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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Autoren: Christian V Ditfurth
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war genial. Das hat mich daran gehindert, die einfache Frage zu stellen, wer an dieses Spray herankommt, um den Täterkreis von vornherein einzugrenzen. Obwohl, da war ja nachher auch ein Arzt im Spiel. Dennoch, die Akte hat mich auf einen Irrsinnstrip geschickt. Hätte ich diese Typen in Italien nicht gefunden, ich würde heute noch glauben, sie wären es gewesen.«
    »Das war nicht meine Absicht«, sagte sie. »Ich wollte den Kollegen nur ein Motiv nahe legen. Dass Ossi sich als gescheiterte Existenz empfand. Was übrigens gar nicht stimmte. Diese Akte war keine genaue Spur, sondern verwaschen, irreführend eben. Wer die Gegenwart nicht erträgt, verkriecht sich in der Vergangenheit ...«
    »Und bringt sich um, weil es die nicht mehr gibt.«
    »So oder so ähnlich. Oder ganz anders, ist doch egal. Dich hat die Akte jedenfalls auf eine lange Reise geschickt.«
    Er lachte trocken und hörte sofort auf, als das Misstrauen in ihr Gesicht zog. »Zieh dich aus«, sagte sie.
    »Du spinnst.«
    »Keineswegs. Los!« Sie winkte mit dem Pistolenlauf.
    Er zog sich aus bis auf die Unterhose. Sie betrachtete ihn kurz, dann sagte sie: »Kannst dich wieder anziehen.«
    Er zog sich wieder an. »Gehst auf Nummer sicher«, sagte er.
    »Ich versuche dich nicht zu unterschätzen. Warum bist du zu mir gekommen, wo du doch wusstest, dass ich Ossi ...«
    »Ich konnte es nicht glauben. Und wenn, ich habe erwartet, dass du gestehst, dass du dich stellst. Dass du Anstand hast.«
    »Wenn der bedeutet, zwanzig Jahre im Bau zu sitzen, nein danke! Da bin ich lieber ein bisschen unanständig.«
    »Was nun?«
    »Stimmt, wir haben es lang genug hinausgezögert.« Sie holte ein Fläschchen aus ihrer Handtasche und eine kleine Schachtel. Die öffnete sie, darin lag ein braunglasiges Fläschchen.
    »Ach so«, sagte er. »Sehr originell.«
    »Der Herr Stachelmann ist in Ossis Wohnung eingedrungen, da hat ihn der Schmerz überwältigt. Schlimm, dass er gerade in einer Lebenskrise steckte, auch weil er seine Habilschrift nicht fertig kriegte.«
    »Diesen Quatsch glaubt dir doch kein Mensch. Und der Dr. Kahr wird sich erinnern, dass ich bei ihm war.«
    »Na und, ein Grund mehr, eine Depression zu kriegen.«
    »Und wo habe ich dieses Spray und die Tramaltropfen her?«
    »Da hat die Spurensicherung versagt. Bei Suizid sind die manchmal nicht so gründlich. Natürlich stand das Zeug nicht im Badezimmer herum zwischen Rasierwasser und Zahnpasta. Du hast gekramt, wie das so deine Art ist. Und in der Küche, da werde ich eine Dose präparieren, die haben die lieben Kollegen leider übersehen. Aber du nicht. Bist ja bekannt als Schnüffler. Dann hattest du das Zeug in der Hand. Ein leichter, schneller Tod. Dort, wo dein Freund sich das Leben genommen hat. Neigt ihr Historiker denn nicht zum Pathos?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Stachelmann. »Und wenn ich das Zeug nicht schlucke?«
    »Dann erschieße ich dich.«
    »Hast du das mit Ossi genauso gemacht?«
    »Ja und nein, dem konnte ich noch erzählen, die Tropfen und das Spray, das wäre ein Trip, wenn man sie richtig dosiert, dann wäre der Sex der Wahnsinn. Er hat es eher als Spiel genommen, trotz oder wegen der Pistole. Er stand auf solche Spielchen. Ein bisschen Gewalt, Handschellen, du weißt, was ich meine. Ich habe ihm den Lauf an den Kopf gedrückt, er hat gelacht, dann hat er die Tropfen geschluckt, und ich habe ihm in die Nase gesprayt. So einem Typen musst du nur was von Sex erzählen, und er wird handzahm. Hätte das nicht funktioniert, dann hätte ich ihn mit seiner Dienstwaffe erschossen. Suizid eines Bullen. Soll vorkommen.«
    »Du willst doch jetzt nicht behaupten, er hätte sich freiwillig töten lassen.«
    »Doch, so war es. Wenn man es genau betrachtet. Aber vor Gericht käme ich damit nicht durch.«
    »Dann musst du mich also aus Notwehr umbringen.«
    Sie ließ den Gedanken wirken. »Keine schlechte Interpretation.«
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte Stachelmann.
    Sie staunte ihn an, dann zuckte sie die Achseln und stellte sich hinter ihn. Sie drückte ihm den Pistolenlauf an die Schläfe, gab ihm die Tropfen und sagte: »Mach die Flasche leer!« Er trank die Flasche leer. »Jetzt lassen wir sie ein bisschen wirken.«
    Sie strich ihm über die Haare. »Warst kein schlechter Kerl. Aber Ossi war besser. Sex mit Ossi war schon was Besonderes.«
    Er fragte sich, wie es geschehen konnte, dass eine Irre Polizistin wurde.
    »Willst nicht mehr mit mir reden?«
    »Nein. Ich gewöhne mich an den
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