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Schach Mit Einem Vampir

Schach Mit Einem Vampir

Titel: Schach Mit Einem Vampir
Autoren: Dirk Krüger
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deshalb, um hundertprozentige Gewissheit zu haben ...“
    „Sie wollen mit Ihrem Handeln also nur Ihre Nahrungsreserven schonen? Habe ich Ihre Aussage richtig verstanden?“
    „Sie können so sarkastisch sein, wie Sie wollen, Mr. Fraizer. Es ist mir egal. Fakt ist, dass sich männliche Vampire gegenseitig auszulöschen versuchen. Und diese Kämpfe machen einen auf Dauer müde. Und Sie haben richtig verstanden, dass ich die Menschheit schonen möchte. Denn wo sollte das köstliche Blut herkommen, wenn es auf diesem Planeten nur noch Vampire gäbe?“ Fraizer spukte vor dem bleichen Untoten aus.
    „Sie ekeln mich an, Sie verdammter …“ Das Gespräch wurde durch ein Geräusch unterbrochen, das die Aufmerksamkeit beider Kontrahenten auf sich zog. Die Tote am Boden regte sich!
    „Oh, Mister Fraizer. Bitte merken Sie sich, was Sie mir sagen wollten. Sicher war es etwas Interessantes … Jedoch entschuldigen Sie bitte die Störung, aber meine Braut erwacht. Ich werde ihr beim Aufstehen behilflich sein müssen. Sie ist noch ziemlich schwach und deshalb etwas wackelig auf ihren schönen Beinen. Außerdem ist sie verwirrt über ihre neue Existenz: über ihre neuen Fähigkeiten und die Tatsache, dass ihre Sinnesorgane um einiges besser funktionieren als in ihrer menschlichen Gestalt.“ Schnell trat der Vampir auf Miss Meyers zu. Sie hatte sich aufgesetzt. Ihr Blick blieb starr auf dem Detektiv hängen, schien jedoch durch ihn hindurchzugehen. Dann glitt er langsam auf den Vampir. Miss Meyers schien keinerlei Angst vor ihm zu haben. Im Gegenteil. Es kam Fraizer so vor, als bestünde eine Art Vertrautheit zwischen den beiden. Der Vampir war für Sekunden von dem Privatermittler abgelenkt. Das nutzte dieser aus. Fraizer griff blitzschnell unter sein Hosenbein und zog den spitzen Eichenpflock aus seinem Strumpf hervor. Er versteckte ihn hinter seinem Rücken. Gerade noch rechtzeitig.
    „Sehen Sie, Steve? Miss Meyers geht es gut. Ihre Kräfte kehren in ihren Körper zurück. Kräfte, von denen Sie sich keine Vorstellung machen können. Komm, meine Liebe, erhebe dich.“ Mit diesen Worten reichte der Untote seiner Braut die Hand und half ihr auf die Beine. Noch etwas orientierungslos sah Miss Meyers durch den Raum, gewann dabei aber überraschend schnell an Standfestigkeit und ein bösartiges Funkeln übernahm in ihren Augen die Oberhand, löste die Verwirrung in ihrem Blick ab. Ihr leichtes Kleid war verschmutzt und eingerissen, einer der Spaghettiträger war ihr über die schmale Schulter gerutscht. Der Vampir küsste sie sanft auf die zarte Haut des Rückens. Doch der Körper schien jetzt einer Toten zu gehören, anders als zu ihren Lebzeiten, als sie einen frischen, rosigen Teint besaß und Lebenslust versprühte. Nun wirkte sie bleich und strahlte eine eisige Kälte aus. Der Schachspieler trat zum Tisch zurück. Fraizer hatte sich mittlerweile erhoben und sich hinter seinem Stuhl positioniert, gerade so, als böte dieser ihm einen gewissen Schutz vor dem unheimlichen Duo.
    „Nun, Mister Fraizer … Wir sind ganz offensichtlich an das Ende des Spiels und unserer nicht sehr fruchtbaren Konversation angekommen. Unsere kleine Exkursion in Sachen Spielfreude hat mir dennoch außerordentlich viel Spaß bereitet und es war eine willkommene Abwechselung in meinem zuvor tristen Dasein. Fanden Sie unser Spiel nicht auch erfrischend? Doch leider endet jedes Spiel einmal. Sehen Sie bitte meine Braut an. Ja, sie ist nun ein Wesen, wie ich es bin. Ein Nachtwandler! Wenngleich auch unbestritten attraktiver. Doch sie hat etwas, Mister Fraizer, was ich im Moment nicht verspüre …“ Der Detektiv blickte den Vampir fragend an. Dieser kippte die Spielfigur des Königs auf Fraizers Seite des Schachbretts um. Ein symbolisches Zeichen für die Niederlage des Detektivs.
    „Sie hat Hunger!“, fuhr er kalt mit seinem Satz fort. Und während Fraizer seinen Kopf Miss Meyers zuwandte und er, statt in die Gesichtszüge einer attraktiven jungen Frau zu blicken, eine hässliche Vampirfratze sah, hörte er noch die Bestie neben sich sagen: „Schachmatt, mein Lieber.“ Dann wurde er urplötzlich und in einem rasanten Tempo mit dem Angriff der Vampirin konfrontiert. Es war mehr ein Reflex als eine geplante Abwehrreaktion, die Fraizer den Pflock in die Höhe reißen ließ. Denn er sah das hungrige heranrasende Geschöpf kaum. Das spitze Holz durchbohrte das leichte Kleid, durchbrach den Leib und stieß in das Herz der Angreiferin vor. Schreiend
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