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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Ernst Vlcek
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Goldschmiedekunst umgesattelt. Es war ihm gutgegangen, bis einer seiner Neider ihn den Wilden Fängern ins Netz spielte.
    Der kränkliche ältere Mann namens Modesh war ein Morone aus Tambuk. Wegen angeblicher Lästerung des Shallads hatte er fliehen müssen und war in die Heymalländer gelangt, wo er jedoch wieder gefangengenommen und auf eine Lichtfähre verfrachtet wurde.
    Der abgemagerte Jüngling war der Bruder des anderen, der sich von dem galoppierenden Diromo in den Tod gestürzt hatte. Er hieß Arodo und hatte sich aus Abenteuerlust seinem Bruder angeschlossen. Nun gab es nichts mehr für ihn, wofür er leben wollte.
    Bevor Sadagar einige Schwanke aus seinem Leben zum besten geben konnte, um den Jüngling aufzuheitern, kamen fünf Krieger in Burnussen ins Zelt. Da es bereits dunkel war, beleuchteten sie sich ihren Weg mit Öllampen.
    »Alles herhören!« rief einer von ihnen. »Wir brauchen ein paar Männer, die gute Mägen haben und keine empfindlichen Nasen. Es ist Zeit, die Koppeln auszumisten. Was, keine Freiwilligen?«
    Die Krieger bestimmten schließlich zehn Männer und drängten sie aus dem Zelt.
    Sadagar hatte sich ganz klein gemacht, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, und glaubte, die brenzlige Situation überstanden zu haben. Doch da legte sich ihm ein schwerer Arm auf die Schulter, und eine Stimme sagte: »Du kommst auch noch mit.«
    Sadagar wollte schon mit seinem Schicksal hadern, als er in dem Krieger Harmod erkannte. Der Morone raunte ihm zu: »Ich habe gute Nachricht. Mythor ist begnadigt worden und ist zusammen mit dem Rafher in einem Zelt untergebracht.«
    »Dann ist auch Mythor ein Gefangener?« entfuhr es Sadagar. »Was soll an dieser Nachricht Gutes sein?«
    »Beruhige dich«, erwiderte Harmod. »Mythors Situation ist sogar noch schlimmer, dennoch hat die Sache auch eine erfreuliche Seite. Ich erkläre es dir, wenn wir bei den Koppeln sind.«
    »Muss ich denn wirklich Vogelmist kehren?« maulte Sadagar.
    »Nicht unbedingt, aber zumindest müssen wir so tun, als ob.«
    Im Lager brannten noch einige Lagerfeuer. Um sie saßen die Vogelreiter, waren mit der Überprüfung ihrer Ausrüstung und dem Reinigen der Waffen beschäftigt. Dabei aßen und tranken sie und unterhielten sich über den bevorstehenden Feldzug gegen die Rafher.
    »Es hat keinen Sinn, diese Wilden bekehren zu wollen«, hörte Sadagar einen von ihnen sagen. »Sie werden nie von ihrem Götzenglauben ablassen und sich dem Shallad unterwerfen.«
    »Dann wird es bald keine Rafher mehr geben«, sagte ein anderer.
    Als sie an dem Lagerfeuer vorbei waren, erkundigte sich Sadagar bei Harmod: »Warum haben die Rafher diesen seltsamen Beinamen? Hängt das mit ihrem Glauben zusammen?«
    »Es hat mit Magie zu tun«, antwortete Harmod einsilbig. »Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Dir geht es doch darum, dass deinem Freund nichts zustößt, oder?«
    »Bis jetzt hast du immer nur Andeutungen gemacht«, erwiderte Sadagar. »Nun sage mir endlich, was wirklich dahintersteckt.«
    Sie erreichten die Gehege mit den Laufvögeln, und der Morone fand zielsicher den Weg zu dem Diromo, das nach den Flussgeistern dieses Landes benannt war. Obwohl der Schein der Lagerfeuer nicht bis hierher fiel, hatte Harmod seine Öllampe ausgeblasen. Es gab rings um sie genügend Lichter, und die Geräusche verrieten, dass die zum Ausmisten der Koppeln abgestellten Legionäre bereits emsig an der Arbeit waren.
    »Red endlich, Harmod!« verlangte Sadagar ungeduldig.
    »Nimm dir nicht zu viel heraus, Alter«, warnte der Morone. »Ich habe zwar für dich etwas übrig, aber das besagt noch lange nicht, dass ich dich als gleichgestellt betrachte.«
    »Muss ich mich entschuldigen?«
    »Es genügt, wenn du deine Zunge im Zaume hältst. Aber genug davon.« Harmod machte eine kurze Pause, und Sadagar sah, wie er sich verstohlen umblickte, bevor er fortfuhr: »Ganif hat mich zu sich rufen lassen, um mir mitzuteilen, dass er Mythors Strafe erlassen habe. Gleichzeitig hat er mich damit beauftragt, für Mythors Wohl zu sorgen. Es könnte ein Akt der Menschlichkeit sein, aber das passt nicht zu Ganif. Er ist in Wirklichkeit ein Leuteschinder. Du hast gesehen, wie er den Gefangenen behandelte. Auch ihn hat er nicht aus Gnade vom Pfahl gebunden, sondern weil er ihn nicht umbringen will, bevor er von ihm erfahren hat, wo sich die Verbotene Stadt Lo-Nunga befindet. Mit Mythor wird die Sache ähnlich liegen. Ich fürchte, dass er irgendeine Gemeinheit vorhat.«
    Sadagar nickte
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