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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)
Autoren: Maria Norda
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so lange war es her, dass
Robert in mein Leben getreten war und alles verändert hatte. Und selbst jetzt –
an einem Punkt an dem ich gedacht hatte, alles wäre überstanden, jeder Gedanke
gedacht, jede Rechnung beglichen – selbst jetzt ließ er mich nicht los.
    Wie hatte er nur jemals behaupten
können, dass ich ihn vergessen würde? Und hatte er das wirklich gewollt? Erinnerte
er sich noch an mich oder hatte er mich bereits vergessen? Vielleicht wollte
er, dass es mir so erging, da es ihm selbst bereits wiederfahren war. War ich
für ihn nur der unbedeutende Prolog gewesen? Eine Person, die kurze Zeit
präsent war, aber für den Rest des Lebens keinerlei tiefere Bedeutung mehr besaß?
    Die kalte Luft brannte in meinen
Lungen und erst jetzt bemerkte ich, dass ich rannte. Alles um mich herum sah
immer noch fremd aus und ich erkannte nichts. Ich blieb stehen und stemmte mich
mit den Armen auf meinen Knien ab. Atemzug um Atemzug versuchte ich meinen
Körper zu beruhigen. Doch wie konnte ich das von ihm verlangen, wenn in meinem
Kopf das reinste Chaos herrschte und ich nicht in der Lage war, auch nur einen
klaren Gedanken zu formulieren?

Kapitel 33
     
    »Na wen haben wir denn da?« Es war eine
Männerstimme, rauchig, fast krächzend und sie war ganz nah, seitlich hinter
mir. Sofort waren meine Sinne geschärft, vollkommen klar und Angst verdrängte
Wut und Schmerz.
    Ich blickte nach hinten und erblickte
eine dunkle Gestalt. Er trug einen langen schwarzen Mantel und lehnte an einer
Hausmauer. War ich wirklich einfach so an ihm vorbei gerannt, ohne ihn zu
bemerken? Automatisch setzten sich meine Beine in Bewegung, Hauptsache weg von hier.
    »Hey kleines Täubchen, du musst doch
nicht gleich wegfliegen!«, rief er mir hinterher und ich hörte seine schneller
werdenden Schritte. Auch ich versuchte meinen Beinen zu befehlen, schneller zu
laufen.
    Aber sie konnten nicht mehr, ich
konnte nicht mehr. Keine zehn Meter später hatte er mich eingeholt und packte
mich rüde am Arm. Ich schrie auf, doch verstummte sogleich, als ich das riesige
Messer in seiner Hand sah.
    »Na bitte kleiner Vogel. Ich will
doch nur ein bisschen spielen«, raunte er und ich sah den Wahnsinn in seinen
Augen. Sein Gesicht war von Pockennarben entstellt, das kurze Haar hing nass an
den Seiten herab und in seinem Gesicht prangte ein ungepflegter Dreitagebart.
Seine Lippen waren zu einem lechzenden Grinsen verzerrt. »Komm mit! Ich habe
hier einen schönen Käfig für dich«, sprach er und zog mich mit sich in eine
dunkle Seitengasse. Sie war nicht breiter als zwei Meter und unbarmherzig
ragten die angrenzenden Häuserwände gen Himmel. Ich war gefangen.
    Mit der Wucht seines beleibten
Körpers presste er mich gegen eine der Wände und der Aufprall quetschte mir die
Luft aus den Lungen.
    »Du bist aber ganz schön dick
eingemummelt. Da kann man doch gar nichts sehen.«
    Ich folgte seinem lüsternen Blick und
hielt den Atem am. Er fuhr mit seinem Messer die Knopfleiste meiner Jacke
entlang und ein Knopf nach dem anderen fiel klirrend zu Boden. Mit der Klinge
schob er meine Jacke beiseite und die kalte Luft, der mein dünnes Shirt keinen
Widerstand leisten konnte, ließ meinen Körper erzittern.
    Seine Pranke glitt meinen Bauch
entlang, die Klinge immer noch fest in der anderen Hand haltend.
    »Heute muss mein Glückstag sein. So
ein hübsches Vögelchen habe ich schon lange nicht mehr gefangen«, grunzte er
und strich mit der Zunge über seine aufgesprungenen Lippen. Seine Hand glitt
meinen Körper hinab und ich schloss die Augen.
    Ich hatte keine Kraft mehr in mir, um
mich dagegen zu wehren. Und es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Ich hatte
keinerlei Chancen gegen dieses zwei Zentner schwere Monster. Bei dem Gedanken
an meine ungeschriebenen Kapitel, daran, dass ich mir vor wenigen Minuten noch
überlegt hatte, wann der Tod mich ereilen würde, entfuhr mir ein Lachen.
    Der Kopf des Widerlings schnellte
nach oben und die Klinge prangte nun direkt an meiner Kehle.
    »Mach keine Mätzchen, sonst verliert
das Täubchen noch seine Stimme«, und wieder war da dieser Wahnsinn in seinen
Augen.
    Erregt setzte er seine Erkundungstour
fort und zeichnete mit der Messerspitze meinen Bauchnabel nach. Die andere Hand
fuhr meinen Arm empor, meinen Rücken hinunter, meinen Oberschenkel entlang.
    Ich konnte nichts mehr denken, nichts
mehr fühlen und auch das Zittern hatte nachgelassen.
    Ich würde sterben.
    Ob jetzt oder erst in ein paar
Jahren, es war egal, es
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