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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Ernst Vlcek
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hörst mir gar nicht zu. Leb wohl, Mythor. Vielleicht sehen wir uns in Logghard wieder, denn dort wird sich unser Volk einfinden, wenn es zum Deddeth geworden ist.«
    Mythor hatte sich einen Gürtel umgebunden, an dem ein Krummschwert in einer Scheide hing, dazu noch zwei Dolche. Dann wählte er einen vollen Köcher und einen Langbogen aus, wie sie die Vogelreiter verwendeten. Als er sich umdrehte, war No-Ango verschwunden. Draußen ritten die ersten Vogelreiter vorbei.
    *
    Mit gespanntem Bogen trat Mythor durch das Tor. Ein Vogelreiter entdeckte ihn und schwenkte mit dem Orhako in seine Richtung. Mythor ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Während er sah, wie der Vogelreiter die Arme in die Luft warf und aus dem Sattel geschleudert wurde, legte er bereits den nächsten Pfeil auf.
    Er lief dabei entlang dem Gebäude, bis er zu einer der Seitenstraßen kam, die zum höher gelegenen Stadtteil führten. Wenn er vor den Vogelreitern sicher sein wollte, musste er die winkeligen Treppen erreichen, wohin die Orhaken nicht gelangen konnten.
    Links von sich vernahm Mythor ein Krachen und Bersten. Als er in die Richtung sah, erblickte er eines der Diromen, wie es mit vorgestrecktem Schädel ein verbarrikadiertes Tor einrammte. Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Legionäre aus dem Sattel geschleudert und landeten unsanft auf der Straße.
    »Tötet sie ohne Gnade!« erklang es. »Macht sie nieder!«
    Mythor eilte die Seitenstraße hinan. Als er die letzte Querstraße vor der ersten Treppe erreichte, tauchte von rechts ein Diromo auf. Es kam in vollem Lauf heran. Mythor schoss seinen Pfeil ab und sah, wie er sich in den offenen Schnabel des Laufvogels bohrte. Dann brachte er sich mit einem Satz in Sicherheit.
    Das Diromo schrie krächzend auf und warf seinen Kopf hin und her. Dabei verlor es die Orientierung und raste in vollem Lauf gegen eines der Gebäude. Es durchbrach die Mauer und wurde von den herabstürzenden Trümmern erschlagen.
    Mythor hastete weiter und erreichte die Treppe. Die Häuser, an denen er vorbeikam, waren verschlossen, kein Laut drang aus ihnen. Er widerstand der Versuchung, in eines von ihnen einzudringen. Es war besser, sich in die höher gelegenen Viertel der Stadt abzusetzen, wo er sich besser verteidigen konnte.
    Die Treppe, die er hinaufhastete, wurde steiler und enger. Er hatte es nicht mehr weit bis zum letzten Absatz, von wo ab sich die Häuser stufenförmig und schließlich übereinander die Felswand hochrankten.
    Von unten erklang immer noch der Lärm der Vogelreiter, die wie die Besessenen wüteten. Immer wieder war das Krachen und Splittern von Holz zu hören, wenn die Diromen mit ihren mörderischen Schnäbeln Tore einrannten. Und jedesmal folgten wütende und enttäuschte Flüche der Vogelreiter. Mythor ahnte, worauf ihre zornige Enttäuschung zurückzuführen war, aber er wollte nicht daran denken.
    Wenige Schritte vor dem letzten Absatz vernahm er hinter sich plötzlich ein bekanntes Geräusch. Und als er sich umdrehte, sah er, dass er von einem Orhako mit zwei Reitern verfolgt wurde.
    Das Orhako stieß ein heiseres Krächzen aus und begann, die Treppe schneller herauf zu stelzen .
    Mythor zielte kurz und schickte den gefiederten Tod auf den Weg. Der Pfeil bohrte sich dem vorne sitzenden Vogelreiter in die Brust. Mit einem Aufschrei glitt er seitlich aus dem Sattel.
    Und da sah Mythor ihn – Sadagar. Steinmann Sadagar, Träger des Dhuannin-Deddeth!
    Mythor zielte erneut mit dem Pfeil. Aber er brachte es nicht über sich, auf Sadagar zu schießen. Ein schauriges Lachen erklang, höhnisch und triumphierend. Es kam aus Sadagars Kehle, aber es gehörte dem Deddeth. Er hatte Mythors Schwäche erkannt und baute vermutlich darauf, dass er es nicht über sich brachte, Hand an Sadagar zu legen.
    Der Pfeil verließ singend die Sehne und bohrte sich dem Orhako in den Leib. Es torkelte, lief aber mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
    Sadagar lachte wieder, so fremd und unheimlich, dass es Mythor fröstelte. Er durfte jetzt nicht an das Schicksal des Freundes denken, sondern musste der bevorstehenden Auseinandersetzung gefasst entgegenblicken.
    Als er den letzten Treppenabsatz erreichte, drehte er sich noch einmal um. Er sah gerade noch, wie sich der Sadagar-Dddeth vom Rücken des zusammenbrechenden Orhakos auf das Dach des nächsten Gebäudes schwang und dort in Deckung ging.
    Mythor wandte sich der linken Treppe zu, die steil hinaufführte. Von hier hatte er einen guten Überblick
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