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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer
Autoren: Alexey Pehov
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ausziehen«, bat mich Marmotte unterdessen.
    »Gern«, sagte ich, worauf mir Marmotte den Ling auf die Schulter setzte.
    Das zerzauste Rattentier namens Triumphator beschnupperte mich erst, grunzte und machte es sich dann auf meiner Schulter bequem. Von Marmotte abgesehen war ich der Einzige in unserer Gruppe, den der Ling nicht biss und von dem er sich, wenn er besonders großherzig gestimmt war, sogar streicheln ließ. Keine Ahnung, woher diese Liebe für mich rührte. Als ich nun beobachtete, wie der Ling versuchte, Kli-Kli in den Finger zu beißen, kaum dass dieser die Hand nach ihm ausstreckte, grinste ich breit, was den Kobold wiederum sehr erboste. »Geh etwas sanfter mit dem Tier um, Garrett«, blaffte er. »Sonst knabbert es dir noch das Ohr an.«
    »Du hast uns eine Geschichte versprochen, Kli-Kli«, rief ich ihm in Erinnerung.
    »Ach ja, stimmt! Also, vor einem Jahr haben die Oburen und die Eber ein Bündnis geschlossen, um den Nachtigallen eine Blutnacht zu bereiten. In Ranneng hätte der Aufstand losbrechen sollen, was Stalkon natürlich beunruhigte. Denn dann wäre es mit den Nachtigallen losgegangen und hätte mit dem König geendet. Daher hat er mich hierher geschickt.«
    »Unser unerschrockener Freund eignet sich ja auch wie kein Zweiter als Friedensstifter!«, sagte Deler lachend.
    »Ihr Zwerge habt nicht für einen Kupferling Fantasie!«, höhnte Kli-Kli. »Ich wurde hierher geschickt, um die Eber und die Oburen gegeneinander aufzuhetzen. Und zwar derart gründlich, dass keine Seite mehr im Traum daran denken mochte, mit der anderen ein Bündnis einzugehen. Was mir auch vortrefflich gelungen ist!« Die letzten Worte sprach der Kobold nicht ohne Stolz.
    »Und wie hast du das angestellt?«, fragte ich, während ich Marmotte den Ling zurückgab.
    »Dumme Frage! Genau wie du in der Geschichte mit dem Pferd der Schatten!«
    »Wovon redet er da?«, wollte Lämpler von uns wissen.
    »Das ist nicht weiter von Belang, Mumr«, winkte ich ab, denn ich wollte mich nicht über die Geschichte mit dem Pferd auslassen, bei der ich jeden gegen jeden aufgehetzt hatte. »Und? Wie hat den Oburen und Ebern das Ganze denn gefallen, Kli-Kli?«
    »Weißt du, was seltsam ist, Garrett? Es hat ihnen überhaupt nicht gefallen!«, antwortete der Narr lachend. »Vor allem den Oburen nicht. Als sie nämlich hörten, dass einer der Grafen der Eber sein Töchterchen einer Nachtigall zur Frau geben will, waren sie außer sich und verpassten den Ebern kurzerhand eine Abreibung! Die blieben den Oburen aber auch nichts schuldig und köpften ein paar von ihnen. Daraufhin brach in der Stadt das reinste Chaos los! Von einem Bündnis konnte keine Rede mehr sein! Die Adligen des Südens kochten alte Streitereien wieder auf, und mein König brauchte sich um seinen Thron keine Sorgen mehr zu machen. Aufstand und Bürgerkrieg waren auf unbestimmte Zeit vertagt, das Königreich hatte einem Narren für Frieden und Ruhe in Vagliostrien zu danken!«
    »Unser Narr ist schon ein toller Bursche!«, schnaubte Arnch und klimperte mit dem Kettenhemd.
    Die Adligen aus dem Süden steckten unserem König wie eine Gräte in der Kehle. Sie zu schlucken würde wehtun, sie auszuspucken könnte noch schlimmer enden, denn dann ließen sich die Mylords womöglich mit den westlichen Provinzen ein – was das Ende für unseren König bedeutet hätte!
    Unter dem Vater unseres jetzigen Stalkonen war der Thron schon einmal in Gefahr gewesen. Damals hatten die Adligen in den westlichen Provinzen die Dynastie stürzen wollen. Die Weigerung des Königs, Miranuäch die Strittigen Lande zu überlassen, hatte ihr Missfallen erregt. Glücklicherweise scheiterte der Aufstand. Die Königsgarde bereitete den Rebellen nämlich eine hübsche kleine Überraschung, indem sie völlig unerwartet auftauchte. Die Adligen des Südens hatten den Aufruhr ihrer westlichen Nachbarn allerdings nicht unterstützt, denn Eber, Nachtigallen und Oburen waren viel zu sehr mit ihren eigenen Intrigen beschäftigt, um an einer Verschwörung gegen die Krone teilzunehmen.
    Solange sich die Adligen also untereinander beharkten und nicht an Bündnisse dachten, hatte Stalkon nichts zu befürchten.
    Inzwischen ritten wir bereits durch den Park, der mit riesigen Eichen bestanden war. Kaum zu glauben, dass solche Bäume mitten in der Stadt wuchsen. In Awendum gab es selbst im Schlossgarten keine derart hohen Bäume, von anderen Stadtvierteln ganz zu schweigen. Wenn uns die Winde vom Kalten Meer und aus den
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