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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Erst als Jon mir in der Garage von dem Laptop erzählt hat, der meistens in der Kommode steht, war meine Erinnerung wieder da.«
    Henrik schenkte ihr Tee nach.
    »Fünf Personen sind nach mir in dieses Haus gekommen«, sagte Inger Johanne jetzt. »Fünf Personen können den Laptop zurückgestellt haben. Zwei Männer vom Bestattungsunternehmen, der Polizeijurist, Henrik Holme und Joachim.«
    Sie sah den Polizisten mit demonstrativ fragendem Gesicht an.
    »Henrik war es nicht?«
    Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Und auch nicht Kalle Hovet«, sagte Inger Johanne und zupfte an ihrem Baumwollpullover, der wegen der Feuchtigkeit an ihrer Haut klebte. »Und auch nicht die beiden Herren vom Bestattungsunternehmen.«
    »Das kannst du nicht wissen«, sagte Joachim.
    »Doch. Die waren nämlich früher an dem Tag nicht hier gewesen. Der Rechner gehört ja hier ins Haus. Er musste entfernt werden, ehe er zurückgestellt werden konnte. Logisch, oder?«
    »Joachim war hier«, sagte Jon mit lauter Stimme. »Du warst morgens hier, dann wolltest du zum Training und ...«
    »Das ist Schwachsinn«, sagte Joachim und schnaubte. »Ein verdammter Unsinn.«
    »Du warst vielleicht in der Garage, um den Dreck runterzuladen«, sagte Inger Johanne, ohne auf seinen Ausbruch zu reagieren. »Das Hausnetzwerk reicht jedenfalls bis dahin. Oder im Garten.«
    Sie stützte sich auf die Ellbogen und schaute zu Boden.
    »Das kannst du nicht beweisen«, sagte Joachim. »Nie im Leben!«
    »Das muss ich auch nicht«, sagte Inger Johanne. »Ich bin fertig mit diesem Fall. Die Polizei wird erfahren, was ich glaube. Dann machen sie weiter damit. Wenn du nur nicht ...«
    Sie schaute plötzlich auf und sah Joachim mit einer Mischung aus Verwunderung und Verachtung an.
    »Wenn du nicht eigentlich ein anständiger Mensch wärst«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »dann wärst du damit vielleicht durchgekommen. Vermutlich hast du alles bereut. Als Sander tot war und dir der Verdacht kam, dass in diesem Haus nicht alles so gewesen war, wie es hätte sein sollen, hattest du einen echten und viel besseren Fall, um Jon fertigzumachen. Jeder andere mit einem solchen Verdacht wäre entweder wie die meisten anderen feige gewesen und hätte die Klappe gehalten, oder er wäre zur Polizei gegangen. Vor der hast du aber eine Heidenangst. Also hast du versucht, mich zu angeln, mit dieser ...«
    Sie kniff die Augen zusammen, griff sich an die Schläfen und erhob sich mühsam vom Stuhl.
    »... dieser lächerlichen SMS«, sagte sie dann.
    Ihr Rücken schmerzte. Sie hatte eiskalte Füße, trotz der Fußbodenheizung.
    »Und als wir uns im Café getroffen haben ...«
    Sie lächelte müde, legte sich beide Hände ins Kreuz und streckte sich.
    »... da konntest du nicht einmal verbergen, dass du etwas zu verbergen hattest. Dein schlechtes Gewissen war meilenweit zu sehen. Du hast fast zugegeben, dass du etwas verbrochen hattest. Wie gesagt, eigentlich bist du ein ziemlich anständiger junger Mann, Joachim. Im tiefsten Herzen. Ich fand dich sympathisch. Überaus unsympathisch finde ich es allerdings, dass du versucht hast, auf ungesetzliche Weise zu Geld zu kommen, und dass du die Schuld auf Jon schieben wolltest.«
    Sie ging zum Spülbecken und drehte den Wasserhahn weit auf. Als das Wasser warm wurde, ließ sie es über ihre Hände laufen und über die Handgelenke.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Jon Ellens Glas außer Reichweite schob.
    »Ich passe auf«, murmelte er.
    »Aber wer ... wer hat Sander umgebracht?«, fragte Henrik Holme mit zu lauter Stimme.
    »Jon«, sagte Inger Johanne, ohne sich umzudrehen. »Jon hat Sander umgebracht. Ich glaube, Jon hat Sander totgeschlagen, so, wie er ihn viele Jahre lang misshandelt hat. Aber das kann die Polizei klären. Ich will nach Hause. Das ist nicht mehr mein Fall. Das war er eigentlich nie.«
    »Nein«, sagte Helga. »Das stimmt so nicht.«
    »Mutter«, sagte Jon.
    »Du hast Sander nicht umgebracht«, sagte die alte Frau, ihre Stimme schnarrte ein wenig, als sei eine Seite der Stimmbänder gerissen.
    »Nein«, sagte er. »Ich habe Sander nicht umgebracht. Es war ein Unfall.«
    »Ich will hier ja nun nicht ...«, begann Helga.
    »Mutter!«, fiel Jon ihr ins Wort, schärfer jetzt, eher wieder sein altes Ich.
    »Jetzt gehe ich«, sagte Joachim. »Das muss ich jetzt wirklich nicht auch noch haben.«
    Inger Johanne hörte vier Stuhlbeine über den Boden schrappen. Noch immer lief
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