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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dahinter, so ahnte Zoe, würde sich wieder Wüstenlandschaft ausbreiten.
    Doch alle Mühen, der schmerzende Hintern, die rissig gewordenen Fingernägel und sogar die vom Sand abgeschmirgelte Haut machten ihr nichts aus. Sie war frei, und sie wollte frei bleiben. Und dafür mussten sie möglichst weit weg von Dar Anuin und der Bruderschaft.

    »Werden wir verfolgt?«, fragte sie Laycham, der sich immer wieder umdrehte.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann nutze deine Begabung. Schlüpfe in irgendein Wüstentier und sieh dich um.«
    »So funktioniert es leider nicht. Ich muss die Gegend kennen, in der sich meine Tiere bewegen. Ich muss sie gesehen und mich mit ihnen beschäftigt haben. Ich kann nicht blindlings in eines hineinspringen und es zu beherrschen versuchen. Dann bestünde die Gefahr, dass mein Geist für alle Zeiten in dem Tier gefangen bliebe. Außerdem ist meine Magie außerhalb der Kraterwände Dar Anuins schwächer ausgeprägt.«
    Verwendete er Ausreden? Hatte er Angst davor, seine Gabe anzuwenden? Zoe wusste es nicht. Der Prinz blieb unnahbar. Jedes Mal, wenn sie glaubte, endlich Zugang zu seinem Gefühlsleben zu finden und ihn zu verstehen, wurde sie aufs Neue enttäuscht. Sein Charakter war vielschichtig, oder, mit anderen Worten, nicht gefestigt. Entpuppte er sich im Umgang mit seinen Begleitern als robust und befehlshaberisch, so zeigte er zu anderen Gelegenheiten unerklärliche Unsicherheit. War Laycham derzeit gut aufgelegt, so mochte sich dies binnen weniger Minuten ändern und er mürrisch und unnahbar erscheinen. Machte er ihr Komplimente, konnte sich Zoe niemals sicher sein, ob er nicht gleich darauf eine beleidigende Bemerkung folgen ließ.
    Sie tat gut daran, sich nicht allzu sehr auf den Prinzen zu verlassen.

    Ein Späher kehrte zurück; ein Mann namens Birüc, der sein Reitpferd beherrschte wie kein anderer. Er hielt sich an der Mähne des Tiers fest, presste den Oberkörper flach an seinen Rücken und schlug ihm immer wieder mit den Fersen in den Bauch. So kam er herangerast, um erst wenige Meter vor ihnen das Kommando zum Halten zu geben und das Pferd sich aufbäumen zu lassen. Es wieherte laut, erschöpft und mit Schaum vor dem Maul, verfiel dann aber gleich wieder in jene müde Lethargie, die vielen der hiesigen Tiere innewohnte.
    »Eine andere Gruppe«, sagte Birüc kurz angebunden. »Auf der Flucht. Es sieht aus, als würde sie verfolgt - von einem fliegenden Schiff .«
    »Sind es Elfen, die verfolgt werden?«, fragte Prinz Laycham.
    »Mag sein. Kann aber auch sein, dass es welche von ihrer Art sind.« Er nickte in Zoes Richtung. »Sind auf keinen Fall Mitglieder der Bruderschaft.«
    Der Prinz sah Zoe an, zögerte kurz und traf dann eine Entscheidung. »Wir sehen uns das an. Aus der Ferne. Wir bleiben vorsichtig. So, dass uns die Besatzung des Luftschiffs nicht entdecken kann.« Er überlegte. »Fliegendes Schiff ... Haben wir nicht auf einem unserer ... Ausflüge davon gehört?«
    »Ja, mein Prinz. Der Verbündete Alberichs ... Ich glaube, sie nannten ihn Seelenfänger .«
    Zoe schluckte. Das klang nach einer weiteren Schwierigkeit; der Name jagte ihr einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter. »Laycham, wenn es wirklich welche von meinen Leuten sind ...«
    »Ich sagte bereits, wir sehen uns das an. Macht euch bereit.«
    Die Männer nickten grimmig. Sie überprüften den Sitz ihrer Waffen, meist Säbel und Degen, legten sich Tücher vors Gesicht und besprachen sich untereinander. Sie fächerten aus. Jeder von ihnen blieb in Sichtweite von mindestens zwei Kameraden, sodass sie sich rasch zu Hilfe kommen konnten.
    »Du bleibst bei mir!«, befahl Laycham. »Ich vertraue deinen Reitkünsten nicht.«
    »Ich bin eine ausgezeichnete Reiterin!«, protestierte Zoe.
    »Womöglich nach menschlichen Maßstäben. Aber nicht im Vergleich zu meinen Leuten und mir.«
    Da war sie wieder, diese schier unerträgliche Überheblichkeit. Zoe unterdrückte ihren Zorn. Irgendwann einmal würde sie den Prinzen zurechtweisen und ihm bessere Umgangsformen eintrichtern müssen, aber nicht jetzt. Nicht hier. Ihr Herz schlug laut und rasch. Gefahr lauerte auf sie, und Gefahr in diesen Landen war stets mit dem Wort »Tod« verbunden.
    Laycham reichte ihr ein Messer mit einer mindestens dreißig Zentimeter langen Klinge. Zoe steckte es in ihren Gürtel, sodass es sie beim Reiten nicht behinderte. Der Prinz nickte ihr zu und spornte sein Pferd an. Sie hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Er hatte recht. Seine Reitkünste
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