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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz
Autoren: Rose Gerdts
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beendet.
    Kaum hatte Steenhoff aufgelegt, da klingelte es erneut. Ein junger Beamter des Kriminaldauerdienstes war dran. Seine Stimme zitterte leicht, als er Steenhoff über eine Explosion in einem Park in der Neustadt informierte. Steenhoff war sich sicher, dass der Mann von einem Blindgänger sprach, der hochgegangen war. Aber der Beamte blieb dabei. «Es sieht alles nach einem Anschlag aus, Frank. Außerdem ging vorher bei der Feuerwehr eine anonyme Bombendrohung ein.» Nach dem beunruhigenden Telefonat hatte Steenhoff sich schnell eine Hose und einen hellen Rollkragenpulli übergezogen und die erstbesten Schuhe aus dem Schrank gegriffen. Dann war er direkt in die Bremer Neustadt gefahren.
    Steenhoff lief auf einen Polizeiwagen zu, der auf einem Weg im Park stand. Hinter sich hörte er, wie sich die junge Polizistin aufgebracht rechtfertigte. Beruhigend sprach ihr älterer Kollege auf sie ein. Ständig schienen neue Einsatzfahrzeuge vorzufahren. Steenhoff versuchte sich zu erinnern, was der Beamte vom Kriminaldauerdienst am Telefon noch gesagt hatte. Der Mann hatte von einem Schwerverletzten und einem Toten gesprochen. Drei seiner Kollegen aus dem Kommissariat seien bereits alarmiert.
    Ein Bombenattentat? Etwas in Steenhoff weigerte sich, die Meldung zu glauben. Er tippte eher auf eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Fast jeden Monat stießen Arbeiter in Bremen bei Bauarbeiten auf die teuflischen Überbleibsel im Boden. Doch wie passte der Vorfall mit dem Anruf bei der Feuerwehr zusammen?
    Der eigentliche Unfallort war durch ein weiteres rot-weißes Band abgesperrt. Steenhoff blieb stehen und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
    Rund um das Trümmerfeld standen mehrere Polizeifahrzeuge. Bei einem der Wagen erkannte Steenhoff Hans Jakobeit vom 1. Kommissariat, der gemeinsam mit zwei Kollegen zusammenstand und sich Notizen machte. Irritiert stellte Steenhoff fest, dass in den anderen Autos mehrere Polizisten in Einmal-Anzügen saßen. Warum suchten sie nicht bereits den Boden Zentimeter für Zentimeter nach Spuren ab?
    «Gut, dass du da bist, Frank!»
    Steenhoff drehte sich um und sah in das angespannte Gesicht von Joachim Ewerts. Der Ermittler war ein Hüne von Mann, aber gesundheitlich alles andere als robust. Im vergangenen Jahr hatte Ewerts sich so häufig krankgemeldet, dass eigentlich niemand mehr mit ihm rechnete, sobald es ernst wurde.
    «Was machst du denn hier?»
    «Der Dauerdienst hat mich alarmiert», antwortete Ewerts beleidigt.
    Steenhoff ging nicht weiter auf seinen Ton ein und deutete mit dem Kopf in Richtung des zersplitterten Anhängers. «Wieso machen sich die Spurensicherer nicht an die Arbeit? Ist es ihnen zu kalt?»
    «Nein, zu gefährlich. Hier könnten noch weitere Bomben versteckt sein. Die Delaborierer müssen erst alles absuchen. Beete, Spielplatz, Rasen …»
    «Also kein Blindgänger, der hochgegangen ist?»
    Ewerts schüttelte den Kopf. Mit seinen braunen Augen erinnerte er Steenhoff an einen früheren Schulkameraden, der nahe am Wasser gebaut hatte und deswegen häufig gehänselt wurde. Mit seiner weichen Art hatte Ewerts in der Vergangenheit aber schon manchen verängstigten Zeugen zum Reden gebracht. Trotzdem arbeitete Steenhoff nicht gern mit ihm zusammen.
    «Wisst ihr, wo Navideh steckt?»
    Ewerts zuckte mit der Schulter. «Die Jungs hatten ihre Aktion gerade abgebrochen», sinnierte er und schnäuzte sich kräftig. «Sie wollten zurück aufs Revier, als ein Gärtner über die Bombe fährt.»
    «Was ist mit ihm?»
    «Kopfverletzungen und mehrere Rippenbrüche. Den zweiten Gärtner hat es aber richtig erwischt. Martin Möller vom Revier Neustadt erzählte, dass die Explosion den hinteren Teil seines Anhängers förmlich zerrissen hat. Die Teile sind wie Geschosse durch den Park geflogen. Eins muss sich dem Mann in die Brust gebohrt haben. Er war auf der Stelle tot.»
    Ewerts suchte nach einem neuen Taschentuch in seiner Jacke. Seine rote Nase verhieß nichts Gutes. Steenhoff ging davon aus, dass er sich noch am selben Tag krankmelden würde.
    «Das ist doch pervers, Frank. Völlig abgedreht. Ein paar Stunden später, und die Kinder …»
    «Um was für eine Bombe handelte es sich?», unterbrach ihn Steenhoff.
    «Keine Ahnung. Steht noch nicht fest.»
    Steenhoff klopfte Ewerts auf die Schultern und ging zu einem Streifenwagen nahe der Absperrung. Martin Möller stand beim Auto und schüttelte den Kopf. Eine Frau hatte ihm eine Hand auf den Oberarm gelegt und
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