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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Jungfrauen fütterte. Und nun, da es so knapp vor der Nahrungsaufnahme gestanden hatte, seine halbmeterbreiten »Lippen« weit geöffnet, um die Beute aufzunehmen, schrie es seinen Frust laut in die Welt hinaus.
    Ein erneuter Schrei! Wieder hatte sich Laura ablenken lassen und sich nicht auf das Wesentliche konzentriert. Wenige Meter von ihr entfernt kämpfte Finn gegen Belorion um sein Leben, und ... und ...
    ... der Sklavenhändler fiel entseelt zu Boden. Getötet durch einen Messerstich in den Nacken. Von seinem eigenen Sohn. Von Najid, dem Elefthi.
    Belorion war tot, und wie er so dalag, veränderte sich sein Leib und wurde zu etwas ganz anderem.

    Nichts ist so, wie es scheint!, ging es Laura durch den Kopf. Überall sehe ich bloß Masken und Tarnungen Es ist, als wäre ich in einem Albtraum gefangen - und alle Figuren, die sich rings um mich scharen, sind nicht die für die ich sie halte.
    Seltsame und wunderbare Ruhe kehrte ein. Selbst das Füllhorn verstummte. Seine riesigen Lippen verfärbten sich braun, die Umrandungen wirkten mit einem Mal schrumpelig. Es jammerte. Es verlangte nach Nahrung, nach Jungfrauenblut - und würde es nicht bekommen.
    War dieses magische Instrument, das auch in terranischen Mythologien eine Rolle spielte, das einzige Verbindungstürchen zu den Mainaks? Zu den Beobachtern, die durch die Linse des Kristallpalasts ins Reich Innistìr blickten?
    Vielleicht verdurstete das Füllhorn und würde sterben; es kümmerte Laura nicht. Leere machte sich in ihren Gedanken breit. Zu viel war rings um sie geschehen, zu viele Fragen stellten sich ihr.
    »Du hast ihn getötet!«, sagte Finn. Er schüttelte den Kopf, als wüsste er nicht, ob er sich bedanken sollte. »Was, um Himmels willen, ist das?«
    »Ein Assassine«, sagte Najid leise, trat gegen das zerschrumpelte Häufchen Leben, das fast nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien, und ließ seine Waffe achtlos fallen. »Jemand, der den Platz meines Vaters eingenommen und seinen guten Ruf ruiniert hat.« Seine Stimme wurde fester. »Womit auch geklärt ist, warum er alle seine Begleiter tötete - und warum ich glauben musste, dass mich Vater in Stich gelassen hatte.«
    »Und dieser Assassine arbeitete mit Darnaus zusammen?«
    »Er besorgte ihm eine Jungfrau, um das Palastwunder« - Najid deutete in Richtung Füllhorn - »zu füttern und andererseits seinen eigenen Sohn töten zu lassen, nun, da er Donautus erstmals seit Ewigkeiten wieder greifen konnte. Nachdem er all die Jahre in der Sicherheit des Ordens der Bet- und Bettschwestern gelebt und für den Obersten Mäzen unerreichbar gewesen war.«
    »Dein Vater ...«
    »Er ist tot«, sagte der Sklavenhändler mit unverrückbarer Bestimmtheit. »Assassinen lassen diejenigen, deren Platz sie einnehmen, niemals am Leben.«
    »Das bedeutet?«
    »Dass ich nun Familienoberhaupt der Elefthi bin - und dass ich keine Ahnung habe, was ich nun tun soll.«
    Najid war jung, und er wurde von einem Moment zum nächsten in eine Rolle gedrängt, mit der er nichts anzufangen wusste.
    »Was wohl mit dem Füllhorn - ich meine, mit dem Palastwunder - geschieht?«, fragte Laura.
    »Es wird verhungern und versiegen. Und ich werde jedermann davon abhalten, es zu füttern.« Najid bleckte grimmig die Zähne. »Diese Stadt hat mir meinen Vater genommen - und die Ehre meiner Familie beschmutzt. Es wird ein Preis dafür bezahlt werden müssen.«
    »Das Feudalsystem hier wird kollabieren«, stellte Laura fest.
    »Ja, das wird es«, mischte sich die Dame Gystia ein, die unvermutet und ohne Vorwarnung auftauchte. Auch sie war von den Auseinandersetzungen gezeichnet wie sie alle. »Ich wollte Änderungen bewirken - aber ich wollte verhindern, dass es so endet.«
    Sie deutete in Richtung einer anderen Frau: Sikhiom, der Obersten Bet- und Bettschwester. »Diese da wollte ihr eigenes Süppchen kochen. Über ein Jahrzehnt lang hatte sie Zeit, Donautus zu formen. Sie hätte einen schlechten Herrscher durch einen anderen ersetzt - und nichts hätte sich geändert.«
    »Du irrst dich!«, sagte Sikhiom kalt. »Rede mit deinem Neffen und bilde dir persönlich ein Urteil darüber, was er ist und wofür er steht.«
    »Ja, das werde ich.« Gystia zuckte mit den Schultern, und es wirkte wie eine reichlich hilflose Geste. »Was bleibt mir anderes übrig?«
    Irgendwo begann ein Städter, zu wimmern und zu weinen. Er hatte sich in seiner Angst nass gemacht und lag zwischen Kissen vergraben.
    »Dies sind unsere Landsleute«, sagte Gystia zu
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