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Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)

Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)

Titel: Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
Autoren: Peter Rensch
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abgemagerter alter Mann neben einem Baum lag.
     
    „Alt sein und nicht sterben zu dürfen, ist die größte Strafe, mein Kind“, stammelte er und ich begriff. Sofort setzte ich meine Willenskraft ein und setzte meine Reise fort. Unter mir sah ich mit einem Mal eine Weide. Das Gras war sattgrün und weiße Pferde galoppierten vorbei an glitzernden Bäumen. Ich schaute nach unten und die Pferde verwandelten sich in Menschen, die mir zuriefen: „Wir mögen Dich. Wir preisen Dich. Wir wollen Dich in unserer Mitte haben.“
     
    Ich war beliebt, umjubelt und doch dachte ich mir, wie konnten die Menschen mich mögen, ohne mich zu kennen. Nein, das war nichts für mich. Eine gewaltige Böe zog mich weiter nach unten und ich konnte eine Familie erkennen, die vor einem Lagerfeuer saß. Sieben Kinder, sieben Erwachsene, umgeben von Hunden, Hasen, Rehen, Pferden und Füchsen.
     
    „Wie gut es uns geht“, hörte ich eine Frau sagen.
    „Eine große Familie und immer zusammen. Das möchte ich nicht missen.“
     
    Ich sehnte mich nach dieser Familie, nach Harmonie und Geselligkeit. Doch ich hatte eine eigene Familie. Was sollte ich hier ? Als mir dieser Gedanke klar geworden war, blitzte es plötzlich. Ein Donnergrollen ließ mich zusammenschrecken und es strömten Regentropfen von oben auf mich nieder. Ein großer Mann mit weißem Bart und einem dicken Stock in der Hand tauchte vor mir auf.
    Er wirkte sehr streng auf mich und sprach mit einer hallenden Stimme: „Angelina. Ich schenke Dir das Recht. Alles, was Du tust und sagst, wird als Gesetz anerkannt werden. Entscheide Dich für mich ...“
     
    Ich dachte nach und fand Gefallen daran, immer das Recht auf meiner Seite zu haben. Doch wollte ich das? Keiner würde mich mehr zurechtweisen. Konnte ich dann noch lernen im Leben?
     
    „Nein, guter Mann“, sprach ich, „Du überzeugst mich nicht. Ich will nur Recht haben, wenn es mir gebührt.“
     
    Mit einem enttäuschten Blick verschwand er vor meinen Augen und ich war alleine. Alles um mich herum war steril und abweisend. Plötzlich saß ich in meinem Klassenzimmer, doch keine Schüler und kein Lehrer waren anwesend. Ich blickte an die Tafel, auf der komplizierte Rechenformeln standen. Doch, obwohl ich nie ein Mathegenie gewesen war, verstand ich sie und konnte alle Aufgaben lösen. Schlauer sein als alle anderen, schoss es mir durch den Kopf. Das wäre doch wunderbar. Ich freute mich, doch mit einem Mal vibrierte mein ganzer Körper. Mir war unendlich heiß und plötzlich erwachte ich und lag im Arm meiner Oma.

 
     
    „Sie ist wieder da. Angelina ist aufgewacht“, rief sie voller Freude und alle sechs Damen standen um mich herum.
    Sie lächelten vereint, nur Tobioka machte ein ernstes Gesicht.
     
    „Sie wurde früher als erwartet zu den sieben Tugenden katapultiert. Doch die siebte hat sie nicht lösen können. Das ist ein Problem“, raunte sie besorgt.
    „Aber sechs hat sie überstanden. Das ist sensationell“, widersprach Lisbeth und streichelte meine Hand.
     
    „Wir sollten es riskieren. Angelina ist ungemein stark“, schlug Acholde vor.
    Schweigen. Ich wusste überhaupt nicht, was die alten Damen da besprachen. Mir war klar, dass es um mich ging, doch de r Inhalt ihres geheimnisvollen Gesprächs war für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln.
    „Kurz vor Mitternacht. Wir müssen uns ohne Gegenstimme einigen“, meinte meine Oma und fragte die Runde: „Wer ist dafür, dass Angelina sich der Aufgabe annimmt?“
     
    Sie blickten sich an und nach und nach gingen die Hände nach oben. Nur Tobioka zögerte.
    „Es ist ein hohes Risiko“, tat sie kund.
     
    Doch als sich der Sekundenzeiger Mitternacht näherte, hob auch sie die Hand.
    „Dann ist es beschlossen“, meinte Oma und in diesem Moment hörte ich es donnern. Wirklich. Das war keine Sinnestäuschung. Wenn ich auch nicht wusste, was beschlossen worden war, so hatte mir das Donnern klargemacht, dass es sich um eine ernste und wichtige Angelegenheit handelte.
     
    „Nun bist Du die Sucherin“, erklärte mir Oma und blickte mich ernst an.
    „Sucherin? Was heißt das?“, fragte ich gespannt.“
    „Das wirst Du bald erfahren“, sagte Oma und legte ihre Hand auf meine Schulter.
     
    Oma holte aus der Küche einen undefinierbaren Trunk und reichte jedem, einschließlich mir, einen Becher.
     
    „Auf den Kampf für das Gute“, sagte sie und erhob den Becher. Wir prosteten uns zu und nahmen einen kräftigen Schluck.
    Mir wurde sofort schummrig
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