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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Jörg S. Gustmann
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eingeschlossen, die anderen reden im Internet von einer Mikro- Sprengkapsel, die die Halsschlagader zerfetzt.«
    Der Radiologe drehte sich zu Martin um.
    »Herr Kommissar? Können Sie mich hören?«
    Pohlmann reagierte nicht.
    Der Radiologe redete weiter. »Hat man überhaupt schon den Schlüssel gefunden, womit man diese Dinger deaktivieren kann? Ich hab gelesen, die Männer, die den Code hatten, sind tot. Einer wurde erschossen und der andere beging Selbstmord. Meine Güte, in was für einer Welt leben wir eigentlich? Es soll noch einen Wissenschaftler geben, der im Untergrund in der Ukraine lebt.«
    Der Scan war beendet und die Bilder bauten sich auf den Monitoren auf. Martin durfte sich aufrichten. Das T-Shirt wies am Rücken keine trockene Stelle mehr auf.
    »Herrgott noch mal! Das ist alles Blödsinn. Kein Zyankali, keine Sprengkapsel – läge ich dann noch so ruhig auf Ihrer, Ihrer … Folterliege? In dem Chip ist ein Mini-Sender mit einer extrem hohen Frequenz, der die Herzfrequenz verändern und die Pumpe zum Stillstand bringen kann.«
    »Auch nicht besser als Zyankali und ’ne Sprengkapsel. Alles tödlich, für mein Empfinden.«
    Der Radiologe nahm vor zwei Monitoren Platz und lud Martin ein, sich neben ihn zu setzen.
    Martin zog es vor, stehen zu bleiben.
    Der Arzt lehnte sich vor.
    »Gar nicht mal schlecht platziert. Bisschen riskant gleich neben der Vene, aber gut. War ja auch ein Laie, der das gemacht hat, nicht?«
    Martin starrte in den Nacken des Mediziners. Die Haare kräuselten sich dort und bedeckten die Haut bis hinunter zu seinem Rücken. Ein Pelz, den er sich nicht näher vorstellen wollte.
    »Wir müssen aufpassen, dass der Chip nicht in eine Arterie abrutscht. Das wär schlecht. Könnte aber passieren. Dann wird’s heikel.«
    »Warum fangen Sie nicht einfach an und wir bringen es hinter uns? Ich hab heute noch eine Menge zu erledigen.«
    »Ich muss Sie halt aufklären. Das ist Vorschrift. Kommt ja auch nicht oft vor, jemandem ’ne tickende Bombe aus dem Oberarm zu entfernen. Hatten wir, glaube ich, bisher noch nie.«
    »Sie machen mir echt Mut, Doc. Ich wäre Ihnen trotzdem dankbar, wenn Sie jetzt anfangen könnten.«

    In den darauffolgenden dreißig Minuten versuchte Martin, seine Atmung zu kontrollieren, nicht zu hecheln wie im Babykurs von Catherine.
    Catherine, da war sie wieder. Wo mochte sie jetzt sein? Martin hatte vergeblich versucht, sie auf dem Handy zu erreichen. Die Nummer stimmte offenbar noch, doch sie nahm die an die zwanzig Gesprächseingänge nicht an. Während der halben Stunde, in der in einer gemeinschaftlichen Rettungsaktion ein Chirurg, ein Neurotechniker, besagter Radiologe und ein Kardiologe, für den Fall, dass der Chip Dinge tun würde, die man ihm nicht befohlen hatte, an Martin herumschnippelten, dachte er nur an Catherine.
    Sie würde ihn kaum wiedererkennen. Er hatte stressbedingt acht Kilo abgenommen, die eine oder andere Zigarette sich doch mal gegönnt, die Haare sportlich kurz gelassen und der rötlich-braune Schnäuzer wuchs auch nicht nach. Er war ein anderer Mann geworden, innerlich wie äußerlich, attraktiver, wie er fand. Alles würde er tun, um sie zurückzugewinnen, sie auf Knien um Vergebung anflehen, ihr nach Paris hinterherfahren, ganz egal. Das war ihm in den vergangenen Tagen klar geworden. Er wollte, dass sie um ihn sei, sie und das Kind, doch diesbezüglich müsste er sich mit den Träumen begnügen, die ihn während der OP begleiteten.
    Von niemandem bemerkte Tränen rannen die Wangen hinunter. Man war darauf konzentriert, den tödlichen Bio-Chip unbeschadet zu entfernen. Es war der letzte seiner Art, der noch funktionierte. Der Chip in Jeromes Arm wurde durch den Aufprall auf den Asphalt zerstört. Dessen Freundin Annette war seit Monaten unter der Erde und ohnehin schalteten sich die Chips beim Ableben der Probanden, wie man sie nannte, ab. Die gaben nicht nur ihre Funktionen auf, sondern alle zwischengespeicherten Daten zerstörten sich selbst, sodass der Nachwelt nur Mutmaßungen und Ratespielchen über die angestellten Experimente übrig blieben.

    Nachdem man Schöller liquidiert hatte, konnte Rudolf Sattler unbehelligt das Gebäude auf der Rückseite verlassen. Er schloss sich im BKA für Stunden in seinem kärglichen Büro ein und las jeden einzelnen Satz in Jeromes Unterlagen. Gestaunt hatte er über die akribische Recherche, über die Brillanz der Formulierungen, mit denen Frank Reichstein selbst komplizierteste Sachverhalte
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