Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengeschichten

Schattengeschichten

Titel: Schattengeschichten
Autoren: Hauke Rouven
Vom Netzwerk:
schlagen lassen, würde die Gruppe über die nötige Macht besitzen, diese Kreatur auf die Erde zu holen.
    Amanda und Richard kümmerten sich um seinen Ratschlag, während Katja einen Kelch mit Wein füllte. Ihr Dolch ragte über ihren Köpfen wie das Damoklesschwert und diente eher als Symbol, denn als wirklicher Ritual-Gegenstand.
    „Hast du die Formel?“
    „Ich schrieb sie mir gleich auf, nachdem ich wach wurde. Sie ist exakt überliefert.“
    Schnell kramte sie den Zettel aus einer Spalte neben der Tür, in der auch Formelbücher ihren Platz hatten und reichte ihn Max.
    „Du liest.“
    „Davon ging ich aus.“
    „Okay. Seid ihr fertig?“
    Amanda und Richard nickten. Die drei waren sichtlich aufgeregt, und während sie ihre Plätze einnahmen, konnten sie ein leichtes Zittern nicht verhindern. Großartig würde es werden, da waren sie sich sicher. Unheimlich großartig. Viel mehr Naivität brauchte ein Dämon nun wirklich nicht.
    Max konnte sich zwar bessere Umstände und Ritus-Räume vorstellen, aber dieser würde ausreichen. Wenn man wirklich die Praxis der Dämonen auskosten will, muss man solange nehmen, was man kriegen kann, bis der Lohn gezahlt wird.
    „Haltet euch an den Händen. Wir dürfen den Kontakt auf keinen Fall unterbrechen. Habt ihr das verstanden?“
    „Na klar.“
    „Egal was geschieht, Leute!“
    Richard und Amanda nickten, dann griffen sie einander an den Händen.
    „Du bist ja voll kalt.“
    „Das bin ich immer“, antwortete Max kurz. Diese drei nervten ihn schon jetzt.
    „Also gut.“
    Und die Zeremonie begann. Die Formel wurde gesprochen, die Kerzen flammten hell, um gleich wieder dunkel zu werden. Der Wyxnax sollte in der Mitte erscheinen, doch auch nachdem alle vier Energiewellen gespürt und ein lautes Grollen vernommen hatten, hielt der Dämon sich im Verborgenen.
    „Wo ist er?“
    „Bist du sicher, dass das die richtige Formel ist?“
    „Na klar.“
    „Gut, dann muss er hier sein. Er wird sich schon zeigen, wenn die Zeit reif ist.“
    Zu aller erst zerrt es an den äußeren Aura-Reifen. Wenn der richtige Augenblick gekommen ist, lässt man sich einfach fallen. Ins Nichts, ins Bodenlose. Das Tor ist geöffnet und entkommen kann man nicht mehr. Der Sog wird mit jeder Sekunde stärker, bis nur noch der Wille zurückbleibt. Dann ist ein Nichts in jener Dimension das Überbleibsel, während in einer anderen das Leben beginnt.
    Doch wo war der Körper? Hatte diese Frau etwa nicht zugehört? Der Wyxnax verdammte die Menschen aufs Neue. Sie hörten einfach nicht zu, wenn es Wichtiges zu berichten gab, und trotzdem glaubten sie an Weisheit und all den Fortschrittsscheiß.

    Wolkenverhangen regte sich die Spitze des Fernsehturms in die nachmittägliche Nacht des Winters, empfing hier und da Kurzfrequenzwellen, bündelte sie und wies sie weiter. In Sekundenschnelle.
    Einen Atemzug lang verweilte die Energie, stahl dem Turm die ganze Macht und bündelte sich, baute sich auf. Den Astralkörper des Wyxnax ärgerte seine Form, also brauchte er einen Körper. Ein hasserfülltes Lebewesen, das seine Ideale verfolgte und ausführte.
    Die Energiewelle schwebte über der Innenstadt Hamburgs, roch Menschen, die besonders abgeneigt waren, aber der Wind brachte ihn weiter zu einem Haus, trieb ihn in den vierten Stock, wo ein Mann in Weiß einen anderen Mann quälte. Dieses Opfer wird meins.

    So schnell kann doch keine Viertelstunde vorbei sein. Die Wirkung ist noch nicht eingetreten. Alle Bedenken wurden vernichtet. Der Doktor kam und die Qual begann.
    „Zuerst werde ich den Nerv ziehen.“
    Er zerrte und riss. Phil schrie, seine Schmerzen waren unaufhaltsam, bahnten sich ihren Weg in jeden Winkel seines Körpers. Sie blockierten sämtliche Vorgänge im Gehirn. Irgendwann vernahm er ein Reißen und der Nerv steckte zwischen den Enden einer Klammer in der Hand des Folterknechts.
    „So, ganz ruhig. Jetzt muss ich ihn ziehen.“
    Er zerrte und zerrte und zerrte. Noch mehr Schmerzen, die Synapsen sprengten den Kopf. Lass mich los, du Hornochse. Stetig wurde der ganze Körper eingehüllt in Schmerzen, in Kitzeln, in weiche Gebärden einer anwesenden Kraft. Der Zahn war draußen.
    „So, das war´s, Herr Hauser.“
    Phil grinste, Blut lief ihm aus dem Maul und tropfte auf den Stuhl, auf die weißen Schuhe des Arztes.
    „Spülen Sie´s bitte aus.“
    „Warum denn?“
    Der Bohrer war schnell ergriffen.
    „Was...“, und schon steckte er elektrisch geladen im rechten Auge des Arztes. Schreie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher