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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Ernst Vlcek
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meinem Kommando!«
    »Es freut uns zu hören, dass du wohlauf bist«, meinte Fanhaj. »Da ist aber noch etwas, über das wir mit dir sprechen wollten.«
    »Und das wäre?«
    Der Deddeth wollte die beiden Störenfriede so rasch wie möglich loswerden. Die Dunkelheit senkte sich bereits über das Lager, und er wollte sich auf seinen großen Augenblick vorbereiten.
    »Es geht um den gefangenen Rafher«, sagte Fanhaj betreten. »Noch hat er uns nicht verraten, wo sich sein Volk versteckt. Wir müssen also alles tun, damit er am Leben bleibt, sonst erfahren wir nie, wo die Verbotene Stadt Lo-Nunga liegt, und können den Willen des Shallads nicht ausführen. Ich möchte darum vorschlagen, dass du den Rafher vom Pfahl binden lässt und ihm etwas Ruhe gönnst.«
    Der Deddeth überlegte. Es käme ihm für sein Vorhaben recht gelegen, wenn es keinen Augenzeugen dafür gab. Der Wilde war ohnehin nur störend.
    »Ich glaube, du hast recht, Fanhaj«, sagte Ganif. »Bringt ihn in ein Zelt, aber bewacht ihn gut.«
    »Wäre es nicht gut, auch Mythor zu bewachen?« schlug Madahim vor. »Ich hatte mit diesem Burschen schon zu tun und warne davor, ihn zu unterschätzen. Er ist ein Aufwiegler und versteht es sogar, sich unter deinen Kriegern Verbündete zu verschaffen.«
    »Was sagst du da?« rief Ganif barsch. »Wie soll ich das verstehen? Hetzt Mythor gegen den Shallad? Oder wiegelt er die Legionäre und andere gegen mich auf?«
    »Das nicht«, meinte Madahim. »Harmod, der mit Mythor zu tun hatte, war aber gerade bei mir und hat darum gebeten, Mythor die Strafe zu erlassen. Es erscheint mir bedenklich, wenn ein Krieger des Shallads für einen räudigen Legionär eintritt.«
    »Findest du?« sagte Ganif überlegend. »Vielleicht hat Harmod aber auch recht. Wäre es nicht ungerecht, dem Wilden Vergünstigung zu gewähren und einem Kämpfer der Lichtwelt, egal, ob Krieger oder Legionär des Shallads, dafür zu bestrafen, weil er sie gewähren wollte?«
    »Ist das nicht eine etwas widersinnige Begründung?« fragte Fanhaj verwirrt. »Mythor hat gegen deine Befehle verstoßen, er hat Verrat begangen. Ich an deiner Stelle würde ihn eher von einem Orhako schleifen lassen, als ihn zu begnadigen.«
    »Noch habe ich zu bestimmen«, sagte Ganif eisig. »Schickt Harmod zu mir, damit ich ihn selbst hören kann. Und jetzt geht.«
    Die beiden Unterführer zogen sich zurück. Madahim blieb noch einmal im Zelteingang stehen und sagte besorgt: »Ein Wort unter Freunden, Ganif. Ist mit dir bestimmt alles in Ordnung?«
    Der Deddeth ließ Ganif lächeln und sprach dann durch seinen Mund: »Mir geht es bestens, Madahim. Es läuft für mich alles nach Wunsch. Vergiss du nur nicht, Harmod zu mir zu schicken. Und noch etwas: Bindet diesen Mythor gleich los und bringt ihn in ein Zelt.«
    Der Deddeth hatte einen Plan gefasst, wie er sich in den Besitz des begehrten Körpers bringen konnte, ohne dabei ein großes Wagnis einzugehen. Er hatte alles bedacht. Wenn er Ganif aufgab, um in Mythor überzuwechseln, dann würde von der verwaisten Lebenshülle des Moronen nicht mehr viel übrigbleiben. Sein Verschwinden würde auffallen, und wenn sein Tod gar bekannt würde, dann stünde Mythor zweifellos in dem Verdacht, ihn auf dem Gewissen zu haben.
    Es galt also, Mythor zuerst in Sicherheit zu bringen, um ihn vor Strafe zu bewahren. Denn was hatte der Deddeth davon, wenn er seinen Körper bekam und ihn bald darauf durch des Henkers Beil verlor?
    Durch die besonderen Umstände bot sich eine für den Deddeth zufriedenstellende Lösung an.
    Die Zeltplane tat sich auf, und Harmod trat ein.
    »Du siehst, ich habe deine Bitte erhört und Mythor begnadigt«, sagte Ganif. »Irgendwie hat mich deine Anteilnahme am Schicksal dieses Legionärs gerührt. Darum möchte ich dir auftragen, dich auch weiterhin um ihn zu kümmern und für seine Sicherheit zu sorgen.«
    Die rund sechzig Legionäre waren zusammen in einem Zelt untergebracht. Sadagar und die drei anderen, die mit ihm und Mythor das Diromo Kor-Yle teilen sollten, hatten gleich neben dem Zelteingang einen Platz gefunden. Hier war es zwar zugig und ziemlich frisch, aber es stank wenigstens nicht.
    Sadagar hatte sich mit den drei anderen Leidensgefährten unterhalten und einiges über sie erfahren. Der dicke Nordländer hieß Verence Blon und war ein Ugalier, den es vor etwa fünfzehn Sommern nach Sarphand verschlagen hatte. Früher war er Waffenschmied gewesen, doch in der Stadt an der Saphirbucht hatte er auf
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