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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Autoren: Christian V Ditfurth
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gewesen sein? Und wenn es so war, wie er fürchtete, warum war es so? Das konnte er sich nicht erklären. Es beruhigte ihn ein wenig, das machte diese Möglichkeit weniger wahrscheinlich.
    Am Morgen weckte ihn Felix. Anne hatte ihn ins Bett gesetzt, und er zog Stachelmann an den Haaren. Dann versuchte er, dessen Augen zu öffnen. Stachelmann fuhr hoch, sah Felix und sank zurück aufs Kopfkissen. Dann beschloss er gut gelaunt zu sein und zwickte Felix, was den wiederum zur Höchstform brachte. Anne kam, blieb in der Tür stehen und betrachtete grinsend die Balgerei. »Typisch Männer«, sagte sie.
    »Klar. Und ich werde gewinnen«, sagte Stachelmann. Er winkelte den Arm an wie ein Bodybuilder.
    »Willkommen im Urwald«, sagte Anne. »Wer von euch übrig bleibt, darf frühstücken.« Sie verschwand.
    Stachelmann stieg aus dem Bett, griff Felix und warf ihn auf die Decke. Dann rannte er in die Küche. »Erster«, sagte er und tat so, als würde er schwer atmen.
    Felix trottete hinterher, Anne setzte ihn auf seinen Kinderstuhl. Sie warf Stachelmann einen Blick zu, in dem eine Frage lag. Vielleicht die, ob er sich doch daran gewöhnen könnte, mit einem Kind zu leben, mit einem zumal, dessen Vater ein anderer war, obwohl Stachelmann es hätte sein können. Aber sie sagte nichts, ein Lächeln zeigte an, sie hoffte.

    Im Dienstzimmer suchte er die Telefonnummer des Instituts für Rechtsmedizin heraus und wählte.
    »Wer kann mir Auskunft geben über Gifte?«, fragte er, als eine Frauenstimme sich meldete.
    »Das toxologische Labor«, und sie verband ihn, ohne nachzufragen.
    »Toxikologie.« Ein Männerstimme, jung, aber abgeklärt.
    »Ja, guten Tag, Dr. Stachelmann. Wer kann mir Auskunft geben über ein Insulinspray im Zusammenwirken mit einem Schmerzmittel wie Tramal.«
    »Das macht unser Dr. Kahr. Aber der ist gerade beschäftigt. Vielleicht kommen Sie hier vorbei, so gegen 14 Uhr? Da hat er meistens Zeit, wenn nicht was dazwischenkommt.«
    Stachelmann blieb keine Wahl, er willigte ein, auch wenn die Ungeduld ihn plagte.
    Er zwang sich, seine Arbeit fortzusetzen, obwohl er seine Gedanken immer wieder einfangen musste auf Abwegen. Zäh zog sich die Zeit, mittags aß er wenig, der Magen war unruhig. Dann hielt er es nicht mehr aus. Er speicherte die Datei, machte eine Sicherheitskopie auf Diskette, verstaute diese im Schreibtischschubfach, schloss es ab und verließ das Zimmer. Im Aufzug alberten drei Studenten herum. Sie scherten sich nicht um ihn.
    Stachelmann ging zur Rothenbaumchaussee, dann in Richtung Dammtor, bis es ihm gelang, ein Taxi anzuhalten. Er nannte dem Fahrer die Anschrift Butenfeld 34, was ihm einen mitleidigen Blick eintrug.
    Autos verstopften die Straßen, sie standen mehr, als dass sie fuhren. Endlich verließen sie den Ring 2 und bogen ab in den Steindamm. Hier war der Verkehr weniger dicht. Am Eingang des Instituts, als er bezahlt hatte und ausgestiegen war, steigerte sich Stachelmanns Unruhe ins Unerträgliche. Und wenn alles so war, wie er glaubte? Es wäre schrecklich.
    An der Pforte wies ihm eine freundliche Dame den Weg zum Zimmer von Dr. Kahr. Dann ergriff sie den Telefonhörer und rief an. Stachelmann klopfte an die Tür, und als niemand sich meldete, drückte er die Klinke. Ein kleiner, dürrer Mann mit lichten blonden Haaren in einem weißen Kittel blickte von einer Akte auf.
    »Der Kollege Stachelmann«, sagte er.
    »Dr. ja, Kollege nein. Jedenfalls nicht direkt, ich bin Historiker.«
    »Auch eine ehrwürdige Zunft. Hätte nie gedacht, dass ein Vertreter dieses Fachs den Weg in unser armseliges Institut findet.«
    »Den Wettbewerb in Armseligkeit haben sie längst nicht gewonnen.«
    Kahr grinste. »Sie interessieren sich für dieses Insulinspray, das gerade getestet wird? Die Hersteller machen einen Hype daraus wie dereinst bei dem unsäglichen Vioxx. Erinnern Sie sich?«
    Natürlich erinnerte er sich, da sein Arzt ihm dieses vermeintlich revolutionäre Präparat verschrieben hatte. Er nickte.
    »Und bevor es in den Handel kommt, wird es schon missbraucht.«
    »Ich bin ein Freund von Oskar Winter.«
    »So. Ein bedauerlicher Fall. Aber kennen Sie einen Todesfall, der nicht bedauerlich wäre?«
    Fast hätte Stachelmann genickt.
    »Ich habe hier nur eine Schwierigkeit, ich darf Ihnen eigentlich gar keine Auskunft geben. Wenn Sie Kollege wären und einen triftigen Grund hätten ...«
    »Und wenn ich Polizist wäre und einen triftigen Grund hätte?«
    »Noch besser.«
    »Darf ich mal
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