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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier
Autoren: R.A. Salvatore
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Gleiche. Und so werden wir beide, wir drei, uns gemeinsam auf den Weg in die Unsterblichkeit machen.
    Aydrian, der Nachtfalke

1. Constances düstere Pläne
    Es war ein langer und harter Winter. Das Jahr 842 wurde in Ursal mit einem tobenden Schneesturm eingeläutet, der sowohl das Schloss als auch die Abtei St. Honce unter gewaltigen Schneemassen begrub. Jilseponie war eine der wenigen, die das Schloss regelmäßig verließen, um den Armen zu helfen und die Kranken mit Hilfe ihres Seelensteins zu heilen; dieses Unwetter aber war so heftig, dass selbst die sonst so entschlossene Königin ihre täglichen Rundgänge vorerst einstellen musste.
    Ihr Gemahl war mit Daween Kusaad, dem Botschafter Behrens beschäftigt, und da sie diesen Mann als überaus unangenehm empfand, hatte sie sich entschieden, Danube nicht länger Gesellschaft zu leisten, sondern einen Spaziergang durch das weitläufige Schloss zu machen und die komplizierten Muster der Wandbehänge und die prächtigen Schnitzereien an Türen und Wänden, die kunstvollen Glasornamente der großen Fenster oder einfach den Ausblick auf die verschneite Stadt zu genießen.
    Auf einem dieser Ausflüge in den Ostturm des Schlosses vernahm Jilseponie das Klacken von Holz auf Holz und wusste augenblicklich, dass es von einem Übungskampf herrührte. Sie wunderte sich ein wenig, dass hier oben jemand trainierte, doch als sie sich zu dem besagten Raum begab, eintrat und sah, um wen es sich handelte, wurde ihr sofort alles klar.
    Merwick Pemblebury Ursal war mittlerweile vierzehn, ein Jahr älter als sein Bruder, den er um mehrere Zoll überragte. Torrence ähnelte vom Körperbau her eher seinem Vater und war der stämmigere der beiden.
    Amüsiert und auch ein wenig erstaunt beobachtete Jilseponie, wie die beiden, offenbar ohne von ihrer Anwesenheit Notiz zu nehmen, ihren Kampf fortsetzten. Merwicks Fehler waren unschwer zu erkennen – er kämpfte wie ein Berserker, obwohl er seinen Gegner eigentlich mit seiner größeren Reichweite hätte in Schach halten können.
    Sie hatte Torrences Stil schon bei vielen Kämpfern beobachtet – es war der bevorzugte Stil jener Zeit, der sich unhandlicher, schwerer Waffen bediente, mit denen man den Gegner brutal zu Boden knüppelte. Es war ein Stil, der durch die noch unausgereifte Schmiedekunst der Zeit begünstigt wurde, die einer aus minderwertigem Metall gefertigten, aber schwereren Waffe vermutlich größere Chancen einräumte, einen heftigen Zusammenprall zu überstehen.
    Es war eben jener Stil, für dessen mühelose Bezwingung der Bilnelle dasada entwickelt worden war.
    Jilseponie sah den beiden Jungen weiter bei ihrem Übungskampf zu; und der Umstand, dass das aberwitzige Tempo nicht im Mindesten nachgelassen hatte, war ein guter Beweis für ihren Trainingseifer und ihre Entschlossenheit. Es verriet Jilseponie etwas Wichtiges über ihren Charakter.
    Sie war durchaus nicht überrascht, dass sie die beiden so sehr mochte – auch wenn sie sie nur selten sah, da Constance alles daransetzte, die beiden von ihr fern zu halten. Im Grunde mochte sie auch ihre Mutter, hatte sie immer schon gemocht. Die Gepflogenheiten bei Hofe erforderten, dass Frauen nicht mehr als schmückendes Beiwerk waren und nur selten, und schon gar nicht öffentlich, sagen durften, was sie dachten. Constance dagegen war stets eine der engsten Beraterinnen Danubes gewesen, eine kluge und starke Persönlichkeit. Dass sie in den Jahren, bevor Danube sich in Jilseponie verliebt hatte, seine Mätresse gewesen war, bereitete ihr nur wenig Kummer, denn Jilseponie war sich Danubes Liebe zu ihr sicher. Außerdem konnte sie ihm seine Vergangenheit ebenso wenig zum Vorwurf machen wie er ihr die ihre.
    Trotzdem war ihr Verhältnis zu Constance mittlerweile unübersehbar angespannt. Es gelang Constance nur schwerlich, ihre Gefühle zu verbergen, wenn sie Jilseponie erblickte, was der Königin verriet, dass sie Danube noch immer liebte und dass die Frau darüber hinaus natürlich auch ihre Kinder schützen wollte.
    Und auch das konnte Jilseponie ihr wohl kaum zum Vorwurf machen.
    So waren sie denn, eher aufgrund der Umstände als wegen ihrer Persönlichkeit, nicht gerade Freundinnen, und Jilseponie vermochte sich nicht recht vorzustellen, wie sich ihr Verhältnis verbessern ließe. In einem Punkt bestand für sie jedoch kein Zweifel: Sie war für das Erbe von Merwick und Torrence keine Bedrohung. Nach Prinz Midalis von Vanguard waren die beiden Danubes Erben. Als sie sie jetzt
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