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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe
Autoren: Tanja Heitmann
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Gliedern die Treppe runterquälte, erwartete mich statt jeder Menge Fragen und Vorwürfe das extraleckere Omelett meines Vaters. Reza deutete auf den Platz neben sich und nutzte die erstbeste Gelegenheit, mir durchs Haar zu wuscheln. Viel durcheinanderzubringen gab es da nicht, heute hätten meine kurzen Fransen auch nach einer halben Flasche Superkleber widerspenstig in alle Richtungen abgestanden. Bei manchen Leuten konnte man den Stress von ihrer Haut ablesen, bei mir waren es die Haare. Da sehnte ich mich glatt nach meinem Pferdeschwanz zurück, der machte es einem in solchen Lebenslagen definitiv einfacher.
    »Guten Morgen. Also, wegen gestern …«, startete ich und musste dann husten, weil meine Kehle immer noch ganz wund war.
    Meine Mutter deutete auf das frische Omelett. »Jetzt isst du erst einmal in Ruhe, den Rest besprechen wir dann später. Ach, Mädchen, wenn ich dich so ansehe … Wüsste ich nicht, dass der Grund für diese Monsteraugenringe blond, groß und ausgesprochen niedlich ist, würde ich mir ernsthafte Sorgen um deine Gesundheit machen. Diese Kalorienbombe, die dein Vater gezaubert hat, wirst du auf jeden Fall bis auf den letzten Krümel aufessen. Also los.«

    Da war ich aber platt. Offenbar sah ich richtig übel aus, ansonsten hätte Reza es auf keinen Fall ausgehalten, mir wegen meines Sturzes ins Meer oder gar wegen Sam sofort auf den Zahn zu fühlen. Wenn ich mich nicht allzu sehr täuschte, dann ging sie davon aus, dass die Erschöpfung, mit der ich auch nach gut vierzehn Stunden Schlaf immer noch zu kämpfen hatte, unmittelbar mit Sams Rückkehr zusammenhing. Dafür war ihre Anspielung ja noch verhältnismäßig milde ausgefallen. Ich hätte ihr durchaus einen Kommentar zugetraut wie »Irgendwie hast du dich verändert, von der fahlen Haut und Strubbelhaaren einmal abgesehen … Du siehst jetzt aus wie eine echte Frau. Ob das mit Sam zusammenhängt? «. Oder, noch schlimmer: »Es freut mich als Mutter von Herzen, dass dein Freund so ein toller Hecht ist, dass du anschließend ein Wrack bist.« Eigentlich war es mir sogar ganz lieb, dass Rezas Überlegungen in diese Richtung gingen. Denn je weiter sie vom wahren Grund für meine Erschöpfung entfernt waren, desto besser. Über eine Tochter, die in klitschnassen Klamotten von ihrem Freund nach Hause gebracht wurde, konnte man schmunzeln. Über ein Kind, das sich fast selbst in einer anderen Welt ertränkt hätte, gewiss nicht.
    Mein Vater dagegen hielt sich erst einmal komplett zurück und begnügte sich stattdessen mit praktischer Fürsorglichkeit, indem er mir auch noch heiße Schokolade machte. Erst als Teller und Becher leer waren und ich meinen Kugelbauch betastete, begann er, mir mit ein paar zielgerichteten Sätzen vom vergangenen Abend zu erzählen. Wie versprochen, war er mit Sam zur Polizeistation gegangen, wo die Beamten Sam zwar ein Loch in den Bauch gefragt hatten, im Großen und Ganzen aber nett mit ihm umgesprungen waren. Schließlich konnte es dem Jungen niemand verübeln, dass er nach der mörderischen Attacke seines
Vaters die Flucht angetreten hatte. Da wollte auch niemand über die kostenintensive Suche reden. Und was Jonas Bristol anbelangte – für den spielte es in seinem Zustand vermutlich keine große Rolle, dass sein Sohn noch am Leben war.
    »Die größte Herausforderung für Sam wird vermutlich in der Pressekonferenz bestehen, der er sich heute Morgen gemeinsam mit dem Ermittlungsbeamten, der für seinen Fall verantwortlich gewesen ist, stellen muss«, schloss Daniel seinen Bericht.
    »Warum erzählst du mir erst jetzt von dieser Pressekonferenz? « Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. »Nun komme ich bestimmt zu spät, und Sam braucht doch jemanden an seiner Seite. Jemanden, der zu ihm gehört, und nicht bloß so einen Beamten!«
    Daniel drückte mich sanft, aber entschieden zurück auf meinen Stuhl. »Keine Sorge, seine Schwester Sina hat versprochen, ihn zu begleiten, obwohl sie alles andere als glücklich über die Neuigkeiten gewesen ist. Außerdem ist es besser, wenn du nicht dabei bist. Oder wäre es dir lieb, wenn dir jemand eine Kamera ins Gesicht hält und du am nächsten Tag dein Foto mit der Bildunterstift ›Für dieses Mädchen kehrte Samuel Bristol aus dem Reich der Toten zurück‹ in unserem Lokalblatt bewundern darfst?«
    Stumm schüttelte ich den Kopf, nicht zuletzt wegen der Vorstellung, was für ein gruseliges Bild ich mit meinem zerzausten Äußeren abgeben würde.
    Und so ging
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