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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung
Autoren: Bastei Lübbe
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Stollen, dachte Christian und fragte sich gleichzeitig, wohin der Gang wohl führen mochte.
    Und dann vernahm er plötzlich Geräusche. Etwas näherte sich seiner Zelle.
    Christian konnte das Schlurfen von Schritten hören und ein unheimliches Knurren. Sofort zog er die Fackel zurück und entfernte sich ein Stück von den Stäben.
    Die Schritte wurden lauter, und bevor Christian etwas erkennen konnte, wusste er das Knurren einzuschätzen. Es war das tiefe Knurren eines wilden Tieres.
    Erschrocken schrie Christian auf, als der Säbelzahntiger im fahlen Licht der Fackel zu erkennen war. Ein riesiges Tier mit gewaltigen Zähnen.
    Christian trat einen weiteren Schritt zurück und drückte sich mit dem Rücken gegen die feuchte Höhlenwand. Er ließ das Tier keine Sekunde aus den Augen. Und auch der Tiger starrte bewegungslos zu ihm in das Verließ hinein. Die Stoßzähne blitzten im dünnen Schein der Flamme gleißend weiß auf.
    Christian hielt den Atem an. Er konnte kaum glauben, dass er einem lebenden Säbelzahntiger gegenüberstand. Er starrte dem Tier in die Augen, als dieses plötzlich den Kopf herumwarf und so markerschütternd brüllte, dass Christian vor Schreck die Fackel aus den Händen fiel.
    Mit einem leisen Zischen erstarb das Licht in einer Pfütze am Boden, und Christian stand in völliger Dunkelheit an die Höhlenwand gepresst, mit der Gewissheit, von einem Raubtier bewacht zu werden, von dem er nur das kehlige Knurren vernahm.
     
    »Was ist denn nur mit ihr geschehen?« Nefertis Gesicht war tränenüberströmt. Immer wieder sah sie von Simon zu dem Platz, an dem Nin-Si gerade verschwunden war, und wieder zu Simon.
    Doch er konnte ihr auch nicht helfen. Er wusste selbst keine Antwort.
    Moon strich mit beiden Händen über die Planken. Gerade so, als versuche er, das Unbegreifbare mit seinen Fingern zu fassen.
    »Das war er!«, brachte Caspar hervor und sprach damit das aus, was allen bereits bewusst war. »Er hat sie vom Schiff geholt.«
    »Aber wozu?«, stieß Neferti hervor.
    Alle blickten ratlos und betroffen auf die leere Stelle. Nur die kleine Krähe begann mit einem Mal, nervös mit dem Kopf zu rucken. »Ich fürchte, ich weiß, was das bedeutet«, krächzte sie aufgeregt.
    »Du fürchtest?«, hakte Simon nach.
    Die Krähe ignorierte ihn. »Wenn ich recht habe, verheißt das nichts Gutes«, wiederholte sie düster.
    »Nun sag schon«, bat Neferti.
    »Der Schattengreifer hat sie nach Hause gebracht.«
    Die Ägypterin blickte den Vogel überrascht an. »Du meinst, zu ihr nach Hause? In die Stadt Ur?«
    »Ja! In ihre Zeit. Zurück in die Gefahr.« Die Krähe schaute mit bangem Blick zu Simon. »Er dreht das Rad der Zeit zurück. Er will von vorn beginnen, das waren seine Worte.«
    Neferti pflichtete ihr bei: »Ja, das hatte er gesagt, bevor er mit Simons Vater verschwand: das Rad der Zeit zurückdrehen.«
    Der Vogel ruckte aufgeregt mit dem Kopf. »Er beginnt von vorn. Ihr habt seine Pläne durchkreuzt. Mit euch als seinen Zeitenkriegern kann er nicht mehr rechnen.«
    Jetzt verstand auch Caspar: »Und nun braucht er neue Zeitenkrieger für seinen Plan.«
    Noch einmal nickte die Krähe. »Und bevor er neue auf das Schiff bringt …«
    »… müssen erst einmal die bisherigen von Bord!«, beendete Simon den Satz. Er sah Moon, Caspar und Neferti voller Sorge an. »Ich denke, die Krähe hat recht. Das alles macht Sinn: Der Schattengreifer bringt euch zurück in eure Epochen. Er hat euch aufgegeben. Er führt euch zurück zu dem Zeitpunkt, an dem er euch entführt hatte.«
    »Aber …« Neferti blickte erschrocken um sich. »Aber damit führt er jeden von uns zurück zu dem Moment, in dem sein Leben höchst bedroht war.«
    »Und ich vermute, er möchte, dass euch das bewusst ist«, fügte die Krähe an.
    Simon stimmte ihr zu: »Aus seiner Sicht haben alle versagt. Keiner von uns wusste zu schätzen, dass wir Teil seines großen Plans waren. Er ist enttäuscht.«
    Neferti nahm Simon an der Hand. »Auch dich wird er bestrafen. In der Sekunde, in der dein Vater sich entschließt, nicht zu springen.«
    »Vielleicht ist das der große Abschluss der Erneuerung«, überlegte Simon. »Wenn er meinen Vater dazu bringt, nicht von Bord zu springen – wenn er es schafft, ihn hierzubehalten, dann wird er anschließend beginnen, neue Zeitenkrieger auf den Seelensammler zu führen.«
    »Und so wird er vielleicht doch noch seinen Plan verwirklichen«, bekräftigte Moon.
    »Aber das dürfen wir nicht zulassen«, stieß
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