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Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen

Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen

Titel: Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen
Autoren: Nora Melling
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lächle ihm freundlich ins Gesicht. «Wenn du wirklich helfen willst, gehst du zu mir nach Hause und beruhigst Anja und meine Mutter. Anja ist die Mutter von dem kleinen Mädchen und wohnt in der Wohnung unter uns. Sag ihr, dass du mich getroffen hast, es mir gutgeht und wir Lotti zurückbringen. Weißt du meine Adresse?»
    Noch ein Heulen.
    Thursen legt seinen Arm um mich. So zumindest sieht es wohl für Edgar aus. Aber ich fühle, wie Thursen mich eisern umklammert, die Hand zur Faust geballt. Er hält sich an mir fest, damit man nicht sieht, wie sein ganzer Körper zitternd mit der Verwandlung kämpft.
    «Klar», sagt Edgar, «die Adresse steht   –»
    «–   auf der Klassenliste», beende ich hastig den Satz. «Ich brauche dein Handy.»
    «Was?»
    «Handy. Mein Akku ist leer. Wenn ich Lotti finde, brauche ich vielleicht Hilfe.» Ich strecke die Hand aus.
    Er tut es. Zieht sein Handy aus der Hosentasche und gibt es mir. Das Handy ist aus.
    «Edgar, die Geheimzahl!»
    Thursen atmet heftig, greift meine Hand und zerrt mich mit sich.
    «7777», sagt Edgar.
    Thursens Finger, die meine Hand umklammern, sind eisig.
    Ich stakse, halb umgedreht, hinter Thursen her. «Danke», sage ich zu Edgar und halte das Handy hoch.
    «Sagt mal», ruft Edgar uns nach, «hattet ihr nicht einen Hund dabei?»
    Wir rennen.
    «Wolf ist schon vorausgelaufen», ruft Thursen über die Schulter zurück, ohne langsamer zu werden.
    An der nächsten Straßenecke, als Edgar uns nicht mehr sehen kann, wird er endlich langsamer.
    «O mein Gott, Edgar nervt so!», japse ich. Lasse mich im Gehen gegen Thursens Schulter fallen.
    Er legt den Arm um mich. «Sei nicht sauer, dass er sich einmischt», sagt er ebenso atemlos und legt seine Hand auf meinen Rücken. «Ich wünschte, Karr hätte so einen Klassensprecher gehabt!»
    Dann schiebt er mich von sich, bleibt stehen. Und ehe ich ihm sagen kann, was ich über Edgar denke, ist Thursen schon ein Wolf.
    Egal. Edgar ist egal. Jetzt ist Lotti wichtig. Noch einmal höre ich das Geheul. Um die Ecken kommt es geweht, fängt sich in meinen sturmtauben Ohren und macht mir eine Gänsehaut. Wir laufen schneller. Atemlos keuche ich neben Thursen, der den Weg findet, ohne langsamer zu werden.
    Da, dahinten vor dem kleinen Zeitungsladen, stehen sie bei dem umgestürzten Aufsteller. Drei Gestalten, die von hier wie ein Mann, ein Kind und ein Hund aussehen. Haben sie sie etwa schon gefunden? Nicht nur eine Spur? Ich laufe schneller. Ja! Lotti! Das muss sie sein! Norrock hat ein Kind am Arm gepackt, und ein schmaler Wolf, Zrrie, steht neben ihm. Von links aus der Seitenstraße kommen Rawuhn und Krestor, nähern sich mit langen Sätzen, noch schneller als wir. Der Sturm zerrt an Lottis blonden Haaren und pustet ihr die Hosen um die dünnen Beine.
    «Wir haben sie», ruft Norrock, winkt mit der freien Hand und zeigt auf die Kleine im grünen Anorak, die jetzt mit dem Rücken zu uns steht. Weiß wohl nicht, ob ich ihn höre. Das Fahrrad kenne ich, aber warum trägt Lotti nicht ihre rosa Jacke?
    Da dreht das Mädchen sich um, schaut, hoffnungsvoll, wem der große Mann zugewinkt hat. Tränen kleben ihre Haare an die Wangen. Wir kennen uns nicht.
    «Das ist nicht Lotti!», brülle ich. Dränge mich an Rawuhn und Krestor vorbei, die das Mädchen und das Fahrrad umkreisen.
    «Was?», fragt Norrock laut, gegen den Sturm.
    Endlich bin ich neben ihm, atemlos keuchend. «Ich suche Lotti! Das ist sie nicht.»
    «Wer bist du dann?», fragt Norrock das Mädchen. Zieht sie am Arm zu sich her wie ein Tier, das er gefangen hat. Ängstlich sieht das Kind zu dem Lederjackenmann auf. Norrock antwortet man besser.
    «Sabrina.» Sie spricht so leise, dass ich es von den Lippen lesen muss.
    «Das ist Lottis Rad», sagt Norrock. Lässt die Kleine los und gibt dem Reifen einen Tritt.
    Sabrina nickt. Guckt zu Boden. Sieht ihren Tränen nach, wie sie herabfallen. Fummelt am Handbremshebel.
    «Wieso?» Norrock tippt das Mädchen mit dem Finger auf den Rücken.
    Sie zuckt zusammen. «Die sollten es da nicht finden.»
    «Wer? Wo?», fragt Norrock.
    «Mama sagt, wir sollen nicht am Hafen spielen.»
    «Wo da?», knurrt Norrock ungeduldig. «Wo am Hafen?» Er schüttelt das Kind, als hätte sich die Antwort in seinem Inneren verklemmt.
    Jetzt sagt die Kleine gar nichts mehr. Jammert nur noch in Norrocks Griff und will zu ihrer Mami.
    Fath, Jerro und Lurnak erreichen uns. Springen auf die Kleine zu, die spitz aufschreit und sich von den Wölfen weg zu
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