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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten
Autoren: Oliver Buslau
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habe Ihnen doch von Anita Hoffmann erzählt …«
    »Nicht die schon wieder.«
    »Aber es ist wichtig! Wenn Sie in den alten Akten zum Mordfall an der Gülser Brücke nachsehen, werden Ihnen garantiert auch Protokolle über sie in die Hände fallen. Sie war Ramanns Freundin. Sie ist damals von der Polizei befragt worden. Sie hat ihn erschossen.«
    »Gut«, sagte Nickenich. »Fangen wir also noch mal vor zwanzig Jahren an. Das ist sicher besser. Erzählen Sie es mir noch mal ganz genau. Wir haben ja Zeit.«
     
    Mike begann erneut bei der Nacht im Jahr 1982 und ließ sogar die Besteigung des Denkmals nicht aus. An dieser Stelle sah er Nickenich schmunzeln. Er ging sehr schnell auf das Wiedersehen mit Carola über und kam dann auf die wenigen Indizien, die er zur Verfügung gehabt hatte: die Nummer von Anita Hoffmann, die Adresse in Neuwied; dann erzählte er, wie er Frau Ramann und das Foto im Internet gefunden hatte.
    An dieser Stelle hakte der Kommissar ein.
    »Kann ich den Ausdruck aus dem Internet mal sehen?«
    Mike zog die mittlerweile schon ziemlich zerfledderten Blätter aus der Hosentasche. Der Hauptkommissar nahm sie, sah sich das Foto mit dem Denkmalschrott an, rollte mit seinem Bürosessel an einen Computer und klickte ein paar Mal mit der Maus herum.
    »Das mit dem Foto ist wirklich eigenartig«, sagte Nickenich. »Ich kenne die Geschichte des Denkmals ein bisschen. Wie jeder Koblenzer eigentlich. Aber das hier ist mir neu.«
    »Das weiß ich«, sagte Mike. »Ich habe mich bei meinem alten Geschichtslehrer erkundigt. Das ist eine Sensation. 1982 hat das Denkmal offiziell längst nicht mehr existiert.«
    »Willy, kommst du mal«, schrie Nickenich in den Raum, und prompt öffnete sich eine Tür. Ein Mann in Zivil trat ein.
    »Was hältst du von dem Foto hier?«, fragte Nickenich.
    »Woher kommt das?«
    »Angeblich aus dem Internet«, sagte Nickenich.
    »Sehen Sie sich doch das Original an. Die Adresse steht am Rand«, meldete sich Mike.
    Nickenich stand auf und überließ dem Kollegen den Platz am Computer.
    »So, hier haben wir es.«
    »Was sagst du dazu?«, fragte Nickenich.
    Der Mann, der Willy hieß, klickte ein paar Mal auf die Maus. »Ich vergrößere es mal etwas«, sagte er. Er verzog den Mund.
    »Und?«, fragte Mike.
    »Nicht besonders professionell gemacht, aber wenn man sich nicht damit auskennt … Von wann ist das?«
    »1982«, sagte der Hauptkommissar.
    »Dafür ist es allerdings genial.«
    »Danke, Willy«, sagte Nickenich, und der Mann ging wieder.
    »Und?«, fragte Mike.
    »Dieses Foto«, sagte Nickenich, »ist eine Montage. Eine ziemlich gute, das haben Sie ja gerade gehört. 1982 hat man so was noch nicht mit dem Computer gemacht, es war also nicht ganz unaufwändig. Wir müssten überlegen, wo das aufgenommen wurde.«
    »Das habe ich schon rausgefunden«, sagte Mike und erklärte, warum er im Langendorfer Feld war. Er dachte einen Moment nach. »Ich denke, dass dieser Wenzes bei der Montage geholfen hat. Als Künstler hatte er sicher ein Händchen für so was. Womöglich hätte Anita ihn später auch noch beseitigt. Er wusste ja, was dahinter steckte. Das passt zusammen.«
    Mike erzählte von Anitas Versuchen, ihn in die Falle zu locken, von den gefälschten Hinweisen auf die Eiserne Hand und den Parkplatz in Oberwerth.
    »Dann waren Sie tatsächlich nicht allein in dem Haus von Frau Zerwas. Als Sie das Siegel aufgebrochen haben.«
    »Das habe ich doch gesagt.«
    »Aber wenn diese Frau eine mehrfache Mörderin sein soll – warum sind Sie dann noch am Leben? Und außerdem – sie hätte sich doch von Anfang an gar nicht mit Ihnen treffen müssen.«
    »Als Carola mit ihr sprach, muss Anita gemerkt haben, dass sie der Jugendlichen von damals gegenübersaß. Und ihr wurde klar, dass der zweite Zeuge auch bald auftauchen würde. Sie hat uns damals vermutlich von der Brücke aus beobachtet. Ihr dämmerte sicher sehr schnell, wer ich war. Und als sie dann erfuhr, dass das Geld noch da ist, war sie hinter den Dollars her. Sie musste den Zeitungsartikel vor mir finden, und sie fand ihn. Erst dann konnte sie sich wieder darum kümmern, mich zu beseitigen.«
    »Ach ja, das Geld«, sagte Nickenich. »Wo soll das denn nun sein? Haben Sie da auch was rausgekriegt?«
    Mike erzählte, wie er auf den Artikel gekommen war, in dem es um Carolas Kletterei am Felsen von Ehrenbreitstein ging.
    »Das erscheint mir alles sehr abenteuerlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort ein Geldkoffer über zwanzig
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