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Schatten ueber Innsmouth

Schatten ueber Innsmouth

Titel: Schatten ueber Innsmouth
Autoren: H. P. Lovecraft
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hüpfe die Kreatur.
    Als die Horde außer Sichtweite war, schlich ich mich weiter, huschte um die Ecke in die Lafayette Street und überquerte in höchster Eile die Eliot Street, falls sich womöglich noch einige Nachzügler auf dieser Durchgangsstraße herumtrieben. Vom Stadtplatz her vernahm ich tatsächlich in der Ferne quakende und schnatternde Geräusche, aber ich erreichte unbehelligt die andere Seite. Die meiste Angst hatte ich vor der erneuten Überquerung der breiten und mondhellen South Street, von der aus man aufs Meer hinuntersah, und ich bereitete mich innerlich auf diese Nervenprobe vor. Es hätte gut sein können, daß irgend jemand in meine Richtung schaute, und eventuelle Herumtreiber hätten mich von zwei Punkten der Eliot Street aus unweigerlich bemerkt. Im letzten Augenblick sagte ich mir, daß ich besser meine Schritte verlangsamen und wie zuvor den watschelnden Gang des durchschnittlichen Einheimischen imitieren würde, solange ich möglichen Späherblicken ausgesetzt war. Als sich abermals die Aussicht auf das Meer öffnete, diesmal zu meiner Rechten, war ich beinahe entschlossen, nicht mehr hinzuschauen. Doch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und blickte verstohlen zur Seite, während ich vorsichtig auf den schützenden Schatten vor mir loswatschelte. Ich hatte fast erwartet, ein Schiff zu sehen, aber statt dessen entdeckte ich nur ein kleines Ruderboot, das auf die verlassenen Piere zuhielt und dessen voluminöse Ladung mit einer Plane zugedeckt war. Die Ruderer sahen selbst aus der großen Entfernung ganz besonders abstoßend aus. Auch konnte ich immer noch mehrere Schwimmer ausmachen, während draußen auf dem schwarzen Riff ein schwaches,
    gleichmäßiges Glimmen zu erkennen war, das sich deutlich von dem zuvor bemerkten Blinklicht unterschied und von einer sonderbaren Farbe war, die ich nicht genau identifizieren konnte. Auf der rechten Seite überragte die große Kuppel des Hotels Gilman die spitzgiebligen Dächer, aber sie war jetzt vollständig dunkel. Der Fischgeruch, den für einen Augenblick eine wohltätige Brise etwas zerstreut hatte, stieg mir wieder mit fürchterlicher Intensität in die Nase.
    Ich hatte noch nicht ganz die andere Straßenseite erreicht, als ich das Gemurmel einer Gruppe von Leuten hörte, die sich auf der Washington Street von Norden her näherten. Als sie den großen offenen Platz erreicht hatten, von dem aus ich den ersten beunruhigenden Blick aufs mondhelle Meer hinaus getan hatte, konnte ich sie deutlich weniger als einen Block von mir entfernt sehen und erschrak zu Tode über die bestialische Abnormität ihrer Gesichter und die hündische Untermenschlichkeit ihres kriechenden Ganges. Einer der Männer bewegte sich genau wie ein Affe, und seine langen Arme baumelten bis auf die Erde. Eine andere Gestalt, angetan mit Robe und Tiara, schien sich dagegen beinahe hopsend vorwärts zu bewegen. Ich glaubte, in dieser Gruppe dieselbe zu erkennen, die ich im Hof des Hotels gesehen hatte und die mir deshalb am dichtesten auf den Fersen sein mußte. Als einige der Gestalten sich umwandten und zu mir herschauten, war ich beinahe starr vor Schreck, doch es gelang mir trotzdem, meinen unauffälligen, watschelnden Gang beizubehalten. Bis heute weiß ich nicht, ob sie mich sahen oder nicht. Falls sie mich sahen, muß meine List sie getäuscht haben, denn sie zogen weiter über den mondhellen Platz, ohne die Richtung zu ändern, und quakten und schnatterten dabei in irgendeinem abscheulichen Dialekt, den ich nicht identifizieren konnte.
    Als ich wieder im Schatten war, begann ich aufs neue an den verfallenen Häusern entlangzutraben, die mit blinden Fenstern in die Nacht starrten. Nachdem ich auf den westlichen Bürgersteig hinübergegangen war, bog ich um die nächste Ecke in die Bates Street ein, wo ich mich immer dicht an die Gebäude auf der Südseite hielt. Ich passierte zwei dem Anschein nach bewohnte Häuser, von denen das eine schwach
    erleuchtete Fenster im obersten Stockwerk aufwies, stieß aber auf keine
    Hindernisse. Ich bog in die Adams Street ein und glaubte mich schon halb in Sicherheit, als plötzlich ein Mann aus einem schwarzen Torbogen direkt vor mir auftauchte. Ich prallte erschrocken zurück, doch im nächsten Augenblick merkte ich, daß er hoffnungslos betrunken war und keine Bedrohung darstellte. Unbehelligt erreichte ich dann die Ruinen der Lagerhäuser in der Bank Street.
    Nichts regte sich in dieser toten Straße am Fluß, und das
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