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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Richtung des schneebedeckten Gebirgszugs nördlich von ihnen. »Außerdem habe ich diese ewige Sucherei gründlich satt.«
    »Sagt ausgerechnet die Begleiterin des besten Diebs des Elfenreichs?«
    »Ich wäre an deiner Stelle sehr vorsichtig mit den Witzeleien. Ich bin längst noch nicht bereit, dir zu verzeihen.«
    Aber bald. Gloria vergaß rasch. Wie auch er es tat, wie alle Elfen es taten. Erinnerungen hatten nur wenig Bedeutung, das Leben bestand aus einer unendlichen Abfolge kleiner und größerer Abenteuer, Spielereien, Aufregungen. Sie waren keinesfalls so kopflastig wie diese seltsamen Menschen.
    Gloria sackte mit einem Seufzer nach unten. Sie ließ das Gold fallen, das sie Amalfi gestohlen hatten. Es war auf einmal nichts mehr wert, sondern bloß noch Ballast, der sie daran hinderte, mehr Distanz zwischen sich und die Verfolger zu bringen.
    Sie visierte die unmittelbare Nähe eines Sees an, der früher einmal viel größer gewesen sein musste und allmählich von der Wüstensonne aufgefressen wurde. Sie landete, stolperte einige Schritte vorwärts und warf Ruairidh ab, bevor sie sich vornüberfallen ließ und den hochroten Kopf ins kühle Nass eintauchte.
    Ruairidh trat zu ihr, betrachtete sie besorgt und hörte sie gierig nach Sauerstoff röcheln, sobald sie ihren Durst gestillt hatte. Hatte sie sich zu viel zugemutet? Es war gewiss nicht leicht für sie gewesen beim Dienstpersonal des Wanderreiches, und er hatte nichts unternommen, um ihre Situation zu verbessern. So etwas wie ein schlechtes Gewissen machte sich bei ihm bemerkbar. Er musste zusehen, dass sich diese grässliche Stimme in seinem Hinterkopf so rasch wie möglich wieder entfernte.
    »Brauchst du etwas?«, fragte er brummig. Er tupfte Gloria Staub und Schweiß vom Flügelansatz, von der Schulter, vom Hals.
    »Einige Stunden Schlaf«, sagte sie. »Der Kampf und der Flug – all das hat mich ganz schön hergenommen.« Sie legte sich auf den Rücken und starrte ins Blaue. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig.
    Ruairidh unterdrückte einen Fluch und sah sich um. Alles wäre gut, wenn sie nur ein einziges Mal einer Meinung wären und sich nicht ständig gegenseitig Hölzer zwischen die Beine würfen. Es ähnelte einem Fluch, und wenn er genau darüber nachdachte, war es auch ein Fluch, dem sie beide unterlagen.
    Unweit von ihrem Landeort befanden sich einige Sträucher, die rote, beerenähnliche Früchte trugen. Ruairidh erinnerte sich, sie in einem der vielen Esströge Amalfis gesehen zu haben. Sie schmeckten bittersüß und würden Gloria ein klein wenig ihrer Kraft zurückgeben. Mit langen Schritten eilte er davon, zog Früchte von den stachelbewehrten Ästen und sammelte sie in seinem weißen Hemd, das er so weit wie möglich ausbreitete.
    Seine Gefährtin stöhnte, wälzte sich unruhig hin und her. Sie war wirklich an die Grenzen gegangen, nicht zum ersten Mal auf dieser Reise.
    Er kehrte zurück, stützte Gloria hoch und fütterte sie. Stück für Stück der Beeren stopfte er ihr in den Mund und achtete dabei tunlichst darauf, dass sie die Früchte auch zerkaute.
    Es dauerte eine Weile, bis sich in den glasig gewordenen Augen so etwas wie ein Lebensgeist zeigte, bis Gloria aus ihrem Dämmerschlaf in die Wirklichkeit zurückkehrte.
    Hatte Herr Samhain bereits nach ihr gegriffen, war sie in Gefahr, in das Reich dieses unheimlichen ... Mannes geholt zu werden? Ruairidh sah sich um, schnitt Grimassen und tat magische Bewegungen, die einen Abwehrzauber bewirken sollten, obwohl er ganz genau wusste, dass der Herr Samhain nicht aufzuhalten war.
    Gloria hustete. Er setzte sie auf, klopfte ihr auf die Schultern und drehte ihren Leib zur Seite, sodass sie Schleim erbrechen konnte. Dann stellte er sie auf die Beine, unterstützte sie dabei, einige Schritte zu tun. Sie musste zu Atem kommen, musste zu sich kommen.
    Minutenlang spazierten sie entlang des kleinen Sees auf und ab. Ruairidh fühlte, wie seine Begleiterin allmählich wieder zu sich fand. Es gab Elfen, Landsleute, die weitaus besser als er über Heilzauber Bescheid wussten, und in Augenblicken wie diesen bereute er es, seine Ausbildung niemals mit dem notwendigen Ernst betrieben zu haben.
    »Lass mich!«, sagte Gloria abweisend und tat einige Schritte allein. Sie ging in die Knie und schöpfte erneut Wasser, während sich Ruairidh besorgt umsah. Sie hatten viel Zeit verloren; wenn ihre Verfolger hartnäckig waren – und davon ging er aus nach der Demütigung, die sie beide Amalfi
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