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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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bemerkt hatte, versuchte ihm zu folgen, doch sie kam kaum hinterher. Berthold hatte den Menschenhaufen gerade hinter sich gelassen und war nun etwa zwanzig Schritte entfernt, da musste er innehalten. Plötzlich konnte er nämlich das sehen, was der mittlerweile ohnmächtige Franz nicht mehr zu sehen brauchte. Immer höher rankten sich die Flammen wie ein giftiges Gewächs um Bertholds Beine. Wie sie atmeten, wenn ein Windstoß in sie fuhr! Die enorme Hitze war auch rund um den Scheiterhaufen zu spüren und einige der Gaffer mussten zurücktreten. Die Flammen erfassten Franz’ Kleider. Sie erfassten Berthold. Die Hitze nahm ihm den Atem und seine Lungen waren voll von beißendem Rauch. Bertholds Hemd leuchtete kurz auf und war schon im selben Augenblick nur noch zerfallende Asche. Seine Haut begann zischend zu verbrennen und sich krümmend vom Fleisch zu schälen. Er hörte, wie seine Haare unter der Hitze der Flammen zusammenschnurrten und sich auflösten. Er verbrannte und aus seinem aufgeplatzten, schwarz versengten Fleisch traten die Knochen hervor. Mit widerlichem Gepfeife und Gezische zerriss es die Gedärme in seinem Körper und sein Blut begann zu kochen. Dann übergab er sich und brach zusammen.
    Als er wieder zu sich kam, hielt Katharina seinen Kopf in ihren Händen.
    „Berthold, Berthold! Was ist mit dir?“
    Berthold schlug die Augen auf und sah zunächst nur verschwommene Gesichter. Brandgeruch lag in der Luft und der bittere Geschmack auf seiner Zunge wollte nicht verschwinden. Da teilte sich die gaffende Menge und Vogt Wolfram Etzelroth, gefolgt von seinem Sohn Hermann, betrat den Kreis.
    „So, so, Berthold Graychen. Mich hätte es auch gewundert, wenn du nicht gekommen wärst. Konntest es wohl nicht ertragen, dass wir deinen Hexerfreund den reinigenden Flammen übergeben haben?“ Ein herausfordernd höhnisches Lächeln spielte um den Mund des Vogtes.
    Berthold wischte sich die Reste des Erbrochenen von den Lippen und spuckte aus.
    „Ihr habt ihn getötet. Ein Mörder seid Ihr, nicht mehr!“, hauchte er mit schwacher Stimme und voller Zorn.
    Hermann Etzelroth schoss nach vorne. „Was fällt dir ein, du Lump? Zweifelst du etwa das Urteil der Gerichtsbarkeit meines Vaters an? Ein Ketzer bist du und ein Hexer obendrein, mit deinen bösen Träumen. Wir werden dich …“
    Er wollte sich auf den am Boden liegenden Berthold stürzen, doch sein Vater hielt ihn zurück und grinste dämonisch.
    „Warte, Hermann. Wir wollen uns doch nicht gesetzwidriges Handeln nachsagen lassen, nicht wahr? Doch eines ist klar, Graychen. Dass muss untersucht werden. Du schuldest uns Erklärungen für das Vorgefallene. Doch bevor ich eine Anklageschrift verfasse, werden wir dich verhören. Das wird sicher äußerst aufschlussreich. Also halte dich bereit. Und hiermit ist es dir bei Androhung des Todes untersagt, Langen oder gar den Wildbann zu verlassen, bis wir zu einem Beschluss gekommen sind. Hast du das verstanden oder willst du lieber gleich in den Turm?“
    Mit kalten Augen blickte Vogt Etzelroth auf Berthold herab. Katharina sprang auf.
    „Nichts dergleichen werdet Ihr tun! Ihr habt nicht das Recht dazu!“
    Der Vogt wandte seinen Blick zu Katharina.
    „So, das habe ich nicht? Meint ihr? Das werden wir sehen. Wagt es nur nicht, meine offiziellen Anordnungen anzuzweifeln, ihr würdet es bitter bereuen. Oder möchtet ihr, dass ich euren Vater und euch ebenfalls verhöre? Anscheinend steckt ihr doch im wahrsten Sinne des Wortes des Öfteren mit diesem Mann unter einer Decke!“
    Alle verstanden die eindeutige Anspielung, doch nur Hermann lachte gekünstelt und dummdreist, um seinem Vater zu gefallen. Der Vogt wandte sich zu seinem Wagen, an dem bereits vier Berittene als Eskorte warteten, und gab seinem Sohn ein Zeichen, ihm zu folgen. Doch Hermann Etzelroth blieb stehen und sah herablassend auf Berthold und Katharina herab.
    „Nun, Jungfer Kufner, ihr seht, es steht nicht gut um euren Verlobten. Vielleicht solltet ihr auf ein besseres Pferd setzen. Dass ihr mit diesem Kerl verbandelt seid, stört mich wenig. Es gibt nichts, was man nicht lösen könnte. So ein hübsches Weib hat etwas Besseres verdient.“
    Hermann wollte Katharina unter das Kinn greifen, doch sie schlug seine Hand weg und zischte: „Fass mich nicht an, du dreckiger Büttel!“
    Hermann lachte: „Wir sprechen uns noch, Katharina.“
    Berthold versuchte aufzustehen und Katharina zu verteidigen, doch Hermann verpasste ihm einen Tritt, sodass er
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