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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe
Autoren: Tanja Heitmann
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Herr Levander zum ersten Mal in seiner Geschäftigkeit inne. Zögernd kratzte er sich hinter dem Ohr. »Mila war wirklich sehr erschöpft, wahrscheinlich ist sie kurz davor, wieder einzuschlafen.«
    »Ich weiß. Deshalb werde ich sie auch nur kurz stören. Wenn ich jetzt einfach ohne ein Wort aufbreche, regt sie sich bestimmt auf. Und genau das wollen Sie doch bestimmt vermeiden.«
    Ich formulierte es bewusst als Feststellung und nicht als Frage. Dann schob ich Herrn Levander sogar ein Stück beiseite,
um nach der Türklinke zu greifen. Falls ihm weitere Einwände durch den Kopf gingen, so sprach er sie wenigstens nicht aus, sondern ließ mich gehen.

    Als ich vor Milas Tür angekommen war, legte ich die Hand auf das Holz und betrachtete den Bernsteinring. Eigentlich müsste ich dich abnehmen und ins Meer werfen, dachte ich. Eine letzte Trennung von der Sphäre vollziehen. Aber ich konnte es nicht. Genau wie die Schwingen auf meinem Rücken oder die Zeichen unter meiner Haut war der Ring zu einem Teil von mir geworden. Er war weit mehr als ein Symbol meiner Verbundenheit mit Mila. Er machte uns zu einem. Als würde er auf sein Gegenstück auf der anderen Seite der Tür reagieren, leuchtete er in seinem warmen Goldschimmer auf und mir kam es vor, als spürte ich Milas Atem an meinem Ohr.
    Mit Mühe konnte ich mich beherrschen, nicht ins Zimmer zu stürmen und sie an mich zu reißen, weil ich die Distanz zwischen uns nicht länger aushielt. Wenn ich eine Sache begriffen hatte, dann die, dass der Ring mir zwar verriet, dass Mila mich liebte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie deshalb auch mit mir zusammen sein wollte.
    Zu einer Kugel zusammengerollt, lag sie mit geschlossenen Augen unter ihrer Decke. Pingpong hockte am Fußende, von oben bis unten purer Katzenstolz. Ihrer Musterung standzuhalten, war noch schwieriger, als ein Unter-vier-Augen-Gespräch mit Herrn Levander zu überstehen. Mein Frauchen braucht jetzt kein Spielzeug in ihrem Bett , teilte mir ihre Katzenmiene mit. Ich blinzelte Pingpong zu, dann setzte ich mich behutsam auf den Rand und streichelte Mila über das Haar an den Schläfen, wo es sich besonders fein
anfühlte. Nur ein paar Zentimeter dunkle Seide und trotzdem bekam ich nie genug davon, sie zu berühren.
    Mit einem trägen Blinzeln hob Mila die Lider. »Na, du«, sagte sie, ohne sich zu rühren. Allein ihrer Stimme war schon anzuhören, wie viel Kraft sie überhaupt eine Reaktion kostete. »Hat Papa dir etwas angetan? Wenn ja, kann er sich auf was gefasst machen.«
    Ich musste grinsen. So eine Kampfansage, obwohl sie kaum den Kopf anheben konnte. »Ganz im Gegenteil. Es hat nicht viel gefehlt, und er hätte mich zum Einzug in euer Haus überredet.«
    Als Mila hochzuckte, bereute ich meine Antwort bereits wieder. »Du hast doch wohl nicht etwa Nein gesagt? Du gehst nicht wieder weg, versprich mir das!«
    »Psst.« Ich legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. »Kein Grund zur Aufregung. Ich habe nicht im Geringsten vor wegzugehen. Das heißt: höchstens bis zum Wohnwagen, wo ich heute Nacht und – wenn Toni es erlaubt – auch die nächsten Nächte verbringen werde. Jetzt will dein Dad mich zum Polizeirevier begleiten. Das wird meine offizielle Wiedereintrittskarte nach St. Martin.«
    »Ich komme mit«, sagte Mila entschlossen. Allerdings war sie so matt, dass ich sie leicht zurück in die Kissen drücken konnte.
    »Du schläfst dich jetzt aus und keine Widerrede. Ansonsten streiche ich den Polizeibesuch und bleibe stattdessen bei dir am Bett sitzen. Was ist dir lieber?«
    Das Schnauben sollte vermutlich aufgebracht klingen, dafür fehlte es ihm aber eindeutig an Energie. Ein paar Herzschläge lang funkelte sie mich noch an, dann schlossen sich ihre Lider. Ich beugte mich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Anstatt mich aufzurichten, verharrte ich in dieser Haltung. Zwischen uns baute sich eine Energie auf, die
mich jeden klaren Gedanken verlieren ließ. Nur hier und jetzt wollte ich sein. In diesem Moment war alles richtig. Doch damit es so blieb, würde ich mich losreißen und mir einen Platz in der Menschenwelt schaffen müssen, während ich gleichzeitig meinen Platz in der Sphäre aufgab. Ich spürte mit absoluter Bestimmtheit, dass ein Leben mit Mila es wert war.
    Erneut berührten meine Lippen ihre erwärmte Haut, dann stand ich auf und ging.

35
Wie auch immer es kommt
    Mila
    Das späte Frühstück mit meiner Familie verlief unerwartet ruhig. Als ich mich mit schmerzenden
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