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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier
Autoren: R.A. Salvatore
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Jilseponie den Kopf gesenkt oder schaute zu ihrem Gemahl hinüber. Flankiert von unerschütterlichen und disziplinierten Soldaten der Allhearts, die eher Statuen als lebendigen Menschen glichen, saß Danube am Seitenrand der Bühne auf seinem Thron. Sie sah sein gequältes Gesicht und konnte deutlich erkennen, wie er unter jeder vernichtenden Anschuldigung zusammenzuckte.
    Dieses Drama war im Begriff, ihn zu vernichten, vielleicht noch mehr, als es sie jemals vernichten konnte, selbst wenn man sie an diesem Morgen hängte.
    Als er seine Ansprache beendet hatte, wandte Herzog Kalas sich um und betrachtete Jilseponie kopfschüttelnd, einen Ausdruck vollendeter Abscheu im Gesicht.
    Er drehte sich wieder um, um sich, wie es das Protokoll vorschrieb, vor der Menge zu verbeugen; seine Pflicht war erfüllt, also schickte er sich an, die Bühne zu verlassen, wählte dafür aber einen Umweg, der ihn unmittelbar an der Gefangenen vorbeiführte.
    »Ich gebe es zu, ich konnte Euch nie leiden«, raunte er ihr zu. »Trotzdem hätte ich mir niemals träumen lassen, dass Ihr fähig wärt, Constance so etwas anzutun. Hat es Euch nicht gereicht, all ihre Hoffnungen und Träume zu zerstören?«
    »Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen«, erwiderte Jilseponie. »Und Ihr wisst genau, dass das die Wahrheit ist.«
    Kalas bedachte sie mit einem verächtlichen Schnauben, verließ die Bühne und mischte sich unter die Adligen in der ersten Zuschauerreihe.
    Das Geschrei setzte unmittelbar nach seinem Abgang ein, im ganzen Publikum wurden Rufe laut, die den Tod der Königin verlangten. Alles war so einseitig verlaufen, vorgetragen von Personen, die kein Interesse daran hatten, auch nur den leisesten Zweifel an dieser hinterhältigen Geschichte aufkommen zu lassen, dass Jilseponie diesen Menschen, die hier lauthals ihren Tod verlangten, im Grunde keinen Vorwurf machen konnte. Die Rufe nahmen an Stärke und Eindringlichkeit noch zu, als König Danube sich von seinem Platz erhob und nach vorne in die Bühnenmitte trat. Dort angekommen, bat er mit erhobenen Händen um Ruhe, woraufhin die Rufe nach und nach allmählich verstummten.
    Danube drehte sich um, bedeutete Jilseponie, sich neben ihn zu stellen, und gab den Wachen in ihrem Rücken, die sich ihr bereits nähern wollten, ein Zeichen, wieder zurückzutreten.
    Noch war seine Gemahlin durchaus im Stande, diesen Weg allein zu bewältigen.
    Und genau das tat Jilseponie. Sie stellte sich neben ihn, bemüht, sich jedes vorwurfsvollen Gesichtsausdrucks zu enthalten. Sie wollte dies alles für Danube nicht noch schmerzlicher machen.
    »Ihr habt Anklage und Zeugenaussagen vernommen«, sagte König Danube, und Jilseponie spürte deutlich, wie sehr er sich bemühte, das Beben in seiner Stimme zu unterdrücken. »Erklärt Ihr Euch schuldig, oder beharrt Ihr nach wie vor auf Eurer Unschuld?«
    »Ich bin unschuldig im Sinne dieser Vorwürfe«, erklärte Jilseponie im Brustton der Überzeugung. »Ich habe Lady Pemblebury nicht getötet.«
    Das Ende ihrer Erklärung ging im erneut einsetzenden Geschrei unter, als der Pöbel sie als »Lügnerin!« und »Mörderin!« beschimpfte.
    »Ich weiß nicht, was über Lady Pemblebury gekommen ist, dass sie so etwas getan hat«, fuhr Jilseponie fort. Sie bemühte sich nicht einmal, das Geschrei zu übertönen, sondern wandte sich ausschließlich an ihren Gemahl und nicht an die Zuschauer. »Ich war ebenso überrascht wie jeder hier, als ich Constance nach ihrem Zusammenbruch auffing und sich herausstellte, dass es sich um eine Vergiftung handelte …« An dieser Stelle hielt sie inne, denn ihr war klar, dass es ihr nichts nützen würde, die Wahrheit zu erzählen, dass sie niemanden von ihrer Unschuld würde überzeugen können. Kein Mensch hier wollte überzeugt werden. Die Adligen waren gekommen, um sich zu rächen, und zwar für sehr viel mehr als nur für den Mord an Constance Pemblebury. Sie wollten sich an Jilseponie rächen, weil sie es gewagt hatte, jemals nach Ursal zu kommen, und sich angemaßt hatte, eine der ihren zu sein.
    Und die einfachen Leute? Ein-, zwei-, dreimal war sie zu ihrer Heldin geworden, als sie erst den Geflügelten, dann Markwart und schließlich die Pest besiegt hatte. Doch offenbar reichte ihre Erinnerung nicht sehr weit zurück.
    Diese Menschen waren gekommen, um eine Hinrichtung zu sehen. Sie waren gekommen, um den Beweis dafür zu erhalten, dass nicht einmal die Krone über den Gesetzen stand, die ihr Leben bestimmten, dass selbst
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