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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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Franz und waren einhellig der Meinung, dass solch ein gütiger alter Mann wohl kaum mit dem Teufel im Bunde stehen konnte.
    Weil man versucht hatte, seine Würde herauszuhungern, war Franz völlig abgemagert und vor Schwäche kaum noch in der Lage zu stehen. Mit geistesabwesendem Blick schwankte er auf dem schäbigen Holzkarren im Rhythmus, den die mit schmutzigem Wasser gefüllten Kuhlen und Löcher im Weg vorgaben, hin und her. Oft spritzte das Wasser unter den Rädern so hoch, dass Franz schließlich über und über mit Schmutz und seinem eigenen Blut besudelt war.
    Während des peinlichen Verhörs hatten ihm die Folterknechte den rechten Arm gebrochen, der nun verdreht und scheinbar unbeteiligt an ihm herunterhing, so als gehöre wenigstens er nicht zu diesem schuldigen Wesen. Franz’ Gesicht war von den Torturen, den Fußtritten und Schlägen mit Fäusten und Stöcken geschwollen, und auf der an etlichen Stellen aufgeplatzten und vom Blut verkrusteten Haut schimmerten schwärzlich-blaue Flecken. Die einstmals vollen Haare hatte man ihm abgeschnitten und die Zähne ausgeschlagen.
    Der Wagen blieb schließlich am Fuße des sorgsam mit Birken- und Buchenholz geschichteten Scheiterhaufens auf dem Schinderhügel stehen, der sich in einigem Abstand zur Stadtmauer befand. Zwei grobschlächtige Henkersgehilfen lösten die Ketten und schleppten den lahmen Franz unter Pfiffen, Spucken und Faulobstwürfen einiger Schaulustiger zum Pfahl, der mitten aus dem Scheiterhaufen in den Himmel ragte. Franz’ hilfloser Körper wurde fest daran gebunden. Der Kopf hing auf seine Brust hinab und seine Augen waren geschlossen. Vogt Wolfram Etzelroth trat vor ihn.
    „So sollst du, der du von allen der lahme Franz genannt wirst und dessen wahrer Name nur Gott im Himmel bekannt ist, abschwören dem Teufel, deine Sünden im Angesicht deines Todes und Gottes bereuen und um Vergebung bitten. Dann soll dein Urteil nicht das läuternde Feuer sein, sondern sollst du hoch aufgehängt werden am Langener Galgen. Schwörst du ab und bittest um Vergebung?“
    Erwartungsvoll und stumm blickte die Menge auf den Verurteilten. Nur der Wind und das heisere Bellen eines weit entfernten Hundes störten die Stille. Franz öffnete mühsam die Augen, hob angestrengt den Kopf und sah den vor ihm stehenden Vogt verständnislos an.
    „Schwöre ab und du wirst gnädig sterben“, wiederholte Wolfram Etzelroth eindringlich. Plötzlich erkannte ihn Franz. Er hob seinen Kopf mit unermesslicher Anstrengung noch ein Stück höher und bekam einen klaren Blick. Dann schrie er mit lauter, sich überschlagender Stimme, sodass es alle hören konnten: „Was soll ich gestehen? Dass ich sehe, was du vorhast und wer du wirklich bist, Etzelroth? Vielleicht fahre ich tatsächlich einmal aus der Hölle als ein gefallener Engel herauf und verrichte des Teufels Werk an dir. Es wird mir eine Freude sein! Verdammt sollt ihr sein, ihr alle, die ihr mit Lügen über mich gerichtet habt! Doch du wirst deinen Lohn erhalten, Etzelroth. Dein Schicksal ist besiegelt, du weißt es nur noch nicht!“
    Franz bespuckte den Vogt mit blutig-schaumigem Auswurf und lachte das Lachen eines Irren. So düster und bedrohlich, dass die Menge der Schaulustigen unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Selbst der Vogt bewegte sich etwas nach hinten. Doch Etzelroth fasste sich schnell, wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel seiner Jacke ab und bekreuzigte sich. Dann schritt er die Stufen vom Scheiterhaufen hinab und rief an die Menge gewandt: „Verbrennt den Hexer! Ihr habt es selbst gehört. Er ist vom Satan besessen und scheut sich nicht, selbst ehrenwerte, fürstliche Amtmänner zu beleidigen und zu versuchen, sie in seinen Bann zu ziehen. Verbrennt ihn, damit die gottlosen Flüche endlich ein Ende haben und wir wieder in Frieden leben können!“
    Der Pöbel johlte, pfiff und klatschte in die Hände. Auf einen Wink Etzelroths hin entzündete der Henker den Scheiterhaufen ordnungsgemäß an jeder Seite. Die Flammen tanzten von seiner Pechfackel auf das Stroh und von dort auf das Holz, auf dem sie sich rasch vermehrten und größer wurden.
    Berthold stand währenddessen wie benommen. Er ertrug es nicht. Etwas geschah mit ihm. So sehr er sich auch vorgenommen hatte, seinem Freund Franz gefasst die letzte Ehre zu erweisen – er musste fort. Schnell. Er drängte sich durch die grölende Menge und humpelte hastig vom Richtplatz weg, wieder in Richtung des östlichen Stadttores. Katharina, die dies
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