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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal
Autoren: Michael Marcus Thurner
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auch wenn ihre Freunde sie dafür belächelt und als »hoffnungslos altmodisch« bezeichnet hatten.
    Der Reiter hatte eine lange blonde Mähne, die mit jedem Galoppschritt hoch- und niederflatterte. Auf seinem Gesicht saß eine Maske. Er kam in wahnwitzigem Tempo auf sie zu, ohne das Pferd zu schonen, ruderte wild mit einem Arm und schrie Dinge, die Laura nicht verstand.
    Bis auf dieses eine Wort ...
    »... Donalda ...«
    »Zoe? Was ... woher ...«
    Der Reiter - die Reiterin! - war heran. Sie warf sich in einer akrobatischen Einlage aus dem Sattel, stolperte auf sie zu, breitete beide Arme aus, fiel über Laura her, riss sie zu Boden, plapperte sinnloses Zeug, weinte und lachte zwischendurch, umarmte sie so fest, dass sie glaubte, ersticken zu müssen.
    »Du erwürgst mich!«, brachte Laura mühsam hervor und wehrte die Arme der Freundin ab, bis diese Ruhe gab, auf ihr zu liegen kam und sie aus einer Entfernung von vielleicht zwei Handbreit anstarrte.
    So voll Liebe und Hingabe, dass es trotz der seltsamen Maske in ihrem Gesicht keinen Zweifel gab, dass es sich um das Model handelte. Zoes Augen strahlten vor Glück, Wärme und Zuneigung, und sie glänzten feucht.
    »Zoe«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Wie kommst du hierher, warum gerade jetzt ...«
    »Ich weiß es nicht.« Das Model schluchzte und streifte ihr in einer unendlich liebevollen Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Vielleicht war’s Schicksal, vielleicht Glück. In diesem verfluchten Land ist offenbar alles möglich.«
    »Ich bin so froh, dich gesund und munter zu sehen ...« Laura konnte es immer noch nicht fassen, nach all den Wochen, nach all der Sorge. Sie brachte keine Träne hervor vor Schock.
    »Ich auch ...«
    Sie umarmten und herzten sich, bis sie die Stille ringsum registrierten und voneinander abließen. Sie starrten in Gesichter von Männern, in die Verwirrung und Entzücken gleichermaßen geschrieben waren.
    »Wenn die Situation nicht so brenzlig wäre«, sagte Finn mit andächtiger Stimme, »würde ich behaupten, dass dies die verdammt heißeste Umarmung zweier Frauen war, die ich jemals miterleben durfte.«
    Zoe sprang wie von der Tarantel gestochen hoch, Laura reagierte nur unwesentlich langsamer, und beide achteten tunlichst darauf, ihre hochgerutschte Kleidung so rasch wie möglich wieder in Ordnung zu bringen.

    Für einige Minuten schien die Zeit stillzustehen. Der Fliegende Holländer kam näher; sein Schatten schob sich allmählich über die Senke. Doch es war bedeutungslos geworden. Das Zusammentreffen war wichtiger. Was sie sich zu sagen hatten, war wichtiger, einerlei, ob die Männer rings um sie nervös von einem Bein aufs andere traten oder ob die Sonne auf sie herabbrannte.
    »Du hast dich ... verändert«, sagte Laura vorsichtig und deutete auf die Maske. Doch das war längst nicht alles, was ihr an der Freundin auffiel. Deren Anderssein betraf auch ihre Körperhaltung. Ihre Sprache, die Gestik und selbst die Art, mit der sie ihr Gewand zurechtzupfte. Und dünn war sie geworden, selbst für ihre Verhältnisse ...
    »Die Maske lässt sich nicht abnehmen«, sagte das Mannequin und fiel dann in jenen blasiert wirkenden Tonfall zurück, den Laura so gut kannte. »Aber sie hat auch ihre Vorteile. Sie schützt meinen Teint vor der Hitze. Und was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Ich meine das da .«
    Laura betrachtete ihren Handrücken, auf den Zoe deutete - und erschrak. Da war ein schwarzer Fleck, münzgroß, dessen Ränder ein wenig ausfransten. Er war am Morgen noch nicht da gewesen!
    Sie rieb daran herum, goss ein wenig Wasser darauf und rubbelte weiter. Doch der Fleck ging nicht ab. Er war weit mehr als Farbe; er breitete sich unterhalb der Epidermis aus, und Laura glaubte zusehen zu können, wie er größer und breiter wurde.
    »Ich habe keine Ahnung, was das sein soll.« Ihre Stimme klang dünn und brüchig, wie sie selbst feststellte. Sie empfand mit einem Mal Angst; viel mehr Angst als vor dem sich nähernden Luftschiff des Barend Fokke.
    Milt meldete sich zu Wort. »Könntet ihr diese Unterhaltung vielleicht später fortsetzen? Wir sollten sehen, dass wir von hier verschwinden. Prinz Laycham hat vorgeschlagen, uns auf den Pferden mitzunehmen ...«
    »Wir haben eine Chance, diesem Luftschiff zu entkommen«, unterbrach der Prinz. »Mit unseren Tieren sind wir womöglich schneller als die Piraten. Aber wir müssen jetzt gleich los, bevor sie in Schussweite kommen.«
    »Ihr habt euch bereits mit Prinz
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