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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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beigebracht hatten –, würden sie bald hier sein.
    »Wir müssen weiter«, sagte Ruairidh.
    »Es geht noch nicht.« Gloria hustete.
    »Amalfi wird uns sehr, sehr wehtun, bevor sie uns tötet. Ich habe etwas gegen Schmerzen.«
    »Das hättest du dir früher überlegen müssen, bevor du dich mit dieser Schlampe ins Bett gelegt hast!«
    »Aber du hast doch ... Ach, lassen wir's.« Es hatte keinen Sinn, mit einer Elfenfrau zu diskutieren. Sie waren rechthaberisch und aufbrausend. Menschenfrauen waren in dieser Beziehung gewiss leichter zu ertragen.
    Ruairidh sah sich um und suchte nach dem höchsten Punkt in der Umgebung. Als er ihn gefunden zu haben glaubte, machte er sich auf den Weg dorthin. Über Stein und Geröll, vorbei an dornigen Sträuchern, vorbei an winzigen Löchern, aus denen feine Stacheln zuckten, die giftgrün glänzten. Er hatte diese Viecher auf Amalfis Tischen gesehen, gebraten oder gekocht, und die Herrscherin hatte ihn auf ihre Gefährlichkeit hingewiesen. Auch meinte er, Schlangen zwischen den Felsen umherhuschen zu sehen. Er bewegte sich rasch und achtete darauf, nur die Fußspitzen aufzusetzen und sich möglichst sachte zu bewegen.
    Geschafft. Er hatte einen Rundumblick, der weit genug reichte. Die Verfolger, sie waren nah, und sie hatten sich in kleinere Gruppen aufgeteilt. Sie näherten sich von hinten, von links und von rechts. Die Zangenbewegung verdeutlichte, dass sie sich ihrer Opfer gewiss waren. Die Beine der Schweineratten bewegten sich in irrwitzigem Tempo durch den Wüstensand und zogen lange Staubfahnen hinter sich her.
    Er tastete nach dem Du-weißt-schon-was. Konnte es ihm womöglich helfen, ihm Ratschläge erteilen?
    Nein. Es hatte nur ganz selten mit ihm geredet und bloß Antworten auf ganz bestimmte Themen geliefert. Dieses verfluchte Mistding!
    Er machte sich auf den Weg zurück. Diesmal bewegte er sich schneller und nahm keine Rücksicht mehr auf die netten Tierchen unter dem Felsgeröll. Die Vorstellung, gebissen oder gestochen zu werden, wirkte mit einem Mal nicht mehr als das schlechtere Los.
    »Egal, wie es dir geht – wir müssen weiter«, drängte er Gloria.
    »Ich hätte nichts dagegen, Amalfi nochmals in die Augen schauen zu können.«
    »Du weißt nicht, was du da sagst.« Eine Gänsehaut zog sich seinen Rücken hoch. »Du weißt es wirklich nicht. Ich habe zugesehen, wie sie ... Doch das tut nichts zur Sache.«
    »Und dennoch bist du unter ihr Laken gekrochen. Kennst du denn überhaupt keine Grenzen, Ruairidh?«
    »So wenig wie du.« Er meinte, das Scharren von hornigen Kratzbeinen auf Fels zu hören. Er sah nach links und nach rechts. Noch war nichts zu erkennen, doch es konnte sich bestenfalls noch um Minuten oder gar Sekunden handeln, bis die Reiter da waren.
    »Gloria ... bitte!«
    »Es geht nicht. Noch nicht. Ich brauche Stunden, bis ich wieder richtig auf den Beinen bin.«
    Ruairidh streckte einen Arm nach Gloria aus und legte ihn ihr auf die Schulter. Er schloss die Augen, ertastete ihr inneres Wesen. Sie versuchte, sich zu wehren, doch sie war nicht in der Lage, ihm Widerstand zu leisten. Er drang tiefer in sie vor, immer tiefer, bis er meinte, den richtigen Ort gefunden zu haben.
    Und dann ließ er los. Er übertrug ihr alle Kraft, die in ihm steckte. Jedes Quäntchen Energie, das sein Leib hergab. Er wurde weniger wie Eis in der Sonne. Seine Haut fühlte sich an, als würde sie sich zu einem faltigen Etwas zusammenziehen und er binnen weniger Augenblicke um einige tausend Jahre altern, während Gloria immer stärker, intensiver und ... leuchtender wurde. Eine Sonne ging in ihr auf; eine kleine zwar, doch immerhin.
    Ruairidh ließ los und rutschte haltlos zu Boden. Seine Augen waren schwach und müde, er konnte kaum noch etwas rings um sich erkennen. Und er war einer Ohnmacht nahe.
    »Du verdammter Idiot!«, hörte er jemanden sagen, dessen Namen er vergessen hatte.
    Dann drehte sich alles. Er fühlte sich gepackt und hochgenommen und irgendwo hingesetzt, auf eine Art Fell, das nach Schweiß und nach brackigem Wasser stank. Das Ding unter ihm bewegte sich; er hatte alle Mühe, sich festzuhalten. Schreie ertönten. Etwas flog an ihm vorbei. Vielleicht ein Pfeil, vielleicht ein Speer, vielleicht ein Fluch, der körperliche Substanz angenommen hatte; er wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Die Erinnerungen an sein Leben verblassten zunehmend. Eine Art Gleichgültigkeit packte ihn, während rings um ihn Farben explodierten und sich sein Magen
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