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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Autoren: Christian V Ditfurth
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telefonieren?«
    Kahr zeigte auf das Telefon auf seinem Schreibtisch.
    »Oder besser, Sie rufen selbst an, sonst glauben Sie es vielleicht nicht. Wählen Sie die Mordkommission im Polizeipräsidium, dort die Oberkommissarin Hebel.«
    »Die kenne ich«, sagte der Arzt. Die Nummer des Präsidiums hatte er im Kopf, als die Verbindung hergestellt war, fragte er nach Carmen. Er wartete, dann sagte er: »Hier sitzt ein Dr. Stachelmann und will Auskunft über den Tod Ihres Kollegen Winter ... So, ist in Ordnung, Sie haben keinen Einwand? ... Gut, wir wollen nicht bürokratischer sein als der Innensenator ... Ja, danke, tschüs. Die Kripo hat also nichts einzuwenden, dann fragen Sie mal.«
    »Woher kann Winter gewusst haben, dass es dieses Spray gibt?«
    »Ganz einfach. Von mir.«
    »Und wem haben Sie das noch verraten?«
    Kahr zog eine Augenbraue hoch. »Allen, die es wissen wollten. Spätestens seit Winters Tod weiß in der Kripo jeder davon.«
    »Und davor?«
    »Ein paar, die hier gewesen sind und sich für so was interessieren.«
    »Hat dieses Spray in Ihren Gesprächen mit Kriminalbeamten eine große Rolle gespielt?«
    »Als wir erfuhren, dass das Präparat vor der Zulassung steht, haben wir zuerst in unseren Kreisen darüber diskutiert. Ist ja eine tolle Sache, dass einige Diabetiker nicht mehr spritzen müssen, sondern ihr Insulin inhalieren können. Wie Nasenspray. Das macht denen das Leben viel leichter. Aber dann ...« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Dann wurde uns klar, dass dieses Zeug auch eine Waffe sein kann. Überdosis oder auch in Kombination mit einem starken Schmerzpräparat. Dann kann es passieren, dass wir gar nicht nach dem Insulin suchen.«
    »Tramal zum Beispiel allein ist tödlich?«
    »Eine Frage der Dosis. Auf jeden Fall kann es eine Insulinüberdosis kaschieren. Wenn Sie also sichergehen wollen, ermorden Sie Ihr Opfer doppelt.«
    »Und Sie finden eventuell nur das Tramal.«
    »Ja, wir haben viel zu tun, Personalmangel, und eine Todesursache reicht.«
    »Seit wann ist bekannt, dass das Insulinspray so gefährlich ist?«
    »Bekannt ist das falsche Wort. Die heutigen Insulinspritzen sind nicht weniger gefährlich. Aber die Anwendung eines Sprays ist leichter, als Medikament und als Waffe. Dass es dieses Spray bald gibt, davon wissen ein paar Mediziner und wenige Polizisten, die es von den Medizinern erfahren haben. Stand aber auch schon in der Zeitung, auf der Wissenschaftsseite. Und morden lässt sich damit prima. Sie träufeln Oma Tramal in den Tee, und wenn sie belämmert ist, sprayen Sie ihr Insulin in die Nase. Da reden Leute davon, es könne keine unaufgeklärten Morde mehr geben, weil der Kriminaltechnik schon Haarspitzen zur DNS-Bestimmung ausreichen. So ein Quatsch. Mein Rat also: Wenn Sie morden wollen, dann müssen Sie keinen Laboranzug anziehen, machen Sie es mit Medikamenten aus der Apotheke. Da können wir hier schnippeln, was das Zeug hält.«
    Stachelmann hatte immer wieder genickt, um dem Mann zu zeigen, wie sehr ihn diese Dinge interessierten. »Ich werde Ihren Rat beherzigen, wenn ich mal die Lust verspüre ...«
    »Sie habe ich jetzt auf dem Kieker, Sie sind der Einzige, der besser nicht mordete.« Kahr lachte.
    Stachelmann lachte mit. »Mich interessiert aber auch, welcher Kriminalbeamte vor Winters Tod davon wusste.«
    Kahr zog wieder die Augenbraue hoch. »Na, wie gesagt, alle, die hier auftauchen. Also Mordkommission. Ich, meine Kollegen, wir haben denen natürlich erzählt, dass sie bald ihre Dienstmütze an den Nagel hängen können. Oder den Verkehr regeln, Schulschwänzer einfangen, Junkies jagen können. Die Begeisterung können Sie sich vorstellen.«
    »Gehörte Winter zu denen, die es wussten?«
    »Ja, natürlich.«
    »Frau Hebel.«
    Wieder die Augenbraue. »Und Taut, Kurz und Kamm und einige andere.«
    »Und der rote Fleck an Winters Stirn?«
    Kahr zögerte, dann: »Dafür gibt es verschiedene Erklärungen.«
    »Könnte er auch der Abdruck eines Pistolenlaufs sein?«
    »Er könnte auch der Abdruck eines Besenstils sein. Der Fleck hat uns nicht weitergeholfen. Es gibt fast unzählige Möglichkeiten, sich irgendwo einen Druckfleck auf der Haut zu holen.«
    »Aber es geht um Mord.«
    »Nein, Herr Dr. Stachelmann. Unsere Ergebnisse weisen nicht auf einen Mord hin.«
    »Vorhin sagten sie, die Kombination aus dem Spray und einem Schmerzmittel erlaube so etwas wie den perfekten Mord.«
    »Da habe ich natürlich übertrieben. Es gibt viele Mittel, mit denen Sie
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