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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Autoren: Alison Sinclair
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du würdest meins brechen«, knurrte sie.
    »Nein.«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Ist dir klar«, fragte er langsam, »dass du mich als Magierin sechsten Ranges vielleicht um ein oder zwei Jahrhunderte überleben wirst? Und Ishmael sogar noch länger. Isolde und Emeya waren bei ihrem Tod achthundert Jahre alt.«
    »Mir sind die Jahrhunderte egal .« Was zählte, war das Hier und Jetzt. Wenn sie lernen konnte, wie sie ihn in eine … eine Katze verwandeln konnte, dann brauchte sie sich nie wieder um Floria Weiße Hand zu scheren. Aber welchen Nutzen hätte er dann als Ehemann für sie? Wenn sie allerdings Floria in eine Echse verwandeln könnte … Der arme Farquhar Broome wäre entsetzt gewesen. Oder vielleicht auch nicht, wenn er wirklich über so viel Erfahrung verfügte, wie er vorgegeben hatte.
    »Telmaine?«, fragte er unsicher.
    Sie musste nicht erklären, was sie dachte oder empfand, warum sie ein Kichern unterdrückt hatte oder jetzt zu weinen anfing. Sie mochte an ein Leben ohne Balthasar nicht einmal denken. Als er sie an sich zog, ließ sie es zu.
    Schließlich sagte er: »Dieser junge Mann, der für dich und Vladimer gearbeitet hat, Kip … «
    »Kingsley«, murmelte sie und rieb die Wange an seinem Kragen. Sie würde nicht zulassen, dass der ehemalige Gefängnisapotheker in ihrem Dienst seine zweifelhafte Herkunft offen zur Schau stellte.
    »Ich glaube, ich könnte ihn als Sekretär gebrauchen. Er ist sehr scharfsinnig.«
    Das war er. Und unverschämt. Er hatte ihr erklärt, dass die Flussmark sie willkommen heißen würde, falls die Gesellschaft sie ausstieß. »Er wurde nicht zum Sekretär ausgebildet.«
    »Und ich nicht zum Gesandten«, entgegnete Balthasar. »Aber ich bräuchte tatsächlich einen gelernten Gesandten, für jene, die meine Verhexung nicht akzeptieren. Ich dachte, ich frage Daniver di Reuther – ich weiß, dass er auf der Suche nach einer Anstellung ist –, aber angesichts der Umstände von Sylvides Tod bin ich mir nicht sicher.«
    Sie würde Sylvides Witwer besuchen müssen, um ihr Beileid zum Ausdruck zu bringen und zu versuchen, ihm alles zu erklären, sofern es ihr möglich war. Sie würde ihm gestatten müssen, sie zu hassen, falls er nicht anders konnte. Sie erinnerte sich an Sylvide beim Frühstück des Erzherzogs, als sie zum Entsetzen von Danivers herrischer Mutter erzählt hatte, mit ihrem kleinen Sohn ein Vogelhaus besuchen und dort den Tag verbringen zu wollen. Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, wie Sylvide die Arme um sie schlang und nichts verstand, außer dass Vladimer ihre liebste Freundin bedrohte.
    Andere hatten laut Balthasar mehr verloren. Sylvide, Gil die Maurier, Farquhar Broome, Tammorn, die lichtgeborenen Hohen Meister, denen sie nie begegnet war, Tercelle Amberley … und Ishmael. Sie besaß noch ihr Leben und ihre Magie, und der Verlust ihres Rufes war bei Weitem nicht so schlimm, wie sie sich vorgestellt hatte, als sie ihn verzweifelt schützen wollte. Sie hatte noch ihre Kinder und ihren Mann. Wie er schon sagte, konnte sie sich dessen sicher sein, selbst wenn ihr Balthasar nicht mehr ganz allein gehörte wie früher. Sie würde lernen, wie sie selbst seine Verzauberung aufrechterhalten konnte, das würde sie nicht den Lichtgeborenen überlassen. Sie würde ihm mit den lichtgeborenen Magiern helfen. Und wahrscheinlich würde sie Floria Weiße Hand nicht in eine Echse verwandeln, wie groß die Versuchung auch sein mochte.
    Aber das würde sie Balthasar jetzt noch nicht sagen.

Epilog
    Ishmael
    Keine Reliefkarte oder zumindest keine, die er jemals berührt oder gepeilt hatte, verzeichnete die Insel. Sie war ein Felsen, von der Tafel des Landes ins Meer geworfen und vergessen worden, und lag weit südöstlich des Festlandes. Als er genug von seinem Verstand zurückgewonnen hatte, vermutete er, dass Isolde diese Insel einmal besucht haben musste. Oder vielleicht einer der anderen. Von irgendjemandem musste er dieses Wissen erhalten haben.
    Er erinnerte sich nicht mehr, wie er die Höhle gefunden hatte. Sie war tief genug, um falls nötig der Sonne zu entgehen. Von einem unbekannten Vorgänger hatte er einen zerbeulten Kochtopf und einen verbogenen Schöpflöffel geerbt, außerdem ein kleines Säckchen mit Münzen sowie eine Decke, die in der Feuchtigkeit modrig und faulig geworden war. Die Münzen ließen darauf schließen, dass der frühere Bewohner nicht einfach weitergezogen war. Er drehte eine der Münzen in den Fingern und versuchte, sich zu
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