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Schach Mit Einem Vampir

Schach Mit Einem Vampir

Titel: Schach Mit Einem Vampir
Autoren: Dirk Krüger
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muss hier schnellstens heraus , peitschten die Gedanken durch den Kopf des Detektivs. Wie im Fieber suchte Fraizer nach einer Möglichkeit, den Steinkessel zu verlassen. Es gab nur eine Lösung für dieses Problem: Er musste den Tisch unter das Loch in der Decke stellen und die zwei Stühle darauf stapeln. Nur so konnte er den Abstand zum Ausweg verringern. Doch er ahnte schon, dass der Höhenunterschied dann immer noch zu groß sein würde, um an die Kante aus Stein zu gelangen. Und der Sarg aus der Nische? Dieser war zu morsch und er würde unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Dabei konnte er sich leicht das Genick brechen. Außerdem bewachte eine Rattenschar die marode Totenkiste. Er musste sich mit den zur Verfügung stehenden Dingen begnügen und hoffen … Er blickte, während er die Möbel nach seinen Vorstellungen anordnete, auf die flackernden Kerzen. Sie waren weit heruntergebrannt. Das hieß im Umkehrschluss, dass eine erhebliche Zeitspanne verstrichen war, seitdem er niedergeschlagen worden war. Diese Tatsache beflügelte sein Handeln und gab ihm eine ungeahnte Kraft.
    Wie groß ist der Vorsprung der Bestie? Der Gedanke daran, was diese furchtbare Kreatur seiner Frau antun könnte, trieb ihn zur Höchstleistung an. Er fühlte sich eigenartig kräftig. Gleichzeitig verspürte er einen Schwindel in seinem Kopf. Doch das wunderte ihn keineswegs. Sicher war dies eine Ursache des Aufpralls gegen die harte Steinwand. Aber seltsamerweise nahm er keine Schmerzen wahr. Anscheinend ließ die Besorgnis um seine Frau seine Nerven gegen den unangenehmen Reiz abstumpfen. Nun standen die Stühle übereinander auf dem Tisch. Fraizer kletterte geschickt nach oben. Der wackelige Möbelturm schwankte bedenklich, aber er hielt. Der Abstand zum Loch in der Decke betrug aber noch immer fast zwei Meter.
    Unmöglich , hämmerte es Fraizer durch den Schädel. Aber er hatte nur diese eine Wahl. Es gab keine andere Möglichkeit, dem Gefängnis zu entkommen und seiner Frau zur Hilfe zu eilen. Er ging in die Hocke, konzentrierte sich und sammelte noch einmal seine gesamte Energie. Dann stieß er sich mit aller Kraft ab. Wie eine Feder spannte er seinen Körper an und er riss die Arme in die Höhe. Urplötzlich, er konnte es selber kaum fassen, griffen seine Hände auf kalten Stein und ließen ihn nicht mehr los. Er hatte das Unwahrscheinliche gewagt und die Kante erreicht. Mühelos zog er seinen derangierten Körper nach oben. Dann stand er im Backsteingang. Er warf einen letzten Blick hinunter in das Verließ und auf die schöne Tote. Was hatte er dort für ein Grauen erleben müssen. Und welch furchtbare Dinge hatte er in diesem Gefängnis als schaurige Realität akzeptieren müssen – Dinge, die er früher nie für möglich gehalten hätte. Er rannte los. Es galt, seine geliebte Frau Christien vor der furchtbaren Rache des Vampirs zu bewahren. Wie ein Wahnsinniger hetzte der Privatdetektiv durch den engen Gang. Dabei zertrat er eine sehnige Ratte, die noch versuchte davonzuhuschen, aber seinem Lauf nicht mehr ausweichen konnte. Fraizer beachtete das bedauernswerte Tier nicht, es war ihm vollkommen gleichgültig. Seine Gedanken kreisten um seine Frau und um den unheimlichen Vampir. Er hoffte, dass es draußen noch hell war. Denn wie hatte Professor Ashwill ihm gesagt: Tageslicht tötet Vampire! Erst jetzt erkannte Fraizer die ganze Brillanz und die Größe des alten Gelehrten. Denn hatte er den Vampir und seine Taten nicht exakt analysiert? Fraizer schämte sich dafür, dem Wissenschaftler keinen Glauben geschenkt zu haben. Das hätte ihm so manche böse Überraschung erspart und vermutlich auch das Leben von Miss Klara Meyers gerettet. Und seiner Skepsis gegenüber dem Mysteriösen, dem Unwahrscheinlichen war es letztendlich zuzurechnen, dass nun auch das Leben seiner Frau gefährdet war …
    ***
    Er hatte den schmalen Gang aus den gemauerten roten Backsteinen verlassen und war in den betonierten Wartungsschacht der U-Bahn emporgestiegen. Von dort aus rannte er zurück zur Tür mit der Nummer 178. Er öffnete sie vorsichtig und spähte in die Fahrröhre hinein. Erst als er sich vergewissert hatte, dass kein Zug kam, sprang er aus dem Gang heraus, überquerte die Schienen und erreichte den Bahnsteig. Niemand achtete auf Fraizer, als er an den Passanten vorbeihetzte, oder es interessierte niemanden, woher er kam und wohin er lief. Schließlich verließ er die unterirdischen Katakomben der Metro und rannte ins nahe Parkhaus, um
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