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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
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günstige Gelegenheit, ein Friedensangebot zu unterbreiten, das Rußland gefallen konnte. Die Teilung Polens schien das einfachste Mittel zu sein, um die russische Eroberungsgier zu befriedigen und gleichzeitig eigene Interessen wahrzunehmen. So kam man am 5. August 1772 in Petersburg überein, daß Österreich Ostgalizien und Wladimir, Rußland das frühere litauische Gebiet, Preußen den Netzedistrikt und Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) erhalten sollten. Damit war Polen um 5.000.000 Einwohner dezimiert, und man scheute sich nicht, diese schier unglaubliche Abtretung durch den polnischen Reichstag gutheißen zu lassen.
    Das hereingebrochene Unheil brachte viele Edelleute zur Besinnung. Man entfernte den jeder Bestechung zugänglichen Senat, führte ein neues, modernes Gesetzbuch ein und brachte es fertig, die Einkünfte des verkleinerten Landes durch eine umfassende Steuerreform auf die frühere Höhe zu steigern. Der Reichstag erarbeitete eine Verfassung, die 1791 beschworen wurde. Doch dann sah sich Preußen, das die Konstitution anfangs begünstigt hatte, obwohl von einer Abschaffung der Leibeigenschaft noch nicht die Rede war, durch die Ereignisse in Frankreich (Revolution) so in Anspruch genommen, daß Rußland erneut freie Hand gewann. Es unterstützte eine Konföderation gegen die neue Verfassung und ließ sich von den Konföderierten zum Schutz anrufen. Vergeblich leistete die polnische Armee Widerstand. Nach einem ruhmvollen Sieg, den der Freiheitskämpfer Kozciuszko am 17. Juli 1792 errang, lieferte König Stanislaw Poniatowski, der Günstling Katharinas II. Polen in die Hände Rußlands.
    In der Besorgnis, Rußland könnte sich des ganzen Landes bemächtigen, rückte Preußen ebenfalls in Polen ein. Es besetzte Großpolen mit Danzig und Thorn, während Rußland sich die östlichen Provinzen aneignete. Und man zwang den nach Grodno berufenen Reichstag, seine Zustimmung auch zu dieser zweiten Teilung Polens zu geben. Empört hierüber bereiteten Kosciuszko, Kolontaj, Potocki und andere Mitglieder der nationalen Partei von Dresden aus einen Aufstand vor, der zum Ausbruch kam, als General Madlinski sich weigerte, die vom russischen Befehlshaber befohlene Entwaffnung der polnischen Armee durchzuführen (1794). Kosciuszko übernahm die Regierung, bewaffnete das Volk, dem er die Aufhebung der Leibeigenschaft versprach, und befreite Warschau und Wilna von den Russen. Doch nun entzweiten sich die Polen, weil die Adelspartei die Aufhebung der Leibeigenschaft verhindern wollte. Die Folge: der Bauernstand hatte kein Interesse mehr am Kampf, und Kosciuszko sah sich außerstande, gegen die Übermacht der Preußen und Russen anzutreten, zu denen sich nun auch noch die Österreicher gesellten. Während preußische Truppen Warschau belagerten, erstürmten die Russen die Vorstadt Praga und veranstalteten ein furchtbares Gemetzel. Dann schritten die Siegermächte zur dritten, nunmehr völligen Teilung Polens. Preußen erhielt Podlachien und Masovien mit Warschau, Österreich Kleinpolen mit Krakau, Rußland ganz Litauen. Das polnische Reich hatte aufgehört zu bestehen.
    Die Führer des Aufstandes flohen ins Ausland, insbesondere nach Frankreich, wo die Revolution ihrem Ende entgegenging. Ihnen folgten freiheitsliebende Polen, die 1797 unter General Jan Henryk Dabrowski in Italien eine ›Polnische Legion‹ aufstellten und im Dienste der Cisalpinischen Republik gegen Österreich kämpften. Ihr Lied, das Jósef Wybiki nach einer volkstümlichen Mazurka fern von der Heimat geschrieben hatte: »Solange wir leben, ist Polen nicht verloren …«, wurde zum Symbol der Standfestigkeit und zur späteren Nationalhymne des unterdrückten Volkes.
    Im 2. Koalitonskrieg bildete Kniaziewicz eine weitere polnische Legion, die den Franzosen ebenfalls große Dienste leistete.
    Die Interessen Polens aber wurden rücksichtslos preisgegeben und die Legion von Frankreich schließlich nach Haiti geschickt, wo sie Negertruppen, die sich gegen die Sklaverei erhoben hatten, niederschlagen sollten. Infolge tropischer Krankheiten wurden die polnischen Einheiten jedoch völlig aufgerieben.
    Dennoch setzte Polen weiterhin auf Frankreich. Napoleon wurde wie ein Befreier begrüßt, als er 1806, nachdem Preußen unterworfen war, seinen Einzug in Warschau hielt. Polens Hoffnung ging aber nicht in Erfüllung. Aus dem Teil, der Preußen abgenommen worden war, schuf der Korse lediglich ein ›Großherzogtum Warschau‹, welches durch das von Österreich
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