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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz
Autoren: Rose Gerdts
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sprach leise auf ihn ein. Als Steenhoff näher kam, erkannte er die Notärztin wieder, die in der vergangenen Woche nach einer Messerstecherei vor einer Discothek einem Mann Erste Hilfe geleistet hatte.
    «Auch schon wieder im Dienst?», begrüßte er die Ärztin.
    «Nein. Ich habe heute frei. Aber ich wohne hier in der Nähe und hab den furchtbaren Knall gehört. Da bin ich natürlich hin und wollte helfen.»
    Steenhoff nickte abwesend. Er war in Gedanken schon bei Martin Möller. Der Polizist sah blass aus. Aber er konnte Steenhoff präzise beschreiben, wie sie frühmorgens systematisch den Park nach verdächtigen Taschen, Kartons oder Ähnlichem abgesucht hatten.
    «Da war nichts. Absolut nichts. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer», beteuerte Möller.
    «Trotzdem ist die Bombe hochgegangen.»
    Ratlos zuckte Möller mit der Schulter. «Vielleicht so ein ferngezündetes Ding. Wie bei den Attentaten der Mafia. Oder bei El Kaida.» Als er Steenhoffs skeptischen Blick bemerkte, stieg sofort der Ärger in ihm hoch. «Was weiß ich denn! Das ist schließlich euer Job. Ihr müsst herausfinden, wer uns hier in die Luft sprengen wollte. Wir sind ja nur die Idioten, die nachts die Parks mit Taschenlampen nach Bomben absuchen.»
    Vergeblich versuchte Möller, seine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. Mit voller Kraft trat er mit dem rechten Bein gegen den Vorderreifen des Einsatzwagens. Steenhoff musterte ihn verstohlen. Der Einsatzleiter stand unter Schock. Doch das würde er sich niemals eingestehen. So kamen sie nicht weiter.
    «Du hast recht, Martin. Das ist unser Job. Und ich bin froh, dass euch nichts passiert ist.»
    Möller erwiderte nichts, sondern ließ sich von der Ärztin sanft, aber bestimmt in den Wagen setzen.
    In dem Moment räusperte sich jemand hinter Steenhoff.
    «Können Sie unseren Zuschauern erklären, was heute früh hier explodiert ist und warum ein Mann sterben musste?» Steenhoff wirbelte herum und schaute direkt in die Linse einer Filmkamera. Der Reporter hielt ihm das Mikrophon so dicht vors Gesicht, dass er unwillkürlich zurückwich.
    «War es ein Attentat, dem die beiden Männer zum Opfer fielen?», drängte der Mann Steenhoff zu einer Antwort und trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. Er schien ihm dabei das Mikro fast in den Mund stoßen zu wollen.
    «Ich zähle bis drei, dann sind Sie verschwunden», drohte Steenhoff.
    Aber der junge Reporter ließ sich nicht so schnell beeindrucken. «Die Feuerwehr soll angeblich gewarnt worden sein. Warum hat die Polizei den Park trotzdem wieder freigegeben?»
    Bevor Steenhoff reagieren konnte, sprang Möller aus dem Wagen und stürzte auf den Reporter zu. Er versuchte, ihm das Mikrophon zu entreißen. Sofort griff Steenhoff ein. Er packte die Filmkamera, drückte mit der Schulter seinen aufgebrachten Kollegen beiseite und brüllte den Mann an: «Verschwinden Sie endlich!»
    Widerstrebend lenkte der Reporter ein und verzog sich mit seinem Kameramann. Möller ließ sich erschöpft auf die Rückbank des Autos sinken.
    Auf der anderen Seite der Absperrung erkannte Steenhoff einen Beamten, der bei den Delaborierern arbeitete. Mit wenigen Schritten war er bei ihm.
    «Wie lange braucht ihr noch, um den Tatort nach weiteren Sprengsätzen abzusuchen?»
    Der Beamte zuckte mit den Schultern. «Gegen Mittag können wir vermutlich mehr sagen.»
    Steenhoff sah sich um. Joachim Ewerts und seine Kollegin Frederike Balzer befragten gerade einen der Polizisten, der am frühen Morgen Zeuge der Explosion geworden war. Steenhoff trat zu ihnen und unterbrach sie.
    «Wisst ihr, wo Navideh steckt?»
    «Vermutlich richtet sie noch ihre Wohnung hübsch ein und hat noch gar nichts mitbekommen.» Frederike Balzers Stimme klang spitz.
    Steenhoff ging nicht weiter auf sie ein. Erst jetzt fiel ihm ein, dass sich Petersen freigenommen hatte. Doch ihre neue Wohnung musste warten. Sie brauchten jetzt jeden Ermittler.
    «Macht ihr hier weiter», sagte er. «Ich fahre zur Feuerwehr und höre das Band mit dem anonymen Anrufer ab. Zwischendurch versuche ich, Navideh zu erreichen.»
    Am Parkeingang hielt eine Polizistin das Absperrband hoch, sodass er sich nicht bücken musste. Es war die energische junge Frau, die ihn für einen neugierigen Passanten oder Reporter gehalten hatte. Einen Moment lang überlegte er, ob er sich bei der Frau entschuldigen sollte. Aber sie schaute in eine andere Richtung.
    50 Meter vor seinem Wagen parkte eine Smart-Fahrerin gerade ihr Auto auf dem
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