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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier
Autoren: R.A. Salvatore
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den Augen der Öffentlichkeit zur Täterin stempeln, und das wiederum wird die Vorbehalte noch unterstreichen, die die meisten Adligen von Anfang an gegen sie gehegt haben. Man wird ihr den Prozess machen, und wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird sie schuldig gesprochen und gehängt werden. Und auch König Danube wird diese schwere Prüfung nicht unbeschadet überstehen.«
    »Aber was bedeutet das für uns?«, hakte Sadye nach. »Mit Jilseponies Beseitigung wird auch unsere – deine – Chance auf den Titel beträchtlich schwinden, womöglich sogar ganz.«
    Sie schickte sich bereits an, das näher auszuführen, als De’Unneros Gelächter ihr das Wort abschnitt. Sie schaute zum ehemaligen Mönch hinüber und sah, wie er Aydrian bewundernd musterte.
    »Er sagte doch: ›Wenn nicht noch ein Wunder geschieht‹«, erklärte De’Unnero. »Gehe ich fehl, wenn ich vermute, dass unser junger Aydrian eine weitere Überraschung für uns bereithält?«
    Aydrian zuckte nicht mit der Wimper, zeigte nicht das geringste Schmunzeln. »Nichts, was geschehen ist, geschah unüberlegt oder ohne Rücksicht auf unser großes Ziel«, war die einzige Antwort, zu der er sich bewegen ließ.
     
    Am Morgen des Prozesses gegen Jilseponie standen die drei Verschwörer mitten in der Menge. Abt Olin war ebenfalls anwesend, des Weiteren eine große Schar als Bauern verkleideter Söldner. Da sie nicht wussten, wie die Sache ausgehen würde, wollten De’Unnero und Abt Olin auf alles vorbereitet sein.
    Der eigentliche Prozess ging rasch vonstatten, wobei Herzog Kalas als Jilseponies Ankläger die illustren Gäste willkommen hieß, eine Aufgabe, die der Mann sichtlich genoss. Er stand oben auf der Plattform, unmittelbar neben der ebenfalls stehenden Königin, der man die Hände auf den Rücken gefesselt hatte. Während Kalas seine königliche Allheart-Uniform angelegt hatte, war Jilseponie eher schlicht gekleidet: Sie trug eine einfache braune Jacke und eine hellbraune Hose. Man hatte ihr die Entscheidung überlassen, und sie hatte beschlossen, sich in einem Stil zu präsentieren, in dem sie sich am wohlsten fühlte, in der Kleidung, die am ehesten widerspiegelte, was sie im Grunde immer gewesen war: eine junge Frau vom Land, aufgewachsen im Grenzgebiet des zivilisierten Königreichs.
    Sie verfolgte das Geschehen mit seltsamer, fast schon heiterer Gelöstheit. Dort standen sie und waren im Begriff, über ihr Leben zu entscheiden, und doch war es für Jilseponie nichts weiter als ein lächerliches Spektakel, das ihre Aufmerksamkeit nicht verdiente. Sie kannte die Wahrheit und vermutete, dass viele ihrer Ankläger das ebenfalls taten. Aber kam es darauf überhaupt an?
    Kalas ließ die so genannten Zeugen auf dem hohen Podest aufmarschieren, angefangen bei der Kammerzofe, die das Treffen zwischen Jilseponie und Constance überhaupt erst arrangiert hatte.
    »Königin Jilseponie hat darauf bestanden, Mylord«, antwortete die ängstlich zitternde Frau auf Kalas’ Frage nach dem Tee. »Ich suchte Lady Pemblebury auf, und sie erklärte sich einverstanden, obwohl sie durchaus Bedenken hatte.«
    Jilseponie senkte den Kopf, damit die am nächsten stehenden Zuschauer ihr Lächeln angesichts dieser offenkundigen, himmelschreienden Lüge nicht sehen konnten und es womöglich falsch auslegten. Offenbar hatte sich Constance also bereits vorher der Dienste dieser Frau versichert, die jetzt wirklich kaum mehr tun musste, als die Lüge fortzuschreiben.
    Wie gern hätte sie sich in diesem Augenblick gewehrt! Wie gern wäre sie erhobenen Hauptes vor diese Kammerzofe getreten, um sie nach jeder Einzelheit ihrer Geschichte zu befragen, bis sie sich schließlich zwangsläufig immer mehr in ihren eigenen Lügen verstrickte. Und wie viel Freude würde es Jilseponie bereiten, diese Geschichte in der Luft zu zerreißen und der Frau das Eingeständnis abzunötigen, dass es Constance gewesen war, nicht Jilseponie, die zum Tee geladen hatte, und dass Constance, und nicht Jilseponie, sich des Gifts bedient hatte.
    Aber das Gesetz erlaubte keine Zeugenbefragung durch den Angeklagten. Dieses Privileg stand allein dem Adelsstand zu, allen außer ihrem Ehemann, der als Oberster Richter ein wenig abseits saß. Und von denen würde es keiner tun, das wusste sie. Niemand bei Hofe hatte ein Interesse daran, die Wahrheit herauszufinden, zumindest dann nicht, wenn diese Wahrheit Jilseponie entlastete und Constance zur Schuldigen machte.
    Während der gesamten Prozedur hielt
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