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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung
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Mühe, einen milderen Ton anzuschlagen. »Brauchen Sie einen Arzt?«
    Noch so eine besorgniserregende Frage. Er erregte sie nicht nur, sondern trieb sie in die Enge, stellte ihr eine Falle, und das missfiel ihr. Überallhin wollte sie sehen, nur nicht zu ihm, doch sie war seinem Blick hilflos ausgeliefert.
    Sie wollte seine entsetzlichen Fragen nicht beantworten. »Ich weiß nicht.« Zögernd setzte sie hinzu: »Ich glaube nicht.«
    Er musterte sie, dann feuerte er die nächste Frage mit der Präzision eines Armeeschützen ab. »Was meinen Sie damit: Sie glauben nicht?«
    Da schrie Regina: »Bitte, hören Sie auf!«
    Seine Hände schlossen sich hart, aber nicht schmerzhaft um ihre Schultern. »Das hier ist keine nette Privatschule für junge Ladies! Wir sind hier nicht in London auf einer Teeparty! Dies ist die verdammte reale Welt! Alle waren hysterisch in diesem Zug, der gerade noch die Strecke bis zur Stadt geschafft hat. Ein halbes Dutzend Passagiere war verletzt, darunter auch eine Frau, und Sie waren nicht mehr drin! Mehrere Passagiere sahen, wie Sie vom Zug abgesprungen und, unsanft aufgeschlagen sind. Wenn Sie mir nicht erzählen wollen, was geschehen ist dann können Sie mit dem Sheriff oder dem Arzt sprechen, wenn wir nach Templeton kommen!«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist!« schrie sie zurück. Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da packte sie Entsetzen, denn plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie der Wahrheit entsprachen.
    Er blickte sie scharf an.
    Sie wimmerte, als sie die ungeheure Tragweite ihrer Worte zu begreifen begann.
    »Was haben Sie da gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie, schloss die Augen und suchte am harten Boden Halt. Sie wusste wirklich nichts über einen Zug oder einen Raubüberfall, hatte keine Ahnung, warum ihre Handschuhe zerrissen waren und ihre Hände aufgeschürft, und sie wusste auch nicht warum es sie mutterseelenallein mitten in das riesige, verlassene Weideland verschlagen hatte. Da sie sich auch nicht erinnern konnte.. aus einem Zug gesprungen zu sein, überkam sie erneut Angst.
    »Haben Sie keine Erinnerung an das, was passiert ist?«
    Noch immer hielt sie ihre Augen geschlossen. Es war noch schlimmer, aber sie hatte Angst, auch nur sich selbst, gegenüber einzugestehen, um wie viel schlimmer. Also saß sie da und versuchte, seine Worte zu überhören und an nichts zu denken.
    »Verdammt, Elizabeth«, knurrte er. »Erinnern Sie sich nicht, was geschehen ist?«
    Da kamen ihr die Tränen. Sie hatte bemerkt, dass er sich wieder neben sie gekauert hatte, und war sicher, dass er sie nicht allein lassen würde. Aber sie wusste auch, dass er so lange auf seinen Fragen beharren würde, bis sie die ganze Wahrheit enthüllt hatten. Sie riss die Augen auf, und in diesem Augenblick haßte sie ihn. »Nein, lassen Sie mich in Ruhe, bitte gehen Sie!«
    Er stand plötzlich auf und baute sich wieder vor ihr auf. Sein Körper warf einen langen, unförmigen Schatten, als die Sonne wieder aus den Wolken hervorkam. »Vielleicht ist es so am besten, dass Sie nicht mehr wissen, was passiert ist.«
    »Ich erinnere mich an nichts«, stieß sie verzweifelt hervor.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich Elizabeth genannt ... « Sie weinte.
    Mit großen dunklen Augen, die Ungläubigkeit ausdrückten, blickte er sie an.
    »Bin ich Elizabeth?«
    Erstarrt musterte er sie.
    »Bin ich Elizabeth?«
    »Sie haben ihr Gedächtnis verloren ?«
    Sein düsterer Blick verriet absolute Ungläubigkeit. Sie preßte das Gesicht in ihre Hände. Das Pochen in ihrem Hinterkopf hatte sich verstärkt und damit das Gefühl von Verwirrung und Verzweiflung, das sie nun geradezu überwältigte. Vor der Wahrheit gab es kein Entkommen. In ihrem Gedächtnis herrschte völlige Leere. Sie wusste nicht, was geschehen war, wichtiger noch, sie hatte keine Ahnung, wer sie war - sie kannte nicht einmal ihren eigenen Namen.
    »Verdammt«, fluchte der Mann namens Slade.
    Sie blickte auf in sein dunkles Gesicht. Ihr Peiniger konnte jetzt zu ihrem Retter werden, denn sie brauchte unbedingt Hilfe. Schlagartig begriff sie, wie dringend sie ihn benötigte.
    »Bitte sagen Sie mir: Bin ich Elizabeth?«
    Er antwortete nicht.
    Hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Furcht kam sie taumelnd auf die Knie und umklammerte ihre Brust.
    Dabei schwankte sie so, dass sie gefährlich nahe an seine Schenkel geriet. »Bin ich Elizabeth?«
    Sein Blick glitt über sie hinweg, die Ader an seiner Schläfe pochte. »Es hat nur eine Frau aus
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