe wussten: Je größer der Abstand zum Kobold, desto angenehmer der Schlaf. War Kli-Kli nicht in der Nähe, brauchte man nämlich nicht damit zu rechnen, einen Eimer kalten Wassers übergegossen zu kriegen.
    »Wenn sich Kli-Kli das antun will, bitte sehr«, brummte Hallas und stapfte an uns vorbei.
    »Ich habe damals den kurzen Halm gezogen und muss mit Lämpler in einem Zimmer schlafen«, sagte ich. »Aber warum nimmst nun du diese Tortur auf dich? Hat dir das eine Mal nicht gereicht?«
    »Vielleicht verschafft mir das Geschnarche ja ein ästhetisches Vergnügen«, antwortete Kli-Kli.
    »Klar«, schnaubte ich.
    Kurz nach unserem Aufbruch aus Awendum hatten die Wilden Herzen und ich jeder einen Strohhalm gezogen, um zu entscheiden, wer bis zum Ende unserer Expedition mit Lämpler das Zimmer teilen musste. Nach dem Gesetz der universellen Schweinerei hatte natürlich ich diesen Halm gezogen. Was mich da erwartete, erfuhr ich noch in derselben Nacht, als Lämpler anfing zu schnarchen. Und zwar zu schnarchen, wie es im Buche steht. Viele Menschen auf der Welt schnarchen, aber dermaßen zu schnarchen – das schaffen nur wenige. Lämpler gehörte zu ihnen. Allerdings schnarchte er lediglich in geschlossenen Räumen. Unter freiem Himmel, auf Feldern oder im Wald blieb er stumm wie ein Fisch. Sobald er jedoch ein Dach überm Kopf hatte …
    In der ersten Nacht hatte ich damals einfach kein Auge zutun können, in der zweiten hatte ich mir dann Pfropfen fürs Ohr besorgt und ruhig durchgeschlafen. Kli-Kli war etwas später zu unserer illustren Gemeinschaft hinzugestoßen. Seine erste Nacht unter einem Dach mit Mumr verlief ähnlich qualvoll wie die meine. Obwohl wir unser Lager später stets unter freiem Himmel aufgeschlagen hatten, erinnerte sich Kli-Kli bis heute an das markerschütternde, ununterbrochene Geschnarche. Deshalb erschien sein Wunsch, das Zimmer mit Lämpler zu teilen, gelinde gesagt merkwürdig. Ich war geneigt anzunehmen, der Kobold sei mal wieder auf eine Gemeinheit verfallen – und diese Nacht würde Mumr kein Auge zutun. Im Gegensatz zu Kli-Kli.
    »Du gehst auf unser Zimmer?« Kli-Kli hatte sich am Eingang zur Schenke aufgebaut.
    »Hmm«, brummte ich und trat ins Haus.
    Der Schankraum war so groß wie ein kleiner Platz. An der Decke hingen Lüster mit Kerzen, es gab durchbrochen gearbeitete, aber solide Stühle, lange Bänke, wuchtige Tische und die Theke. Die eine Wand zierte eine riesige, aus einem ganzen Baumstamm geschnitzte Eule. Eine Treppe führte hoch in den ersten Stock, eine massive Eichentür zur Küche.
    »Habt Ihr viele Gäste für die Nacht, Meister Pito?«, fragte Graf Markhouse, während er die Lederhandschuhe auszog und auf den nächsten Tisch warf.
    »Niemanden außer Euch«, antwortete der Wirt.
    »Ach ja?« Der Hauptmann der Königsgarde zog verwundert eine Augenbraue hoch. »Gehen die Geschäfte wirklich so schlecht?«
    »Das nun auch wieder nicht, Mylord!« Der Schankwirt grinste verschlagen. »Trash Miralissa hat den Unterhalt der Schenke für zwei Jahre im Voraus bezahlt.«
    »Wir haben beschlossen, aus der Gelehrten Eule unser Stabsquartier zu machen, wie Ihr Menschen das nennt«, erläuterte Egrassa. »Meine Cousine hat Meister Pito bezahlt, damit er niemanden sonst aufnimmt. Auf diese Weise können wir unbefangener ein- und ausgehen.«
    »Meister Pito«, sagte daraufhin Mumr, auf seinen Birgrisen gestützt, »uns könnte jetzt ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher