Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
abgetretene Westgalizien mit Krakau vergrößert und dem König von Sachsen unterstellt wurde.
    Die Freude über diesen minimalen Erfolg war nur von kurzer Dauer. Napoleons mißglückter Feldzug gegen Rußland ließ das Großherzogtum wieder zusammenbrechen. Das Schicksal Polens bildete nun eine der schwierigsten Fragen des Wiener Kongresses, der damit endete, daß 1815 eine vierte Teilung vorgenommen wurde.
    Preußen erhielt Westpreußen und Posen; Österreich Galizien außer Krakau, das als Freistaat belassen wurde; Rußland den Rest Polens, das sogenannte ›Kongreß-Polen‹.
    Zar Alexander I. gab seinem Verwaltungsgebiet eine erstaunlich liberale Verfassung (die Revolutionsfurcht gewann die Überhand), welche der polnischen Bevölkerung unter dem russischen Vizekönig, dem Großfürsten Konstantin, ein selbständiges nationales Leben ermöglichte. Der Adel aber versuchte die gewährte Freiheit auszubeuten. In ihrem unausrottbaren Dünkel strebten die Magnaten nach früherer Herrschaft. Der niedere Adel erging sich in radikalen Doktrinen. Es kam zum Novemberaufstand des Jahres 1830. Das Schloß des Großfürsten, der nur mit knapper Not dem Meuchelmord entgehen konnte, wurde gestürmt. Seine Generale verloren ihr Leben. Die völlig überraschten Russen flohen aus Polen. Der polnische General Chlopiki versuchte mit Petersburg Verhandlungen zu führen, doch der Nachfolger Alexanders, Zar Nikolaus I. forderte die Unterwerfung auf Gnade und Ungnade. Daraufhin erklärte der polnische Reichstag das russische Kaiserhaus des Thrones für verlustig und setzte unter dem Vorsitz des Fürsten Adam Czartoryiki ein Nationalregierung ein. Neun Monate währte der nun beginnende Kampf, der die leidenschaftliche Rache des Zaren weckte. Nach anfänglichen Siegen der Polen rückte der russische Oberbefehlshaber Paskewitsch in Warschau ein, wo der Reichstag in Parteien zerrissen war und das Volk sich gegen die Abgeordneten empörte. Anstelle der Selbstverwaltung trat nun die russische Bürokratie, die jedes geistige und wirtschaftliche Leben im Keim erstickte.
    Die in Frankreich und Deutschland lebenden Emigranten faßten jetzt Galizien und Posen für ihre Aufstandspläne ins Auge. In Posen kam ihnen jedoch die preußische Regierung zuvor. In Galizien wandten sich die Bauern gegen die Edelleute und Priester, die sie aufhetzen wollten. Über 2.000 Geistliche und Adelige wurden ermordet. Dies hatte zur Folge, daß der Freistaat Krakau wieder mit Österreich vereinigt wurde.
    Die ins Ausland flüchtenden Freiheitskämpfer wurden in Deutschland lebhaft begrüßt und gefeiert, in Polen aber kam es zu keinem weiteren Aufstand. Erst Jahre später, als Zar Alexander II. Reformen anordnete, geriet das Volk wieder in Bewegung. Dabei hatte der Reformplan, der von dem Polen Wielopolski ausgearbeitet worden war, die Errichtung von nationalen Lehr- und Bildungsanstalten zum Inhalt. Doch der hohe Adel besetzte alle Ämter mit seinen Anhängern, und damit war die demokratische Partei nicht einverstanden. Straßenaufläufe, Mordanschläge und Attentate jagten sich in einem Maße, daß Zar Alexander II. 1862 nicht umhin konnte, den Großfürsten Konstantin zum Stadthalter zu ernennen. Von diesem Tage an lähmte eine geheime Nationalregierung, das sog. Zentralkomitee, jeden Schritt der Russen und machte eine Auseinandersetzung unvermeidlich. Im Januar 1863 war es soweit. Als zur Beseitigung der radikalen Elemente alle jungen Leute rekrutiert werden sollten, sammelten sich die nationalen Kräfte des Landes unter Führung von Langiewicz in den Wäldern und begannen einen Guerillakrieg, in dem wohl hier und dort Vorteile errungen werden konnten, wesentliches jedoch nicht erreicht wurde. Der in Rußland erwachte nationale Geist spornte die Regierung zu energischen Maßnahmen an. Frankreich, England und Österreich intervenierten, aber Preußen sperrte seine Grenzen. Die Intervention wurde dadurch zu einem Schlag ins Wasser. Und doch: die Unterdrückung des Aufstandes bedeutete nicht das Ende des polnischen Nationalbewußseins. Das Volk glaubte an eine Wiedervereinigung aller Gebiete seiner Heimat in Freiheit und war bereit, zur Erreichung dieses Zieles Opfer zu bringen. Vergebens versuchte Rußland die Bauern zu versöhnen, indem es sie mit dem Grundbesitz der nach Sibirien verschickten Edelleute ausstattete. Anders verfuhr man mit der Kirche. Bis auf den Orden der Pauliner in Czenstochau wurden alle Klöster geschlossen, die Behörden aufgehoben und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher