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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Ihm war der Spott der Menschen so willkommen wie ihre Freundlichkeit. Er fand außerdem einen Namen, den er ihnen nennen konnte: Ish.
    Er blieb in der Höhle und zog nicht ins Dorf. Zwar vertraute er sich selbst genug, um in ihrer Nähe zu arbeiten, aber nicht, um dort zu schlafen oder zu träumen. Er machte es sich zur Gewohnheit, seine Gerätschaften und Vorräte draußen zu lagern, nachdem er sie beim Erwachen einmal zu oft um sich herum verstreut gefunden hatte. Er besaß zu wenig, um es achtlos zu zertrümmern. Er lehnte die Angebote aller ab, die ihm helfen wollten, die Höhle wohnlicher zu machen, wie zum Beispiel Wände einzuziehen oder Möbel zu bauen. Er hätte eine zersplitterte Wand oder zerbrochene Möbel nicht erklären können, oder vielmehr keine Erklärung für solche Gewalttätigkeit finden wollen. Außerdem brauchte er Zeit für sich allein und seine Übungen, die er vor Jahren erlernt hatte, um seine geringe Kraft zu bündeln. Nun musste er einen Weg finden, die Beherrschung von so viel mehr Macht zu meistern, wie sie sich kein vernünftiger Mensch wünschte. Die Magie schien erpicht zu sein aufzutauchen, ganz gleich, wie entschlossen er versuchte, sie unter Verschluss zu halten.
    Trotz allem vermutete er, dass er nach den meisten Maßstäben nicht als geistig gesund gelten würde. Er fristete ein karges Dasein auf einem Felsbrocken an der Grenze der bekannten Welt, lernte Fischen, nahm bei toten Männern Unterricht in Magie und versuchte, sich alles bewusst zu machen, was der nachtgeborene und lichtgeborene Erzmagier versucht hatten, ihm bei ihrem Tod zu schenken. Sollte er seine Macht nicht meistern, würde er derjenige sein, der Ungeheuer in die Welt setzte und seinen Ruf aussandte.
    Im dritten Jahr, während der mittsommerlichen Zeit des Stillen Meeres, ließ er sich dazu überreden, mit einem Schiff dem Festland einen Besuch abzustatten. Zu diesem Zeitpunkt erwachte er nur noch selten inmitten eines Trümmerhaufens. Auch hatte er es geschafft, seine Höhle mit einem Bett, einem Tisch und einem Stuhl zu versehen, eine Feuerstelle und einen Schornstein zu errichten, und mit dem Bau einer gewölbten Steinmauer zu beginnen, die den Eingang seiner Höhle verschließen sollte. Er fand, er könne es riskieren, das Eiland zu verlassen – er war halb wahnsinnig vor Inselfieber.
    Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er ständig unterwegs gewesen, und jetzt begrenzten die Ufer einer kleinen Insel und das unfreundliche Meer seine Welt. Er musste von der Insel herunter, von der er jede Felsspalte und jeden Riss kannte, und etwas anderes kosten und riechen als Fisch. Er brauchte Neuigkeiten aus dem Norden, um zu erfahren, ob jene, die gekämpft und überlebt hatten, auch das gewonnen hatten, was sie verdienten. Er wollte Samen von Gewürzpflanzen kaufen und erinnerte sich daran, wie er vor langer Zeit hoch im Norden in einer Gefängniszelle gesessen und Prinzessin Telmaine erzählt hatte, dass er sich zurückziehen und auf einer einsamen Insel Gewürze anbauen wollte.
    Er musste Gewisstheit haben, dass er nicht auch sie umgebracht hatte.
    Also nahm er ein Schiff zum Festland. Der Hafen war zwar nur ein Drittel so groß wie der Seehafen von Stranhorne. Doch nach der Zeit auf der Insel wirkte er auf seine Sinne und Magie nach der Insel trotzdem so überfüllt, dass er den ersten Tag schlaflos im Gasthaus des Fischers verbrachte und Angst hatte, einen schweren Fehler begangen zu haben. In der zweiten Nacht zwang er sich, auf den Markt zu gehen und um Samen und Kräuter für ein Rezept gegen Seekrankheit zu feilschen, das er vor Jahren erlernt hatte. Kein Überfluss an magischer Kraft schien die Überzeugung seines Körpers unterdrücken zu können, dass er nicht auf das Wasser gehörte. Danach fand er den Weg in eine Seemannskneipe und benutzte etwas von dem kleinen Münzvorrat, um sich einen Teller Lammeintopf zu bestellen und eine neue Runde von Getränken und Tratsch in Gang zu setzen.
    Während er an seinem Bier nippte, erfuhr er, dass im Norden Frieden herrschte. Die Magier und der Halbbruder des Erzherzogs waren nach Süden ins Exil gegangen. Schließlich gab es immer Ärger, wenn zwei Brüder von der gleichen Mutter, aber nicht vom gleichen Vater stammten. Köpfe nickten selbstgefällig – als seien alle Männer im Raum die Söhne der Väter, von denen sie abzustammen behaupteten. Es war die Rede von einer Eisenbahnlinie, die vom Norden durch die Schattenlande bis ganz in den Süden führen und nur
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