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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
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letzten Symbol enden würde. Ein letztes Mal richtete sie sich auf, richtete sie ihren Geist auf und wollte gegen das Unvermeidbare angehen. Ihre Beine und ihr Verstand waren so wackelig, und dennoch schaffte sie es, sich vorwärtszuwerfen, auf Comrik zu, um ihn zu fällen, ihn mit sich in den Tod zu reißen ...
    Vergeblich. Der Magier war zu stark.
    Magie? Was steckte hinter diesem Wort? Warum musste Laura ausgerechnet jetzt an derlei Dinge denken?
    Sie lachte. Wollte lachend sterben.
    Comrik hielt inne. Sah konsterniert um sich und fuchtelte nun wie wild durch die Luft. Als fühlte er sich von Unbekannten eingekreist. Als wollte er gegen Luftgeister kämpfen.
    Der Druck und die Verzweiflung und die Todesangst ließen nach. Laura konnte wieder frei atmen - und sie sah die Chance, den Magier zu überwältigen. Sie und die anderen Menschen, die nun, da der Anführer dieser grässlichen Garde in Schwierigkeiten steckte, keine Schwierigkeiten mehr mit ihren Gegnern hatten.
    Laura stürzte auf Comrik zu, auf diesen uralt wirkenden Kerl, und riss ihn mit sich zu Boden. Sie schlug auf ihn ein, ganz und gar nicht mädchenhaft, aber gewiss nicht mit genügend Kraft, um einem gesunden Mann wehzutun. Doch dieser da war nicht gesund. Er hatte ihr lediglich seine Fähigkeiten entgegenzustellen gehabt. Hinter dem magiebegabten Wesen war nur ein morscher, brüchiger, alter Mann, der Lauras Schlägen nichts entgegenzusetzen hatte und in eine Ohnmacht fiel.
    Die Menschen jubelten, die Gnome grölten. Sie stürzten sich mit neuen Kräften auf die Wächter, die, nun unsicher geworden, allmählich den Rückzug antraten So, wie es Söldner angesichts einer drohenden Niederlage taten. Weil sie nicht mit dem Herzen kämpften. Weil ihnen die Stadt im Grunde genommen egal war.
    »Kommt schon!«, drängte Finn und eilte an ihr vorbei, hinein ins Innerste. Hinein in den Saal, in dem eine Opferung bevorstand - oder bereits vollzogen worden war.

25
    Familläre
    Bande
     
    M olehibbon sah zu, wie die Menschen - noch mehr echte Menschen! - in den Saal stürmten. Just in dem Moment, da auch Belorion seinen Zug tun wollte. Um, wie es ihm Darnaus wohl aufgetragen hatte, den Sohn zu töten und die Rechte, Oberster Mäzen zu sein, wieder zurückzuerlangen.
    Alle Teile fielen ineinander. Alles geschah so, wie er es geahnt und vorhergesehen, wie es ihm seine kleinen Lieblinge häppchenweise kundgetan hatten. Das große Finale trat ein, und er tat gut daran, so weit wie möglich in den Hintergrund zu treten, um nicht in die Auseinandersetzungen gezogen zu werden.
    Einer der Menschenmänner fiel Belorion in den Arm, ein anderer kümmerte sich um den Sohn. Sie rangen miteinander wie zwei Pärchen, die inmitten nun ruhig dastehenden Publikums eine ganz besondere Tanzvorführung bieten wollten.
    Molehibbon beobachtete - und er bekam Angst. Diesen Menschen war nichts entgegenzusetzen. Dass der schwächliche Donautus keine Chance gegen den wesentlich breiter gebauten Gegner haben würde, war vorhersehbar gewesen. Doch wie der andere Mensch mit dem so zäh wirkenden Belorion umsprang, der ganz gewiss keine schlechte Ausbildung genossen hatte - das ließ ihn frösteln.
    Die Menschen besaßen Herz. Sie kämpften mit Verve. Mit etwas, das den Städtern und den meisten der anderen Bewohner längst abhandengekommen war.
    Sie würden siegen. So, wie Molehibbon es erhofft und vorhergesehen hatte.
    Etwas fiel neben ihm zu Boden. Er hob es auf und steckte es sich in eine der vielen Taschen seines Mantels. Dann zog er sich langsam und unauffällig zurück. Hier gab es nichts mehr zu tun.
    Als er das Tor passierte, vorbei an völlig entgeistert vor sich hin starrenden Städtern, begegnete er jenem Wesen, dem er tunlichst hatte ausweichen wollen.
    »Du wolltest schon gehen?«, fragte Gystia.
    »Ja. Es gibt hier nichts mehr zu tun«, antwortete Molehibbon.
    »Aber du hattest deine Finger mit im Spiel, nicht wahr?«
    »Meine Finger sind dort geblieben, wo sie hingehören. Ich habe der Magie längst abgeschworen und sorge mich nur noch um meine kleinen Lieblinge, wie du weißt. Haben dich deine dressierten Fleisch-Mamsellen denn nicht ausreichend über meine Pläne informiert?«
    »Sie erzählen mir nur das, was du ihnen erlaubst, mir mitzuteilen. Wir beide wissen doch, wie das Spiel läuft, nicht wahr?«
    »Ja, wir wissen es. Würdest du mir nun bitte den Weg frei machen? Ich bin müde. Der Tag war lang, und morgen kommen sicherlich haufenweise Bittsteller zu mir in den
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