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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Jörg S. Gustmann
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guter Letzt einen Hinweis geliefert, der in den nächsten Monaten für viel Ermittlungsarbeit sorgen würde.
    Schöller sah auf die Uhr.
    »Meine Herren, ich bin bereit. Wenn Sie möchten, können wir das Gespräch beenden. Sie werden mich in die Sicherheitsverwahrung in U-Haft überführen wollen, aber ich werde dort nicht ankommen. Wenn ich diesen Raum verlasse, bin ich so gut wie tot. Die werden mich nicht gehen lassen«, wiederholte er ruhig. So ruhig, als hätte er mit allen Wünschen und Träumen abgeschlossen.
    Sattler nickte in Richtung der Glasscheibe, sogleich erschienen zwei Beamte, die Reinhard Schöller die Handschellen auf dem Rücken anlegten. Flankiert von je einem Beamten, gingen sie durch das Regierungsgebäude. Sattler hatte die Akten an sich genommen und ein weißes Blatt als Lesezeichen zwischen die beiden wichtigen Seiten gelegt. In sieben Schritten Entfernung folgte er Schöller und den Beamten, die ihn abführten.
    Der Tross näherte sich dem Ausgang. Tritte hallten auf den gesprenkelten Fliesen, von den Wänden zurückgeworfen.
    Gesichter, die sie passierten, glotzten, manche neigten die Köpfe zu Boden, es war ihnen peinlich, ihren Chef so zu sehen.
    Schöller hatte düstere Prophezeiungen geäußert. Niemand glaubte ihm. Es gab keine Schattenmacht, auch nicht mehrere. Keine Killer, die mit Zielfernrohren auf Dächern lungerten, ein Auge zukniffen, das Gewehr einstellten und auf den besten Zeitpunkt warteten. In Hamburg geschahen solche Dinge nicht.
    Die Pforten zum Hinterausgang des Präsidiums öffneten sich. Zwei Beamte gingen voraus, um die Tür des grünen Mannschaftswagens zu öffnen.
    Warme Luft empfing Schöller, feiner Wind streichelte seine verschwitzte Haut. Er kühlte die Wangen nach dem Gefecht, nahm alle Lügen in sich auf und flog wie eine Feder leichthin gen Himmel.
    Schöller blieb einen Augenblick stehen, hob den Kopf zur Sonne und schloss die Augen. Er roch die klare Luft, genoss sein Ende. Er wollte still stehen, wenn es passierte, wollte keine Schmerzen haben durch einen Schuss, dessen Projektil nur den Arm durchbohrte oder den Hals. Er hielt inne, öffnete die Augen und blickte den Schützen, der ihn auf dem gegenüberliegenden Dach mit seinem Zielfernrohr im Visier hatte, genau an. Er zwinkerte ihm zu.
    Natürlich gab es so etwas in Hamburg. Nur dumme Schuljungen, ihre Lehrerinnen und harmoniebedürftige Mütter glaubten noch an diese Märchen, weil sie es so glauben wollten. Dieser Irrglaube hatte jedoch nichts mit der Realität zu tun.
    Die Wirklichkeit richtet sich nicht nach dem Glauben.
    Der Schütze kannte seinen Auftrag, er kannte das Opfer, gut sogar und Schöller wusste das alles.
    Sei’s drum, dachte Schöller.
    Der lautlose Schuss fiel, traf die Stirn genau sieben Zentimeter über der Nasenwurzel, am unteren Rand des Haaransatzes, exakt im korrekten Eintrittswinkel. Die Kugel fraß sich weiter ins Innere und traf die hintere Knochenwand mit einer Wucht, die die hellen Treppenstufen, Hosen und Schuhe der Begleiter rot färbte.
    Sattler sah aus sicherem Abstand, wie Schöller nach hinten fiel, und blieb stehen. Er verharrte reglos im Gang, drückte die Unterlagen fest an seine Brust und ging langsam zurück. Schritt für Schritt schlurfte er zurück, blickte dabei aber nach vorn. Dann drehte er sich ruckartig um, rannte den Flur entlang in das Büro, in dem er den Hut vergessen hatte, und entwich aus einem Nebeneingang mit Hut, Jacke, Sonnenbrille und einer Tüte von Aldi, in die er die Unterlagen gestopft hatte.
    Sein Versteckspiel der nächsten Monate hatte begonnen.

Kapitel 49
    Juli 2011, Lüneburg

    Kommissar Martin Pohlmann lag mit dem Rücken auf einer mit Kunstleder bezogenen Liege. Sie fühlte sich kalt an. Es roch steril, angsteinflößend.
    Der Kopf ruhte in einer Mulde. Er war angehalten, sich nicht zu rühren. Für ein MRT, eine Magnetresonanztomografie, musste man unbeweglich liegen bleiben. Die hämmernden Geräusche des Apparates versuchte man mit Kopfhörern und ruhiger Musik zu übertönen. Die meisten Patienten fühlten sich dennoch unwohl in dieser digitalen Zwangsjacke, besonders ein Martin Pohlmann, dem alles Medizinische aufs Äußerste zuwider war.
    »Beruhigen Sie sich, Herr Kommissar, es ist gleich vorbei. Wir müssen ganz sicher sein, bevor wir den Eingriff vornehmen. Wir haben keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben. Die wildesten Gerüchte kursieren ja bereits um diesen sonderbaren Chip. Die einen sagen, es sei Zyankali darin
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