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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
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Hand des Adels gelegt, und Wladislaw II. Jagello bekam dies 1426 zu spüren. Als er sich weigerte, die von ihm eingeräumten Vorrechte auch für seinen Nachfolger zu bestätigen, wurde die für seinen Sohn entworfene Anerkennungsurkunde im Reichstag mit Säbeln zerhauen. Erst unmittelbar vor seinem Tode (1434) fügte sich Jagello in das Unvermeidliche.
    Für seinen zehnjährigen Nachfolger Wladislaw III. führte zunächst der Bischof von Krakau die Regierung. In dieser Zeit erwirkte die päpstliche Kurie, der es darum ging, den Türken im Osten eine Macht entgegenzustellen, die Wahl Wladislaws auch zum König von Ungarn. Doch in einer Schlacht gegen die Türken verlor Wladislaw III. Kampf und Leben.
    Die Polen beriefen nun seinen jüngeren Bruder Kasimir IV. auf den Thron. Diesem bot sich eine günstige Gelegenheit zur Vermehrung des polnischen Einflusses, als ihm 1453 die unzufriedenen Städte des deutschen Ordensstaates unter Vorbehalt einer gewissen Autonomie die Herrschaft anboten. Nach langwierigen Auseinandersetzungen gelang es ihm, das heutige Gebiet Westpreußen nebst Ermland zu erwerben und damit Zugang zum Meer zu gewinnen. Preußen (Ostpreußen) verblieb dem Orden, wurde aber polnisches Lehen.
    Nach dem Tode Kasimirs IV. regierten seine ältesten Söhne nur für kurze Zeit, dann übernahm der Jüngste, Sigmund I. die königliche Gewalt. Gleich zu Beginn seiner Regierung sah er sich zum Kampf gegen Iwan I. von Rußland genötigt, der Litauen, Nowgorod und große Teile von Weißrußland an sich gerissen hatte. Wohl siegte Sigmund I. aber es kam erst zum Frieden, als die Türken mit ihm ein Bündnis schlossen. Ein Versuch des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg, verlorengegangene Gebiete zurückzugewinnen, konnte vereitelt werden. Der Brandenburger sah sich 1525 gezwungen, mit Sigmund I. einen Vertrag einzugehen, in dem er als Herzog von Preußen (Ostpreußen) anerkannt wurde und in der Reihe der polnischen Senatoren den Sitz neben dem König erhielt. Dafür mußte er sich der polnischen Lehnshoheit unterwerfen. { * }
    Der Höhepunkt der Entwicklung Polens wurde unter Sigmund II. August erreicht, der den Plan einer Vereinigung von Litauen, Preußen (Ostpreußen), der russischen Provinzen Wolhynien, Podolien, Podlachien und der Ukraine mit Polen zu einem Staatskörper betrieb und sein Ziel 1569 in der ›Lubliner Union‹ verwirklichen konnte. Durch glücklich geführte Kriege gegen die Walachei und Rußland wie auch durch geschickte Ausnutzung der Auflösung der deutschen Ordensschaft in Livland brachte er das polnische Reich zu unvorstellbarer Größe. Von den Küsten des Baltischen Meeres bis zum Dnjestr, von der Mündung der Netze bis zur Desna maß Polen nun 940.000 qkm! (Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg: 550.000 qkm.)
    Im Inneren des Landes hatte Sigmund II. allerdings große Schwierigkeiten zu überwinden. Seine Heirat mit Barbara Radziwill, einer Frau aus dem Landadel, erregte die Eifersucht der höhergestellten Edelleute. Hinzu kam eine religiöse Spaltung, da die Reformation in Polen zahlreiche Anhänger fand. Schon hatten sich fünf Sechstel aller Einwohner der neuen Lehre angeschlossen, als die Jesuiten im Bestreben, zwischen dem protestantischen Deutschland und dem schismatischen Rußland ein Herrschaftsgebiet zu gewinnen, Polen zum Hauptfeld ihrer gegenreformatorischen Tätigkeit machten. Und es gelang ihnen, den Adel auf ihre Seite zu ziehen. Für ihn war der Bestand einer wohlgegliederten Hierarchie vorteilhafter als die Gleichheit aller Gläubigen.
    Mit Sigmund II. erlosch 1572 der Mannesstamm der Jagellonen. Das bisher nur in der Theorie bestehende Recht der Königswahl bekam nunmehr praktische Bedeutung. Mit der Königswahl war der Thron aber allen Ränken des herrschsüchtigen Adels sowie den Umtrieben auswärtiger Mächte ausgeliefert. Man zögerte denn auch nicht, die günstige Gelegenheit beim Schopf zu fassen. Gleich der erste Wahlkönig, der Franzose Heinrich von Anjou, der durch Bestechungen seiner Mutter, Katharina von Medici, 1573 zum polnischen Regenten gewählt wurde, mußte sich verpflichten, auf Kosten Frankreichs eine Flotte zu liefern, welche für Polen die Herrschaft über die Ostsee erringen sollte. Ferner war er angehalten, für alle etwaigen Kriege Hilfsgelder aus Frankreich zu beziehen. Heinrich fand die ihm aufgedrängte Krone so wenig begehrenswert, daß er Polen vier Monate nach seiner Krönung bei Nacht und Nebel verließ.
    Der Reichstag wählte nun Stephan
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