Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Autoren: Christian V Ditfurth
Vom Netzwerk:
einen Menschen umbringen und es nachher wie Suizid aussehen lassen können.«
    »Aber nicht in der Apotheke.«
    »Gewiss, aber noch gibt es das Zeug nicht in der Apotheke. Ich habe von der Zukunft gesprochen. Für den Tod von Herrn Winter trifft das nicht zu. An das Spray kommt man zurzeit noch so schwer heran wie an Gift.« Er musterte Stachelmann. »Ich fürchte, Sie haben da, nehmen Sie es mir nicht übel, eine fixe Idee, eine vorgefasste Meinung. Es war kein Mord. Nichts spricht dafür.«
    »Nichts spricht dagegen«, sagte Stachelmann.
    »Sie sind doch selbst Wissenschaftler.« In Kahrs Stimme schwang Verzweiflung mit.
    »Viele Wissenschaftler, die meisten, fürchte ich, gestehen ungern ein, dass sie sich geirrt haben.«
    Kahr schaute auf die Uhr.
    »Herr Dr. Kahr, auch ich bin nicht unfehlbar.«
    »Gewiss.«
    »Eine andere Frage: Könnte ich mir dieses Spray hier im Institut besorgen?«
    Ein langer Blick, Stachelmann las Misstrauen darin. Gegen wen? »Wir haben in der Tat dieses Präparat im Labor. Den Grund können Sie sich leicht ausmalen.«
    »Seit wann?«
    »Genau weiß ich es nicht, da müsste ich nachschlagen. Aber ich schätze, seit dem Frühjahr. Vielleicht April, Mai.«
    »Und wenn Sie einmal eine Bestandskontrolle machen?«
    Die Augenbraue wanderte nach oben.
    »Sie meinen, das Spray, mit dem Winter sich getötet hat, stammt aus unserem Labor?«
    »Könnte doch sein.« Er verkniff sich die Frage, warum Kahr nicht selbst darauf gekommen war. Woher sollte Ossi oder sein Mörder das Zeug haben, wenn nicht von hier?
    Kahr griff nach dem Telefonhörer. »Wie viel Insulinspray haben wir bekommen? ... Überprüfen Sie mal, wie viel wir haben. ... Wenn was fehlt, prüfen Sie, wo es geblieben oder wofür es verbraucht worden ist. ... Steht alles in der Kladde. ... Wenn nicht, ist es eine Schlamperei, die Folgen hat.«
    Stachelmann verfolgte, wie Kahrs Gesicht sich verfärbte.
    Kahr legte auf, schaute einmal zur Decke, dann auf die Schreibtischplatte. Das Telefon klingelte.
    »Zwei? ... Meinen Sie das ernst?« Er hörte eine Weile zu, sagte nichts und knallte den Hörer aufs Telefon. Dann, mit leiser Stimme: »Es fehlen zwei Sprayflaschen.«
    »Seit wann?«
    Er zuckte die Achseln. »Schon eine ganze Weile. Wir werden versuchen, es herauszufinden. Ich fürchte, Herr Winter hat wenigstens eine davon mitgenommen, wahrscheinlich alle beide. Nach dem Motto: Sicher ist sicher.«
    Stachelmann verabschiedete sich und dankte Kahr. Der schaute finster. Da arbeitete etwas in dem Arzt.
    Stachelmann leistete sich wieder ein Taxi. Als das vor dem Haus hielt, in dem Carmen wohnte, zögerte Stachelmann auszusteigen, dann sagte er: »Ich habe es mir anders überlegt. Fahren Sie mich nach Bergstedt.« Er nannte die Adresse von Ossis Exfrau. Der Taxifahrer drehte sich zu Stachelmann um mit gerunzelter Stirn, dann wandte er sich wieder ab und sagte: »Sie sind der Fahrgast.«
    Auf dem Weg überlegte Stachelmann, was er sie fragen könnte. Dann wusste er es. Und er wusste auch, was er danach zu tun hatte. Nun hatte er es eilig.

[ Menü ]
    18
    Carmen nahm ihn in die Arme, als er ihre Wohnung betrat. »Besser spät als gar nicht«, sagte sie.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Stachelmann und löste sich aus der Umarmung.
    »Ich weiß.«
    »Wir können das nicht weitermachen.«
    Sie lächelte. »Ich ahne, was du meinst. Anne?«
    Er nickte, sagte aber: »Es geht weniger um sie als um mich. Ich gehöre zu Anne.«
    »Klingt ein bisschen altmodisch. Passt aber zu dir.«
    »Bist du mir böse?«
    »Nein. Ich wusste es von Anfang an. Und ich habe dich ja auch benutzt.«
    Er schaute sie fragend an.
    »Ich war so allein nach Ossis Tod. Und verletzt, weil er sich umgebracht hat, ohne etwas anzudeuten. Immer dieses Gefühl, ich sei schuld daran. Ich hätte es merken, etwas tun müssen. Das zermürbt einen. Da hast du mich aufgefangen, auch wenn du es vielleicht so nicht wahrgenommen hast. Wenn du jetzt gehst, werde ich damit klarkommen. Ich glaube, ich bin fast durch damit. Rückfälle wird es bestimmt geben, aber ich fühle mich stark genug.«
    Sie standen sich in der Diele nah gegenüber. Er streichelte ihr übers Haar. Er mochte sie immer noch, obwohl es niemand verstehen würde. Aber Ines mochte er ja auch noch.
    Er wartete ab, wie sie es versuchen würde.
    »Du siehst, ich mache kein Theater. Geh du, wohin du gehörst. Aber wir müssen noch einmal in Ossis Wohnung. Dort hat es angefangen, dort soll es aufhören. Du findest das vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher