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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Jörg S. Gustmann
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klug und einfach, manchmal prosaisch dargestellt hatte. Im Netz hatte ›Die Stimme des Volkes‹ sieben verschiedene Pseudonyme benutzt, Namen von Menschen, die er in seinem Keller verborgen hatte. Namen, die in der virtuellen Welt weiterlebten und in der realen Welt in seinem verwirrten und doch genialen Kopf. Die sich dort eingerichtet hatten und so lebendig wurden, dass für alle zusammen der Platz zu eng geworden war. Und doch gab es viele Menschen, die Statements in diesen Blogs abgaben, sich an politischen Diskussionen beteiligten, Regierungen kritisierten, ein Veto gegen korrupte Wahlen einlegten und einen entscheidenden Beitrag zur allgemeinen Bewusstseinsbildung leisteten. Im Grunde hatten sie eines gemeinsam: Sie alle repräsentierten ›The Voice of The People‹ , gaben allen Ängstlichen, Besorgten, Freiheitsliebenden, Gutgläubigen und Rechtschaffenen eine starke Stimme. Sie proklamierten das freie Recht auf Intimität, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
    Sattler fühlte sich einsam. Eingesperrt, mit allen Unterlagen, die nun in diesem düsteren BKA-Büro auf seinem Schreibtisch lagen. Er war der Neue, der Zugereiste, den noch keiner so recht kannte, der sich früh als Wadenbeißer unbeliebt machte, weil er sich in den Fall ›Jerome Dutroit‹ verbissen hatte. Jerome, der zwar tot war, aber Material in einer solchen Menge hinterlassen hatte, dass sein Name die nächste Generation überdauern sollte. Man würde sich an ihn erinnern, so wie er es gewollt hatte.

    *

    Die Wirkung von Martins Sedierung ließ allmählich nach und er fragte sich, ob Traum oder Wirklichkeit die letzte halbe Stunde dominiert hatten. Es ist nicht so, wie es scheint, hallten Jeromes Worte wie ein unerwünschtes Echo in seinem Kopf nach.
    Man half ihm, die OP-Kleidung auszuziehen und sich wieder anzukleiden. Er trug noch immer den schicken Anzug, in welchem er John Clarke Mc Donnell gemimt hatte. Er gefiel sich darin und vermisste spitze Schuhe und rissige Jeans nicht. Vielleicht am Wochenende, nahm er sich vor, aber nur, wenn Catherine ihr Okay dazu geben würde, falls sie wieder bei ihm wäre.
    Im Nachbarzimmer lag sein Freund Werner. Die Ärzte wollten ihn ein paar Tage dabehalten, weil durch die psychedelischen Drogen, die Jerome ihm zur Ruhigstellung verabreicht hatte, ein Flashback, das Nachhallen der Erinnerungen, nicht auszuschließen sei. Für diesen Fall wollte man ihn nicht allein lassen. Er litt unter einem posttraumatischen Stresssyndrom, war mit einer Menge stimmungsaufhellender Antidepressiva vollgestopft und starrte die Decke mit leicht geöffnetem Mund an. Er versuchte, an nichts, einfach nur an nichts zu denken. Wie gut es ihm gelang, konnte niemand wissen, denn er hatte seit seiner Einlieferung noch kein Wort gesprochen.
    Martin öffnete die Tür und sah Werner in einem Bett liegen. Neben ihm auf der Bettkante Susanne. Sie drückte Werners Hand so fest, als könnte sie ihm damit beim Aufwachen helfen, es quasi herbeidrücken.
    Keiner der Ärzte konnte mit Bestimmtheit sagen, wie lange so etwas dauern würde. Manche waren nach einem Tag damit durch, andere nach Wochen noch nicht. Martin blickte auf seinen Freund herab und auf seine Frau, die ihn nicht mehr loszulassen schien. Gut so , schloss er und überließ Werner der Obhut seiner Susanne.
    Er würde da sein, wenn Werner ihn bräuchte.

Kapitel 50
    Juli 2011, Hamburg-Harburg

    Martin parkte den Wagen auf dem Besucherparkplatz des Krankenhauses Maria Hilf in Harburg. Dem einen Hospital entronnen und schon wieder vor den Pforten des nächsten. Er wollte zu Alois, sich nach seinem Wohlbefinden erkundigen, sich bedanken für seine Hilfe, seinen Beistand, sein Gebet.
    Selbst wenn Martins Inneres bisweilen von geringem Einfühlungsvermögen dominiert wurde, er kaum Antennen für so manche Schwingungen besaß, die man gemeinhin als Bauchgefühl bezeichnete, verhielt es sich an diesem Tag anders. Diesmal war er gehorsam, es drängte ihn, das flaue Gefühl in seinem Inneren als unwahr zu schelten, sich zu Feldmann an den Tisch zu setzen und über alte Zeiten und neue Pläne zu schwatzen. Das trügerische Gefühl Lügen zu strafen, denn es war ja alles in bester Ordnung mit Alois. Ganz sicher.
    Martin beschleunigte seine Schritte, er rannte fast. Noch bevor er die Tür zu Alois’ Zimmer erreicht hatte, fluchte er leise. Ein kleines »Verdammt!« entwich ihm. Bitte nicht, stöhnte er.
    Die Tür des Krankenzimmers stand offen, heller Schein beleuchtete den grauen
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